Zusammenfassung
Geprüft wird die Hypothese eines im Lebenslauf zunehmenden politischen Konservatismus. Angenommen wird, dass politische Einstellungen durch das Elternhaus geprägt sind und in der Jugend stärker auf Wertansprüchen basieren, sich im Lebenslauf aber aufgrund zunehmender Erfahrungen und Investitionen in Beruf und Familie hin zu einer stärkeren Anerkennung von Sachzwängen verschieben und sich dies auch im Wahlverhalten zeigt. Datenbasis ist das Kölner Gymnasiastenpanel (KGP), eine Kohorte ehemaliger nordrheinwestfälischer Gymnasiasten. Neben der Parteineigung der Eltern 1969/1970 und dem Wahlverhalten der Befragten bei den Bundestagswahlen zwischen 1972 und 2009 sowie deren politischen Einstellungen im Alter von 30, 43 und 56 Jahren enthält das KGP auch detaillierte Informationen zur sozialen Herkunft und den privaten beruflichen Lebensläufen der Befragten. Neben einer überwiegenden Stabilität im Wahlverhalten zeigen die Analysen, dass ein Wechsel von links nach rechts häufiger ist als umgekehrt.
Wer mit 19 kein Revolutionär ist hat kein Herz
Wer mit 40 immer noch ein Revolutionär ist hat keinen Verstand
(Theodor Fontane)
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Notes
- 1.
EB16 umfasste eine Befragung der Schüler, Eltern, Lehrer und Direktoren (GESIS-ZA-Studie Nr. 600, 639, 640, 996) und wurde vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. WB30 (GESIS-ZAStudie Nr. 1441), WB43 (GESIS-ZA-Nr. 4228) und WB56 (GESIS-ZA-Nr. 5648) wurden von der DFG, der wir für ihre Unterstützung danken, finanziert. Das KGP wird ausführlicher von Birkelbach (2017) beschrieben.
- 2.
Zwischen (bewussten) Nichtwählern und fehlenden Angaben, etwa wegen mangelnder Erinnerung oder expliziter Antwortverweigerung, ist im Datensatz praktisch nicht zu unterscheiden. Sonstige Parteien wurden nicht differenziert erhoben.
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Birkelbach, K., Meulemann, H. (2020). Wird man im Alter konservativer? Bundestagswahlen einer Kohorte ehemaliger Gymnasiasten bis zum 56. Lebensjahr. In: Mays, A., et al. Grundlagen - Methoden - Anwendungen in den Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15629-9_27
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-15629-9_27
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