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Kunstsoziologie

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Critical Studies
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Zusammenfassung

Im deutschsprachigen Raum erlebt die Kunstsoziologie in den letzten Jahren einen Aufschwung, just in dem Moment, in dem ihr Monopol auf den Gegenstand, den Zusammenhang von „Kunst“ und „Gesellschaft“, sich im transversalen Raum der Wissensproduktion kaum aufrecht erhalten lässt. Aufgrund der sozialen Veränderungen, welche Kunst umgeben, so die These, muss „kritische Kunstsoziologie immer auch materialistische Kultursoziologie“ sein. Fünf Gegenstandsbereiche grenzt der Beitrag hierzu ein: 1) Künstler_innen bzw. die Frage, wie wer zum/zur Künstler_in wird; 2) Institutionen und Organisationen, bzw. wie sie mit Künstler_in, Kunstwerk und Publikum zusammenwirken; 3) Betrachter_innen oder Publikum; 4) Auftraggeber_innen, Käufer_innen und Markt; 5) Werke bzw. künstlerische Produktionen selbst.

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Notes

  1. 1.

    Die organisatorische Verfasstheit ist selbstverständlich ebenso wenig alleiniges Kriterium für das Bestehen oder die Lebendigkeit einer Disziplin wie allein die Anzahl an Buchtiteln. Kunstsoziologische Studien hat es, wenn auch wenige, auch im deutschsprachigen Raum gegeben und erst recht theoretische Diskussionen. Nur wurden letztere eben weniger in soziologischen als kunst- und im weiteren Sinne kulturtheoretischen Zeitschriften geführt wie etwa den Berliner Texte[n] zur Kunst, in der Wiener Springerin oder in den Webjournals wie den vom „Europäischen Institut für progressive Kulturpolitik“ betriebenen Projekten Translate und Transversal (http://www.eipcp.net/).

  2. 2.

    Nicht nur die Institution selbst, sondern auch die Praktiken des Lehrens unter sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen stehen im Fokus der Forschung, wenn auch bislang eher marginalisiert. Vgl. hierzu v. a. Gielen und De Bruyne 2012.

  3. 3.

    Nochlin macht drei Reaktionen aus feministischer Sicht aus: Erstens wurde eine Sucharbeit begonnen (und dabei „Köder samt Angel“ geschluckt) nach Beispielen „wichtiger und zu wenig gewürdigter Künstlerinnen aus der Geschichte“ (Nochlin 1996, S. 29). Zweitens wurde eine Verlagerung vorgenommen und versucht nachzuweisen, dass es in der Kunst von Frauen eine andere, nur nicht anerkannte Form der ‚Größe‘ gebe, die es zu begründen gelte. Problematisch daran sei nicht nur die homogenisierende und essenzialisierende Vorstellung von Weiblichkeit, sondern auch die dahinterstehende Vorstellung von Kunst: „der naive Gedanke, Kunst sei der direkte persönliche Ausdruck individueller emotionaler Erfahrung, eine Umsetzung persönlicher Lebenserfahrung in Bilder. Genau das ist Kunst fast nie, und große Kunst schon gar nicht“ (Nochlin 1996, S. 31). Drittens schlägt sie dann selber vor, die „Implikationen der Ausgangsfrage“ zu hinterfragen. Wie die Fragen formuliert seien, präge die Art und Weise des Nachdenkens. Die Gründe für die relative Abwesenheit von Frauen als Produzentinnen in der Kunstgeschichte liege nicht „in unseren Sternen, Hormonen, unseren Menstruationszyklen oder leeren Körperinnenräumen, sondern in unseren Institutionen und unserer Erziehung, wobei Erziehung alles umfaßt, was uns vom Augenblick unseres Eintritts in diese Welt bedeutungsvoller Symbole, Zeichen und Signale widerfährt“ (Nochlin 1996, S. 32).

  4. 4.

    Allerdings macht sie hier ebenfalls sehr deutlich, was auch heute noch gilt: Die „erwähnten Millionen der Museumsbesucher, Bilder- und Reproduktionskäufer etc. sind vom Standpunkt der technologischen Gesellschaft und ihrer ‚Kulturindustrien‘ keineswegs ein Massenpublikum, sondern beschränken sich zahlenmäßig im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung auf eine Minderheit: die des zu Wohlhabenheit gelangten Mittelstandes“ (Deinhard 1967, S. 121).

  5. 5.

    Deinhard führt diese Verknüpfung von Preis und Prestige auf eine Besonderheit der US-amerikanischen Kultur zurück, in welcher der individuelle Erfolg viel stärker als in Europa über materielle Gegenstände Anerkennung finde. In Europa besitze Bildung aufgrund der Überreste von feudalen und bürgerlichen Strukturen demgegenüber noch Prestige, das sie in den USA nicht besitze.

  6. 6.

    Zur aktuellen Debatte zum Verhältnis von Symbol- und Warenwert der künstlerischen Arbeit vgl. verschiedene Beiträge in Munder und Wuggenig 2012 und die Ausgabe der Zeitschrift Texte zur Kunst zum Thema „Die Wertfrage“, Dezember 2012, 22. Jg., Heft 88.

  7. 7.

    Zur Debatte darum vgl. etwa die Beiträge in Mennel et al. 2010.

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Kastner, J. (2016). Kunstsoziologie. In: Gaugele, E., Kastner, J. (eds) Critical Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10412-2_8

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