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Die Pluralisierung der Autonomie. Eine soziologische Untersuchung über die freien Berliner Projekträume

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Autonomie der Kunst?

Part of the book series: Kunst und Gesellschaft ((KUGE))

Zusammenfassung

Anhand der Ergebnisse einer Untersuchung über die Berliner Projekträume zielt der Artikel darauf, deren Positionierungsstrategien im Feld der Kunst zu rekonstruieren. Die dabei verfolgte These ist, dass es sich bei den Selbstzuschreibungen – wie off, unabhängig, frei, alternativ – um Autonomiepostulate handelt, die jedoch im Einzelnen auf unterschiedlichen Grenzziehungen beruhen. Theoretisch und konzeptionell greife ich dabei auf die Arbeiten Pierre Bourdieus zurück. Vor allem dessen kunstsoziologische Untersuchung (Bourdieu 1999) und die dort zur Anwendung gebrachte Theorie kultureller Felder bieten hierfür einen wichtigen Anknüpfungspunkt. Zugleich fordern jedoch die zutage geförderten Befunde über die Berliner freie Szene die Feldtheorie mit ihren autonomietheoretischen Implikationen heraus und machen eine Revidierung im Sinne einer Pluralisierung der Autonomie notwendig.

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Notes

  1. 1.

    Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Herausgeberinnen des Sammelbands, Nina Tessa Zahner und Uta Karstein, für die kontinuierliche, kritische und konstruktive Unterstützung herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt auch Ulf Wuggenig für seine sorgfältige Lektüre und anregende Kritik.

  2. 2.

    Vgl. Bowie (1992).

  3. 3.

    Die im Deutschen bzw. Englischen gängige Übersetzung als „Massenproduktion“ bzw. „large-scale production“ ist insofern etwas irreführend, als auch bürgerliche Kunst mit ihrem sozial auf ökonomisch Privilegierte konzentrierten Adressatenkreis unter diesen Begriff fällt.

  4. 4.

    Sie übernimmt teilweise die These des Kunstkritikers Tomkins (2007, S. 71). Vgl. für eine ausführliche Darstellung Wuggenig und Rudolph (2013, S. 316–317).

  5. 5.

    Der Begriff „Galerie“ hatte noch in den 80er Jahren eine offenere Bedeutung, die etymologisch – nach „galleria“, also dem Bogengang in dem Kunstwerke ausgestellt wurden – prinzipiell auf den Akt des Ausstellens verwies. Im Zuge der in den letzten zwei Jahrzehnten im Kunstfeld zunehmenden Ökonomisierung wurde der Begriff auf die Beschreibung eines Verkaufsraums reduziert. Die Begriffsumwandlung und -emergenz der Termini Galerie und Projektraum sind starke Hinweise für eine fortschreitende Ausdifferenzierung des Kunstfeldes (Marguin 2015).

  6. 6.

    Für eine kartographische Darstellung dieser Entwicklung, vgl. die auf der Basis der Untersuchung entwickelte interaktive Karte: http://www.projektraeume-berlin.net/interaktivekarte/.

  7. 7.

    S. Statement hier: http://www.projektraeume-berlin.net/netzwerk/statements/#12519310cb88e95806d1c0e8a93251c5 (abgerufen am 3.6.2015).

  8. 8.

    Zum Auftreten der Projekträume als „öffentlichem Problem“ in der Berliner Kulturpolitik vgl. Marguin (2014).

  9. 9.

    Vgl. das Selbstverständnis des Projektraums auf seine Internetseite: http://www.artlaboratory-berlin.org/html/de-team.htm.

  10. 10.

    Statement Art Laboratory Berlin zum ersten Projektraumpreis, 2012: http://artlaboratory-berlin.org/assets/pdf/ALB_statement_for_prize_DE_ENG.pdf (abgerufen am 5.10.14).

  11. 11.

    Art Laboratory Berlin bietet ein Vermittlungsprogramm, die als „individuell“ gekennzeichnet ist: sie organisieren KünstlerInnen- und KuratorInnen-Gespräche, bitten auch Kinderworkshops um die Inhalten der Ausstellungen an einem breiteren Publikum näher zu bringen (s. hier auf der Internetseite von Art Laboratory Berlin: http://www.artlaboratory-berlin.org/html/de-team.htm). Dieses Vermittlungsprogramm steht aber nicht in der Opposition zu einer autonomen Haltung, insofern dass sie von dem Ideal der kulturellen Demokratisierung und nicht der kulturellen Demokratie geprägt ist (Bellavance 2000). Es geht hier darum nicht die Kunstwerke nach den Erwartungen des Publikums zu richten (was eine heteronome Haltung kennzeichnet), sondern Vermittlungsprogramme für ein breiteres Publikum zu schaffen, um eine mögliche Annäherung zu den radikaleren Kunstwerken zu erleichtern.

  12. 12.

    Vgl. das Programm auf der Internetseite des Projektes.

  13. 13.

    Projekträume tragen in bestimmten Netzwerken auch zur Internationalisierung der Kunst bei (Moulin 2002; Buchholz und Wuggenig 2005; Buchholz 2008). Mich interessiert hier aber vor allem die Positionierung der Projekträume im Berliner Kunstfeld, was nicht heißt, dass nicht auch andere Verankerungen z. B. im globalen Kunstfeld existieren (Buchholz 2013).

  14. 14.

    Vgl. das Programm Synapse 2011: http://hkw.de/en/programm/projekte/2011/synapse/synapse_2011_start.php.

  15. 15.

    Vgl. http://www.projektraeume-berlin.net/netzwerk/statements/#12519310cb88e95806d1c0e8a93251c5.

  16. 16.

    Ab 2012 wird nur noch dieser Ausdruck benutzt: http://54371083.swh.strato-hosting.eu/www.projektraeume-berlin.net/public/wp-content/uploads/2014/09/BerlinerNetzwerkfreierProjektraeume_Selbstverstaendnis_02-2012.pdf.

  17. 17.

    „Die KW Institute for Contemporary Art starten die neue Serie ONE NIGHT STAND in Kooperation mit dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen mit einem PROLOG in Form einer offenen performativen Installation. Anschließend wird das Netzwerk innerhalb dieses neuen Formats in unterschiedlichen Abständen in den KW präsent sein“ Internetseite der Kunstwerke: http://www.kw-berlin.de/de/events/one_night_stand_prologue_412.

  18. 18.

    Vgl. das Selbstverständnis von Schinkel Pavillon auf ihrer Internetseite: www.schinkelpavillon.de.

  19. 19.

    „Der Popularität des Ausstellungsorts hat es sicher nicht geschadet, dass Landwehr parallel noch das Promi-Restaurant Grill Royal ins Leben gerufen hatte sowie die Society-Kantine Pauly Saal in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule.“ (Gesine Borcherdt, „Hinter Honeckers Tresen“ in: Die Zeit, 26.4.2013: http://www.zeit.de/kultur/kunst/2013-04/schinkel-pavillon-berlin).

  20. 20.

    „Die Künstler realisieren hier Projekte, die lebendiger, rockiger sind als anderswo. Sie beziehen oft das Publikum mit ein – allein schon weil unsere Eröffnungen mit rund 2.000 Gästen so voll sind, dass die Leute immer mitten in der Kunst und nicht davor stehen“ (Nina Pohl im Interview mit Gesine Borcherdt, op.cit).

  21. 21.

    „Jede rappelvolle Vernissage ist ein unterhaltsames Show off“ (Gabriela Walde, „Preis für Schinkel Pavillon – Nina Pohls Sinn für Magie“, in Berliner Morgenpost vom 10.2.13: http://www.morgenpost.de/kultur/berlin-kultur/article113516071/Preis-fuer-Schinkel-Pavillon-Nina-Pohls-Sinn-fuer-Magie.html).

  22. 22.

    „Selbst mächtige, weltweit agierende Galerien wie Gagosian fragen derweil an, ob sie hier mal ausstellen können, erzählt Nina Pohl. Und große Künstler. Wer, wird freilich nicht verraten. Pohl ist diskret, sie ist als clevere Networkerin bekannt, schon zu Düsseldorfer Zeiten“ (Ebd.).

  23. 23.

    Vgl. http://www.schinkelpavillon.de/de/ausstellungen/aktuell-vorschau/auktion/.

  24. 24.

    Vgl. http://www.art-magazin.de/szene/35191/off_spaces_berlin.

  25. 25.

    „Participating in artist-led ventures has become an unexamined convention, the unspoken ‚guarantee‘ of professional artistic status“ (Suchin 1998, S. 107).

  26. 26.

    Siehe Internetseite der Berliner Liste: www.berliner-liste.org/.

  27. 27.

    Der Journalist Tobias Timm macht die Überlappung der beiden Logiken deutlich: „Schierloh und van Liefland [Gründer des Autocenter] haben sich für die Auktion mit Experten zusammengetan, das Auktionshaus Phillips de Pury wird den Auktionator Henry Allsopp aus London schicken. Und hoffentlich werden auch Sammler kommen und die Preise für die zusammengetragenen Lose in Bietgefechten ordentlich in die Höhe heben. Damit diejenigen Künstler, die noch kein Geld mit ihrer Kunst verdienen, auch in Zukunft einen großen, traditionsreichen Ausstellungsort in Berlin haben. Und damit das Autocenter weiterhin frei von kommerziellem Druck agieren kann. Mit ihrer Auktion schreiben Maik Schierloh und Joep van Liefland auch ein neues Kapitel in der Geschichte der an Anomalien und Paradoxien“ so

    „Es heißt: Kaufen für den Antikommerz!

    “ im Artikel „Kaufen um Gutes zu tun“, in: Die Zeit, n°35/2011, abrufbar unter http://www.zeit.de/2011/35/Kunstmarkt (abgerufen am 5.10.14).

  28. 28.

    Das Tacheles wurde 2012 endgültig geräumt.

  29. 29.

    Siehe die Internetseite vom ehemaligen Kunsthaus Tacheles: http://www.kunsthaus-tacheles.de/institution/history/.

  30. 30.

    Dpa „Das Kunsthaus Tacheles und der Hype um Berlin“, in Focus online, 18.7.2010, http://www.focus.de/kultur/diverses/gesellschaft-das-kunsthaus-tacheles-und-der-hype-um-berlin_aid_531566.html.

  31. 31.

    Zu dieser Debatte s. auch Hunter (1997).

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Marguin, S. (2017). Die Pluralisierung der Autonomie. Eine soziologische Untersuchung über die freien Berliner Projekträume. In: Karstein, U., Zahner, N. (eds) Autonomie der Kunst?. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10406-1_13

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