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Die Generationsmetaphorik in soziologischen Gegenwartsdiagnosen

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Metaphern soziologischer Zeitdiagnosen
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Zusammenfassung

Nicht nur die Reklame gebraucht nackte Haut als Blickfang; die Schwelle des traditionell reglementierten Zugangs zu fotografischen sowie filmischen Darstellungen des Geschlechtsakts ist in Zeiten des Internet niedrig wie nie. Außerdem findet sich im Alltagssprachgebrauch der Jugendlichen eine Menge sexuell konnotierter Ausdrücke. Der Befund einer pornografisierten Gesellschaft scheint vor allem dort zum Problem zu werden, wo junge Menschen unter Zugzwang geraten und, durch einschlägiges Filmmaterial inspiriert, ihre ersten sexuellen Erfahrungen gleich im Modus für Fortgeschrittene, also mit Fesselspielen, Sexspielzeug oder in der Gruppe machen müssen. Die These von der Generation Porno geht von einer für eine ganze Alterskohorte prägenden und dadurch kollektiven Primärerfahrung aus, welche sich von vorangegangenen Generationen signifikant unterscheidet.

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Notes

  1. 1.

    Dass Wissenschaftssprache ‚esoterisch‘ sein muss, hält bereits Émile Durkheim (1970, S. 222) fest wenn er auf die Notwendigkeit der Entwicklung einer möglichst präzisen Wissenschaftssprache hinweist, die nicht mit alltagssprachlichen Konzepten vermischt und deshalb dem Common Sense unzugänglich ist.

  2. 2.

    Ein großer Metaphernlieferant der soziologischen Zeitdiagnostik ist Ulrich Beck aus dessen Werk diese Begriffe entnommen wurden.

  3. 3.

    Dass das Generationskonzept im Rahmen soziologischer Gegenwartsdiagnostik zu sehen ist, erscheint als naheliegend, wurde aber bislang kaum umgesetzt (Dimbath 2015).

  4. 4.

    Es ist nicht leicht, eine Sprachanalyse wissenschaftlicher Texte anzustellen, ohne die dabei gewonnenen Einsichten auf die eigene Textproduktion zu beziehen. Die Reflexion über Metaphern und auch des für die wissenschaftliche Kommunikation tradierten Gebots zu ihrer Vermeidung hat im vorliegenden Text nicht dazu geführt, den individuellen Sprachstil des Verfassers zu verändern. Ich bitte also um Verständnis, wenn ich bei den folgenden Überlegungen zu Metaphern und Metaphorik weiterhin intuitiv Metaphern verwende.

  5. 5.

    Vgl. hierzu auch die Übersicht ‚verbotener‘ Stilelemente in der Wissenschaftskommunikation bei Harald Weinrich (1990, S. 8 ff.).

  6. 6.

    Eine habitualisierte Metapher ist ein bildhafter Begriff, der sich im Sprachgebrauch soweit eingelebt hat, dass man sich seiner Bildhaftigkeit nicht mehr bewusst ist – die ursprüngliche Metapher ist zum Eigennamen geworden. Bei der toten Metapher wurde der vormals bildhafte Bedeutungsaspekt völlig vergessen.

  7. 7.

    Dimbath (2012) bezeichnet dieses Phänomen im Bereich der Alltagssprache als „semantischen Paravent“.

  8. 8.

    Osrecki (2011) setzt sich in seiner Abhandlung über die Diagnose-Gesellschaft kritisch mit dieser Sozialfigur des öffentlichen Intellektuellen auseinander.

  9. 9.

    Ansätze mit Blick auf ein entsprechend soziologiesoziologisches oder wissenssoziologisches Forschungsinteresse finden sich zum Beispiel bei Neidhardt (2010).

  10. 10.

    Vor allem in den zeitdiagnostischen Büchern Ulrich Becks oder auch bei Peter Gross ist die Dichte an prachtvollen Metaphern so hoch, dass schon die Entscheidung für illustrative Beispiele eine besondere Herausforderung ist, weshalb von einer Auflistung oder Sortierung in diesem Beitrag abgesehen wird.

  11. 11.

    Die drei tradierten Verbote in der wissenschaftlichen Kommunikation sind gemäß der Darstellung von Weinrich (1990) die Verwendung der Ich-Form, der Gestus des Erzählens und eben der Gebrauch von Metaphern.

  12. 12.

    Eine solche wird von Leggewie (1995) beschrieben. Sein Buch Die 89er. Porträt einer Generation versammelt viele zeit- und sozialgeschichtliche Spezifika, die das Hervortreten einer entsprechenden Generationsgestalt erwartbar machen. Am Ende seiner Überlegungen muss Leggewie jedoch konstatieren, dass die 89er weder über einen typischen Ort noch über eine ‚eigene‘ Zeit verfügen.

  13. 13.

    Eine medienwissenschaftlich informierte Betrachtung der Konstruktionsprinzipien solcher Generationsgestalten stellt Bohnenkamp (2011) an.

  14. 14.

    Diese Information findet sich in dem Überblickswerk von Strauss und Howe (1992).

  15. 15.

    Dazu gehören medien- oder technologieorientierte Bezeichnungen wie die bereits erwähnten Millenials, Generation @, Internet Generation, Generation Facebook aber auch sozial- oder kulturkritische Konzepte wie die eingangs beschriebene Generation Porno, die Generation doof, der ein fehlendes Interesse an Allgemeinbildung und grundlegenden Kulturtechniken attestiert wird (Bronner und Weiss 2008) oder die Generation Praktikum, der der Zugang zu beruflichen Positionen und gesicherten Beschäftigungsverhältnissen verwehrt zu sein scheint (vgl. hierzu kritisch Briedis und Minks 2007).

  16. 16.

    Hier zeichnet sich der Unterschied zum Diskussionsbeitrag Bilsteins (1996) ab, der die Metaphorik des Generationsverhältnisses diskutiert. Dort geht es nicht um ein zeitdiagnostisches Generationsverständnis, sondern um Fragen des Verhältnisses von Jung und Alt.

  17. 17.

    Erst im letzten Aufsatz des Buches ziehen Beck und Beck-Gernsheim (2007) eine fast mannheimianische Konsequenz. Sie stellen fest, dass es längst eine Gruppe von Personen gibt, die unter den Bedingungen der Globalisierung agiert und die das Projekt der Entgrenzung vorantreibt. Allerdings fehle dieser Gruppe jede Form von Kollektivbewusstsein. Im spekulativen Credo werden schließlich Hinweise darauf gegeben, warum die unter globalisierten Bedingungen handelnden Akteure wie eine Generation zu begreifen seien.

  18. 18.

    Zum Begriff der kühnen Metapher vgl. Weinrich (1963).

  19. 19.

    Der vielsagende Platzhalter entspricht dem Konzept des „semantischen Paravents“ nach Dimbath (2012).

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Dimbath, O. (2016). Die Generationsmetaphorik in soziologischen Gegenwartsdiagnosen. In: Junge, M. (eds) Metaphern soziologischer Zeitdiagnosen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07080-9_8

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