Zusammenfassung
Der Begriff der Postdemokratie hat breite Resonanz in Wissenschaft und politischer Öffentlichkeit gefunden. Dabei enthält er, in seinem empirischen Gehalt insbesondere von Colin Crouch geprägt, Implikationen auf einer Vielzahl von Betrachtungsebenen. In diesem Beitrag soll es darum gehen, eine analytische Fassung des Begriffs zu umreißen und der Frage nachzugehen, inwiefern die Postdemokratie als ein politisches Regime mit systematisch abgrenzbaren Merkmalen verstanden werden kann.
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Notes
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Ohne unmittelbar auf Institutionen der sozialen Demokratie einzugehen, dient diese jedoch als Hintergrundbedingung für die Realisierung beider Normen. Denn die effektive Nutzung formaler demokratischer Rechte und Verfahren bedarf nicht nur der formellen sondern auch materiellen Inklusion der Bürger.
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Als ein weiteres Merkmal der Postdemokratie könnte noch der „Verfall politischer Kommunikation“ (Crouch 2008, S. 35–38) durch die Quasi-Kommerzialisierung der Politik ergänzt werden. Da dies für die Fragestellung des Beitrages von nachgeordneter Bedeutung erscheint, soll im Folgenden nicht weiter darauf eingegangen werden.
- 4.
Allerdings hängt die klare Unterscheidbarkeit immer auch vom Anspruchsniveau an die Regimebegriffe ab. Während zum Beispiel ein „schlanker“ Demokratiebegriff, der sich im Wesentlichen auf das Kriterium von Wahlen konzentriert, eine klare Unterscheidung gewährleistet, ist ein „breiter“ Demokratiebegriff sensibler für Rahmenbedingungen der Demokratie, läuft aber Gefahr, Kernbestandteile der Demokratie zu verwässern.
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Aus einer wissenschaftshistorischen Perspektive erscheint dies allerdings verständlich, da sich die Debatte im Kontext der Demokratisierungsforschung entfaltete.
- 6.
Auf wissenschaftstheoretische Probleme der Bildung von Regimetypologien und den aus verschiedenen Konzeptualisierungsstrategien resultierenden Fallstricken kann hier nicht eingegangen werden. Siehe dazu den Beitrag von Köhler und Warkotsch (2010).
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Wahlen in autoritären Regimen erfüllen faktisch ganz andere Zwecke als die Besetzung politischer Ämter, wie zum Beispiel Massenmobilisierung oder Ausübung von Kontrolle (Gandhi und Lust-Okar 2009).
- 8.
Dies ist der Kontext des Schwellenlandes, dessen demokratische Verfasstheit auch vor dem Amtsantritt Chavez’ zumindest nicht unstrittig ist.
- 9.
Erdmann unterscheidet drei Varianten des „Niedergangs“: Verlust demokratischer Qualität unter Beibehaltung des demokratischen Regimetyps; Regression zu einem hybriden Regime; Zusammenbruch und Etablierung einer Autokratie. Erdmann misst dies anhand der Freedom House Bewertungen (Erdmann 2011, S. 25).
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Eine andere Frage ist die der angemessenen Reichweite der Staatsbürgerschaft oder einiger der mit ihr verbundenen Rechte. Dieser Aspekt kann hier aber nicht behandelt werden.
- 11.
Es ist in Artikel 16 des Fiskalpaktes allerdings geregelt, dass dieser innerhalb von fünf Jahren in den institutionellen Rahmen der EU integriert wird, womit zumindest ein Mitentscheidungsrecht des Europäischen Parlaments gegeben wäre.
- 12.
Siehe dazu die Internetpräsenz des Demokratiebarometers: http://www.democracybarometer.org/start_de.html (abgerufen am 24.03.2013) und der Sustainable Governance Indicators: http://sgi-network.org/ (abgerufen am 24.03.2013).
- 13.
Diesen Zusammenhang haben Jøørgen Møøller und Svend-Erik Skaaning überzeugend analysiert, wenn auch für neue und nicht für etablierte Demokratien (Møøller und Skaaning 2011).
- 14.
An Venezuela wird fallspezifisch die Ambivalenz der populistischen Strategie deutlich, die neben der Beschädigung konstitutioneller Normen immerhin auch eine Mobilisierung zuvor ausgeschlossener Unterschichten anstrebte.
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Kemmerzell, J. (2017). Postdemokratie als hybrides Regime?. In: Eberl, O., Salomon, D. (eds) Perspektiven sozialer Demokratie in der Postdemokratie. Staat - Souveränität - Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02724-7_6
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