Zusammenfassung
Zur Erörterung der subjekttheoretischen Grundlagen einer Hermeneutischen Wissenssoziologie sind im Juni 2012 Sozialwissenschaftler, die sich in ihrer Arbeit an der Hermeneutischen Wissenssoziologie orientieren und an der Weiterentwicklung des Ansatzes interessiert sind, am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Fulda zu einer Arbeitstagung zusammengekommen. Auf einer theoretisch und methodisch allgemeinen Ebene wurden – analytisch und material – folgende Fragen diskutiert:
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Was bedeutet Subjektivität für ein wissenssoziologisch gehaltvolles Konzept von ‚Erfahrung‘?
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Woran macht sich die ‚Eigen-Sinnigkeit‘ der Deutungs- und Handlungsweisen sozialer Akteure, das Element des Nicht-Standardisierten, fest?
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Wie verhält sich Subjektivität zu ‚Sozialität‘?
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Welcher spezifische Erkenntnisgewinn ist mit dem Bezug auf Subjektivität verbunden, welcher analytische Mehrwert leitet sich daraus ab?
Zehn Teilnehmer der Tagung haben ihre Vorträge (in zwei Fällen unterstützt durch einen Co-Autor) überarbeitet und als Beiträge in diesen Band eingebracht. Drei an der Teilnahme verhinderte Kollegen haben eigens für diesen Band einen Text verfasst und die Diskussion damit ausdifferenziert. Die hier versammelten Positionierungen werden zuerst kurz vorgestellt, bevor wir als Initiatoren der Tagung und Herausgeber dieses Bandes vor dem Hintergrund der Beiträge versuchen, den subjekttheoretischen Nenner für die Hermeneutische Wissenssoziologie zu reformulieren und dabei neu auszutarieren.
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Notes
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Die übergeordnete Frage, wer oder was handelt, wird – machttheoretisch – auch z.B. bei Butler (2001, S. 19) behandelt.
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Poferl, A., Schröer, N. (2014). Wer oder was handelt? Zum Subjektverständnis der hermeneutischen Wissenssoziologie. Eine Einleitung. In: Poferl, A., Schröer, N. (eds) Wer oder was handelt?. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02521-2_1
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