Zusammenfassung
Während einer Hospitanz in der Redaktion von Visite – dem Gesundheitsmagazin des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Hamburg – wurde mithilfe von Leitfadeninterviews und teilnehmender Beobachtung untersucht, welche Qualitätskriterien und Sicherungsmaßnahmen in einer Fernsehredaktion eine Rolle spielen, die sich Gesundheitsthemen widmet. Dieser Beitrag dokumentiert die Ergebnisse dieser Gespräche und Beobachtungen, d. h. jene Aspekte, die während des Arbeitsprozesses zur Qualitätssteigerung des Gesundheitsmagazins beitrugen – oder eben nicht. Bei der redaktionellen Themenwahl beispielsweise wurden sehr komplexe Sachverhalte unter Umständen nicht aufgenommen, da sie für das Medium schlicht ungeeignet sind. Die journalistische Recherche der NDR-Mitarbeiter widmete sich vor allem bei medizinischen Neuheiten der Absicherung durch fundierte Studien – ebenso wie der Suche nach Protagonisten für fallbeispielbezogene Darstellungen. Während der Umsetzung vor Ort spielten visuelle Kriterien eine große Rolle. Außerdem galt es, Dreharbeiten nicht zu einer verfälschenden Inszenierung werden zu lassen. Übergreifend war zu beobachten, dass die Fernsehredaktion mit dem ‚Vieraugenprinzip‘ und vielfach größter Genauigkeit arbeitete, um geschickten PR-Techniken nicht aufzusitzen und ihre Protagonisten stets fair zu behandeln. Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken sorgte des Weiteren für eine sachliche Absicherung der Beiträge.
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Notes
- 1.
Die Hospitantin ist Studierende der Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg (B.A. Medienwissenschaft, Universität Marburg).
- 2.
Die Mehrheit der in der Redaktion arbeitenden Redakteure und Autoren sind Frauen, dennoch wird in diesem Artikel – der Lesbarkeit geschuldet – auf die weibliche Form verzichtet.
- 3.
Aus rechtlichen und fachlichen Gründen findet selbstverständlich keine ärztliche Stellungnahme zu ‚Patienten‘-Anfragen statt. Den Anfragenden wird ein Standardformular geschickt, das auf mögliche Anlaufstellen verweist und erklärt, warum aus fachlichen und rechtlichen Gründen eine ausführlichere Antwort oder Diagnose unterbleibt.
- 4.
Mitschrift bei einer Planungskonferenz der Redaktion am 26.03.2013. Aussage von Friederike Krumme, Redaktionsleiterin.
- 5.
Hier sind auch Agenturdienste wie ots (Orginaltext-Service) gemeint, die lediglich Kanäle zur Verbreitung von Pressemitteilungen bieten, aber meist im Nachrichtenticker neben dpa erscheinen.
- 6.
Diese Veränderung muss nicht notgedrungen ein Mensch durchlaufen – ebenso kann ein Krankheitsbild im Fokus stehen, das sich gewandelt hat.
- 7.
Ein Beispiel hierfür wären die Beiträge der Visite-Serie Operation Leben. Hier begleiten Kamerateams live Patienten in den OP-Saal.
- 8.
Dies geschieht je nach Protagonist entweder mit Komparsen oder der Person selbst. Im Fall von Komparsen werden dann häufig lediglich symbolische Bildausschnitte – wie etwa Hände auf der schmerzenden Brust – gezeigt.
- 9.
Entgegen der Annahme, dass die Moderation ihre Texte weitgehend im Alleingang bestimmt, wird auch bei einer erfahrenen Kollegin wie Vera Cordes am Redaktionstisch der Moderationstext im Einzelnen durchgesprochen und optimiert.
- 10.
Nach Visite wird im zweiten Teil desselben NDR-Studios Panorama gesendet. Darum beginnt die Produktion eine gute halbe Stunde vor eigentlichem Sendestart um 20:15 Uhr. Ein Abbruch der Sendung ist aber aus technischen Gründen trotzdem nicht möglich – denn die Sendung wird in einem Teil überspielt. Auf diese Weise hat die Panorama-Produktion allerdings Zeit für eventuelle letzte Vorbereitungen.
Literatur
Hallenberger, G. (2013). Gefährliches Fernsehen? Neue Probleme mit einem älteren Medium. In H. Friedrichs, T. Junge, & U. Sander (Hrsg.), Jugendmedienschutz in Deutschland (S. 303–308). Wiesbaden: Springer.
Lünenborg, M. (2012). Qualität in der Krise. Aus Politik und Zeitgeschichte, 29–31, 3–8.
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Kruse, K. (2014). Qualität auf Sendung. Redaktionsbeobachtung beim NDR-Gesundheitsmagazin Visite . In: Lilienthal, V., Reineck, D., Schnedler, T. (eds) Qualität im Gesundheitsjournalismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02427-7_18
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