Zusammenfassung
In jeder Wissenschaft bilden sich im Laufe ihrer Entwicklung Verfahren (Methoden) heraus, die nach überwiegender Meinung am besten geeignet sind, der Lösung ihrer Aufgaben zu dienen. In der nachstehenden Einleitung wird versucht, die Methodik der Wirtschaftswissenschaft in ihren Grundzügen zu skizzieren und an Beispielen zu zeigen, wie bei der Arbeit an ihren vier Aufgabenbereichen, der Beschreibung, Erklärung und Prognose wirtschaftlicher Vorgänge sowie der Beratung bei ihrer Beeinflussung, vorzugehen ist. Zunächst wird ein Überblick über die zugrundeliegende Sicht des Wirtschaftsprozesses gegeben, unter der die Gesamtheit der heute von der Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler bei seiner Analyse verwendeten Voraussetzungen, Fragestellungen, zentralen Begriffe und Hypothesen zu verstehen ist. Der 2. Abschnitt erläutert die Unterscheidung zwischen positiver und normativer Fragestellung; und anschließend werden mit dem Konzept der Verhaltensfunktion, dem Verfahren der Erklärung wirtschaftlicher Vorgänge und dem „Denken in Änderungen“ zentrale Bausteine der wirtschaftswissenschaftlichen Methodik vorgestellt. Diese sind auf allen Betrachtungsebenen des Wirtschaftswissenschaftlers verwendbar, die zusammen mit dem Problem der Aggregation anschließend erläutert werden. Die Abschnitte 7 bis 9 sind dem wirtschaftswissenschaftlichen Modell und damit dem wichtigsten Instrument zur Untersuchung gedachter wie tatsächlicher wirtschaftlicher Vorgänge gewidmet. Besondere Beachtung wird hierbei in Abschnitt 8 der Frage geschenkt, unter welchen Bedingungen aus Modellen gewonnene Aussagen zutreffend auf die Realität übertragbar sind. Anschließend wird an einem einfachen Beispiel die Erklärung wirtschaftlicher Vorgänge unter Heranziehung statistischer Beobachtungen in der Praxis der Ökonometrie gezeigt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur zur Methodenlehre
Den ersten Zugang zur wissenschaftlichen Methodik allgemein eröffnet auf ele-mentarem Niveau
H. Seiffert: Einführung in die Wissenschaftstheorie. 1. Bd: Sprachanalyse — Deduktion — Induktion in Natur- und Sozialwissenschaften. 1969, 9. Aufl. München 1980. X, 281 S. 2. Bd: Geisteswissenschaftliche Methoden: Phänomenologie — Hermeneutik und historische Methode — Dialektik. 1970, 7. Aufl. 1978. VIII, 308 S.
Einführungen in die Methodik der Sozialwissenschaften oder speziell der Wirtschaftswissenschaft geben
K.-D. Opp: Methodologie der Sozialwissenschaften. Einführung in Probleme ihrer Theorienbildung. 1970, Neuaufl. Reinbek 1976. 429 S.
K. Chmielewicz: Forschungskonzeptionen der Wirtschaftswissenschaft. 1970, 2. Aufl. Stuttgart 1979. XII, 373 S.
R. Prim/H. Tilmann: Grundlagen einer kritisch-rationalen Sozialwissenschaft. Studienbuch zur Wissenschaftstheorie. 1973, 4. Aufl. Heidelberg 1979. 199 S.
E. Schlicht: Grundlagen der ökonomischen Analyse. Mit Anhängen über Keynes und die ökonometrische Methodik und ausgewählten Studientexten. Reinbek 1977. 168 S.
J. Kromphardt/P. Clever/H. Klippert: Methoden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Eine wissenschaftskritische Einführung. Wiesbaden 1979–258 S. [E.07] I. M. T. Stewart: Reasoning and Method in Economics. An Introduction to Economic Methodology. London u. a. 1979- X, 238 S.
M. Blaug: The Methodology of Economics or How Economists Explain. Cambridge u. a. 1980. XIV, 296 S.
Von den zeitgenössischen Nationalökonomen hat sich wohl F. MACHLUP am ein-gehendsten mit Methodenproblemen der Wirtschaftswissenschaft befaßt. Eine Samm-lung seiner Beiträge ist
F. Machlup: Methodology of Economics and Other Social Sciences. New York u. a. 1978. XIV, 567 S.
Da in diesem Buch auch viele andere methodologische Positionen referiert werden, kann es gleichfalls als Einführung in die Methodik der Wirtschaftswissenschaft dienen.
Kritische Darstellungen der Möglichkeiten und Grenzen der Wirtschaftswissen-schaft als ErfahrungsWissenschaft sowie Versuche, sie von einigen Nachbarwissen-schaften her zu beleuchten, sind
H. G. Johnson: The Economic Approach to Social Questions. Economica, Vol. 35, 1968, S. 1–21.
K. E. Boulding: Economics as a Science. New York u. a. 1970. VII, 157 S.
Deutsch: Ökonomie als Wissenschaft. München 1976. 162 S.
T. W. Hutchison: Knowledge and Ignorance in Economics. Oxford 1977. 186 S.
Die im Text S. 9 genannten Versuche, die ökonomische Denkweise auf traditionell als nichtökonomisch geltende Lebensbereiche auszudehnen und damit das gesamte menschliche Verhalten als Gegenstand der Wirtschaftswissenschaft zu vereinnahmen, finden sich unter anderem bei
R. B. Mckenzie/G. Tullock: The New World of Economics. Explorations into the Human Experience. 1975, rev. ed. Homewood 1978. XVI, 331 S.
G. S. Becker: The Economic Approach to Human Behavior. Chicago u. a. 1976. 314 S.
Deutsch: Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens. Tübingen 1982. VI, 351 S.
Maßgebend fur eine heute weit verbreitete Auffassung der Methodologie der Er-fahrungswissenschaften ist das Buch von
K. R. Popper: Logik der Forschung. 1935, 7. Aufl. Tübingen 1982. XXIX, 468 S.
Für Wirtschaftswissenschaftler sind hierin die Kapitel 1–6 und 10 relevant. Nach wie vor einflußreich ist auch
W. Eucken: Die Grundlagen der Nationalökonomie. 1939, 8. Aufl. Berlin u. a. 1965. XVII, 279 S.
Wichtige Vertreter jeweils eigener methodologischer Positionen sind
L. Robbins: An Essay on the Nature and Significance of Economic Science. 1932, 2. Aufl. London 1935. XVIII, 160 S.
T. W. Hutchison: The Significance and Basic Postulates of Economic Theory. 1938, (mit neuem Vorwort) New York 1960. XVI, 191 S.
M. Friedman: The Methodology of Positive Economics. S. 3–43 in: M. FRIEDMAN: Essays in Positive Economics. Chicago 1953.
Zu der bis heute andauernden Diskussion um FRIEDMANS Position vgl.
L. A. Boland: A Critique of Friedman’s Critics. JELit, Vol. 17, 1979, S. 503–522.
Zur Methodenkritik und zu neueren Entwicklungen vgl. die Sammelbände
H. Albert (Hg.): Theorie und Realität. Ausgewählte Aufsätze zur Wissenschaftslehre der Sozialwissenschaften. 1964, 2. Aufl. (mit teilweise anderer Auswahl) Tübingen 1972. XII, 431 S.
E. Topitsch (Hg.): Logik der Sozialwissenschaften. 1965, 10. Aufl. Königstein 1980. 529 S.
S. R. Krupp (Hg.): The Structure of Economic Science. Essays on Methodology. Englewood Cliffs 1966. VI, 282 S.
H. Albert: Marktsoziologie und Entscheidungslogik. Ökonomische Probleme in soziologischer Perspektive. Neuwied u. a. 1967. 531 S.
R. Jochimsen/H. Knobel (Hg.): Gegenstand und Methoden der Nationalökonomie. Köln 1971. 421 S.
S. J. Latsis (Hg.): Method and Appraisal in Economics. Cambridge u. a. 1976. VIII, 229 S.
H. Raffee/B. Abel (Hg.): Wissenschaftstheoretische Grundfragen der Wirtschaftswissenschaften. München 1979. V, 244 S.
J. C. Pitt (Hg.): Philosophy in Economics. Dordrecht u. a. 1981. 210 S.
W. Stegmüller/W. Balzer/W. Spohn (Hg.): Philosophy of Economics. Proceedings, Munich, July 1981. Berlin u. a. 1982. VIII, 306 S.
Einige grundlegende Probleme der Beweggründe menschlichen Verhaltens zwischen Egoismus und Altruismus werden diskutiert in
E. S. Phelps (Hg.): Altruism, Morality, and Economic Theory. New York 1975. VIII, 232 S.
H. Margolis: Selfishness, Altruism, and Rationality. Cambridge u. a. 1982. XII, 194 S.
Zu Detailproblemen vgl. die nachstehenden Werke, die diesen anhand ihrer Titel zugeordnet werden können. Zur Frage der Schätzung empirischer Verhaltensfunktionen sind Lehrbücher der Ökonometrie heranzuziehen.
D. Aldrup: Das Rationalitätsproblem in der politischen Ökonomie. Methodenkritische Lösungsansätze. Tübingen 1971. 189 S.
F. Machlup: Positive and Normative Economics. An Analysis of the Ideas. In: R. L. Heilbroner (Hg.): Economic Means and Social Ends. Essays in Political Economics. Englewood Cliffs 1969, S. 99–129. Auch in: Machlup[E.09], S. 425–450.
E. Streissler: Wesen und Inhalt ökonomischer Gesetzmäßigkeiten. In: R. HEISS: Das Gesetz in den Wissenschaften. Freiburger Dies Universitatis, Bd 12,1964/65, S. 85–121.
H. Albert: Der Gesetzesbegriff im ökonomischen Denken. S. 129–161 in: Schneider/ Watrin[4.60].
K.-H. Hartwig: Kritisch-rationale Methodologie und ökonomische Forschungspraxis. Zum Gesetzesbegriff in der Nationalökonomie. Frankfurt u. a. 1977. III, 210 S.
E. Nagel: Assumptions in Economic Theory. AER-P&P, Vol. 53, 1963, S. 211–219.
R. D. C. Black/A. W. Coats/C. D. W. Goodwin (Hg): The Marginal Revolution in Economics. Interpretations and Evaluation. Durham 1973. Vili, 367 S.
F. Machlup: Der Wettstreit zwischen Mikro- und Makrotheorien in der Nationalökonomie. Tübingen 1960. 54 S.
W. D. Fisher: Clustering and Aggregation in Economics. Baltimore 1969. XII, 195 S.
F. Neal/R. Shone: Economic Model Building. London u. a. 1976. XIII, 172 S.
W. Eichhorn: Die Begriffe Modell und Theorie in der Wirtschaftswissenschaft. In: Raffée/Abel[E.27], S. 60–104.
P. Clever: Uber den Informationsgehalt sozialwissenschaftlicher Theorien. Bonn-Bad Godesberg 1973. 147 S.
K. W. Rothschild: Wirtschaftsprognose. Methoden und Probleme. Berlin u. a. 1969- VI, 205 S.
P. Graff: Die Wirtschaftsprognose. Empirie und Theorie, Voraussetzungen und Konsequenzen. Tübingen 1977. XVII, 447 S.
P. Meier: Prognosewirkungen. Der Einfluß von Wirtschaftsprognosen auf die prognostizierten Variablen. Theoretisch-methodische Analyse und Anwendung auf Konjunkturprognosen. Bern u. a. 1982. XI, 331 S.
F. Machlup: Equilibrium and Disequilibrium: Misplaced Concreteness and Disguised Politics. EJ, Vol. 68, 1958, S. 1–24.
J. M. Finger: IS Equilibrium an Operational Concept? EJ, Vol. 81, 1971, S. 609–612.
W. J. Baumol: Statics and Dynamics in Economics. International Encyclopedia of the Social Sciences, Bd 15. New York u. a. 1968, S. 169–177.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1983 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Stobbe, A. (1983). Einleitung: Methodische Grundlagen. In: Volkswirtschaftslehre II. Heidelberger Taschenbücher, vol 227. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-96768-9_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-96768-9_1
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-12446-7
Online ISBN: 978-3-642-96768-9
eBook Packages: Springer Book Archive