Zusammenfassung
In der Diskussion um die Ökonomischen und bürokratischen Probleme des Gesundheitswesens rücken moralisch und politisch umstrittene Fragen immer mehr in den Mittelpunkt. Aus 2 Gründen werden diese Fragen immer ernster und fordern immer dringender eine angemessene und annehmbare Öffentliche Antwort:
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1.
Der Fortschritt in der Medizintechnologie, in der ärztlichen Kunst und in der medizinischen Wissenschaft hat die Erfolge medizinischer Eingriffe dramatisch gesteigert. Frühere Generationen mußten sich keine Gedanken über wirtschaftlichein) oder moralische(n) Kosten und Nutzen der Hilfe für Menschen machen, die an infektiösen oder tödlichen Krankheiten litten, weil zumeist doch keine wirksame Behandlung möglich war. Bei jedem Fortschritt der Wissenschaft und Technik und ihrer Anwendung werden Fragen der moralischen und wirtschaftlichen Bewertung und Beherrschung aufgeworfen [21].
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2.
In offenen Gesellschaften, die einerseits Wertpluralismus, politischen Liberalismus, Selbstbestimmungsrecht und Risikobereitschaft des einzelnen und andererseits gesellschaftliche Solidarität hochhalten, treten Wert- und Zielkonflikte auf. Diese Gesellschaften fördern Gleichheit aller Bürger und Gerechtigkeit für alle als Öffentliche Güter und gewähren so auch eine entsprechende Gesundheitsversorgung. Öffentliche Güter stehen aber häufig in Konkurrenz miteinander, und sie verlangen Klugheit und Erfahrung in Abwägung und Management. Dies ist im Öffentlichen Gesundheitswesen besonders evident, da jeglicher zur Wahl stehende Vorschlag große Konflikte birgt zwischen dem Selbstbestimmungsrecht des Individuums und seiner Pflicht gegenüber der res publica und zwischen den gesellschaftlichen Zielen und dem Staatsauftrag, die Bürger vor Risiko zu schützen, Solidaritätsnetze einzurichten und dem einzelnen so weit wie möglich die Chance zu bieten, frei nach seinen jeweiligen Wertvorstellungen zu leben.
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Sass, HM. (1988). Persönliche Verantwortung und gesellschaftliche Solidarität. In: Sass, HM. (eds) Ethik und öffentliches Gesundheitswesen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73541-7_7
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