Zusammenfassung
Das Entzugsdelir ist eine akute reversible Funktionspsychose bei schwerem chronischen Alkoholabusus. Es tritt bevorzugt in Abstinenzsituationen auf, in die der Patient häufig durch interkurrente Erkrankungen oder Unfälle gerät. Im Rahmen der traumatologischen Intensivbehandlung handelt es sich um ein seltenes Krankheitsbild. So haben Lennartz und Mitarbeiter unter mehr als 900 Patienten nur 3 mal ein Delir gesehen, wir haben es in den letzten 2 Jahren bei mehr als 200 Patienten 4 mal mit Sicherheit diagnostizieren müssen [8]. Wegen der Schwere des Verlaufs und der differentialdiagnostischen Schwierigkeit ist es jedoch eine sehr ernst zu nehmende Komplikation, die den Patienten vital gefährden kann. Das Entzugsdelir äußert sich durch Störungen im vegetativen und psychischen Bereich. Es ist gekennzeichnet durch ausgeprägte, ständig wechselnde Bewußtseinsveränderungen, akustische und vor allem optische Halluzinationen, illusionäre und angstgeprägte Umweltverkennung und Konfabulationen. Die Patienten leiden unter psychomotorischen Erregungszuständen mit ängstlicher oder auch euphorischer Verstimmung. Sie zeigen eine nestelnde Unruhe im Bestreben, die halluzinierten Gegenstände zu ergreifen. Dazu bestehen zumeist ausgeprägte, vegetative Störungen wie Tachykardie, Temperaturanstieg, Tremor, Hyperhidrosis. Dieser hochgradige psychomotorische Erregungszustand bedarf ebenso einer schnellen und wirksamen Behandlung wie die ausgeprägte vegetative Entgleisung, um den Patienten vor einem Erschöpfungszustand zu bewahren [2, 5, 9, 10]. Die durch Erregung und Bewußtseinstrübung verursachte Selbstgefährdung des Patienten zwingt zu einer ausreichenden Sedierung, häufig schon bevor der Patient durch die drohende körperliche Erschöpfung gefährdet ist.
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Jelen, S., Tempel, G., v. Hundelshausen, B. (1980). Diagnose und Therapie des Entzugsdelirs in der operativen Intensivmedizin. In: Weis, KH., Cunitz, G. (eds) 25 Jahre DGAI. Anaesthesiologie und Intensivmedizin / Anaesthesiology and Intensive Care Medicine, vol 130. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-67698-7_151
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