Zusammenfassung
Man wird nicht bestreiten wollen, daß in den sogenannten Flitterwochen die Glücksgefühle der Liebenden ozeanischen Charakters sind. Die Stimmung einer Grenzenlosigkeit und Unendlichkeit kennzeichnet die beginnende eheliche Partnerschaft. Wenn wir an Schopenhauers „Metaphysik der Geschlechtsliebe“ erinnern dürfen, so werden wir an die ungeborene Generation in diesem Zusammenhang denken. Dieses noch ungezeugte und ungeborene Leben dirigiert gleichsam die Verhaltensweisen der Liebenden, die einander hingebend begegnen. R. Bilz1 hat darauf aufmerksam gemacht, daß im menschlichen Kuß „eine Stümmel- oder Verdünnungsform einer elterlichen Atzung von Mund zu Mund“ gesehen werden kann. Er wies auf eine „Diminutivwelt“ hin, die in den Liebesseligkeiten junger Leute erscheint, wenn er sie „Kindchen„ nennt und sie ihn verhätschelt, als wäre er ein Baby. Beide können sich wie kleine Kinder aufführen, indem sie vom „Heia-Bettchen“ agrammatisch schwätzen. Die Liebenden regredieren auf ihre eigene Kinderstufe — um nicht zu sagen Kinderstube — zurück, und zugleich antizipiert die Kleinkinderzärtlichkeit ihres Verhaltens die zukünftige Kinderstube. Im Kuß sah er das Relikt der Säuglingsernährung alter Zeit, indem vorgekaute Nahrung dem Kind unmittelbar per os (osculum) zugeführt wurde.
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2. Der „Höhere Dritte“ im Bund einei Ehe
Lebensgesetze der Liebe. Leipzig 1943.
v. Hattingberg, Über die Liebe. München 1936.
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© 1953 Johann Ambrosius Barth-Verlag, Frankfurt
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Bühler, C., Bilz, J. (1953). Der „höhere Dritte“ im Bund einer Ehe. In: Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_20
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_20
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