Zusammenfassung
Die ersten Hochkulturen im „Fruchtbaren Halbmond“ zwischen dem Zweistromland und dem Nil überlieferten schon Schöpfungsmythen. Menschen dieses Kulturkreises, die sich auf den Glauben an einen Schöpfergott einließen, erfuhren dessen machtvolles Wirken in ihrem persönlichen Leben und in der Geschichte ihres Sozialverbandes, der seine Identität im Selbstverständnis als Gottes auserwähltes Volk Israel fand. In Treue zum Bund mit Gott waren die Israeliten gehalten, eine Fülle von Gesetzesregeln für ihr Zusammenleben zu beachten, die im Gebot der Gottes- und Nächstenliebe gipfeln. Konsequenterweise haben die Propheten immer wieder soziale Ungerechtigkeit und Korruption angeprangert und Gottes Strafgericht über sein Volk angedroht, das dann Assyrer und Babylonier auch vollzogen. In den politischen Wirren vor und in dem Elend nach dem Untergang des (geteilten) Reiches Davids wurde Israel, und zugleich allen Völkern, der Messias verhießen.
Nach christlichem Glauben erfüllt sich diese Verheißung in Jesus von Nazareth, geboren zur Zeit des römischen Kaisers Augustus als Sohn Marias, die mit dem Zimmermann Josef verlobt war. Zur Zeit des Kaisers Tiberius verließ Jesus seinen Heimatort, empfing die Bestätigung seiner Gottessohnschaft, zog als Wanderprediger durch Palästina und sammelte eine Jüngerschar um sich. Er predigte die Gottes- und Nächstenliebe in machtvollen Worten wie der Bergpredigt und der Rede vom Weltgericht. Menschen, die an ihn glaubten, erfuhren Wunder. Die religiösen Autoritäten des jüdischen Volkes betrachteten Jesu Anspruch, Gottes Sohn zu sein, als das todeswürdige Verbrechen der Gotteslästerung und bewogen den römischen Statthalter Pilatus zur Kreuzigung Jesu. Am dritten Tage nach seiner Hinrichtung wurde Jesus von den Toten auferweckt. Er erschien seinen Gefährtinnen und Jüngern und gab ihnen vor seiner Aufnahme in den Himmel den Auftrag, alle Menschen zu taufen und die Befolgung seiner Gebote zu lehren.
Seitdem haben Menschen in der Nachfolge Jesu Christi Gott erfahren und dies mitgeteilt. Wir beschränken uns auf die Wiedergabe einiger Berichte seit dem Ende des Mittelalters bis ins Heute. Die darin geschilderten Erfahrungen eines persönlichen Gottes werden ergänzt durch einen Blick auf fernöstliche Mystik.
Gelehrte, die ihre Ansichten über Gott nicht aus Erfahrungen, sondern durch Nachdenken gewinnen, kommen abschließend zu Wort. Ihre Einwände gegen den christlichen Glauben werden, soweit sie ihre Begründungen in der Naturwissenschaft suchen, mit Sicht auf die moderne Physik kommentiert.
Gott, die den Inbegriff des Heiligen als absoluten Wert in sich fassende transzendente Person, von der der religiös ergriffene Mensch sich unmittelbar in seiner Existenz betroffen und gefordert sieht.
Der Große Brockhaus, Vierter Band, 1978, Wiesbaden, S. 617 f
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Notes
- 1.
Der Autor von [21], der Deutero-Jesaja, schrieb im babylonischen Exil.
- 2.
So sagt man ja auch: „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“. Ungläubige verstehen unter diesem Satz allerdings, dass eine Illusion die andere gebiert.
- 3.
Damit soll nichts über die mir unbekannte religiöse Einstellung meines Diplomvaters Scherzer gesagt werden.
- 4.
Für jeden Einzelnen von uns tritt das Ende seiner Welt mit dem Tode ein. Das Kap. 4 versucht, mehr dazu zu sagen.
- 5.
Eine Anleitung zur Meditation gibt [64].
- 6.
- 7.
- 8.
- 9.
- 10.
- 11.
- 12.
- 13.
Hans Sillescu, private Mitteilung; s. auch [55].
- 14.
Auch der Psychologe Frido Mann glaubt feststellen zu müssen: „Die klassische Physik wurde von der westlichen Gesellschaft bestimmt. Die Quantenphysik dagegen steht östlichen Denkweisen näher als westlichen.“ [62] Die Quantenphysik wurde von europäischen Physikern begründet und von ihnen und „westlich“ geprägten Forschern weiterentwickelt und angewendet, weil nur sie die mathematisch korrekte Beschreibung von Messergebnissen liefert. Diese Kombination von Messen und Mathematik ist seit Galilei typisch für „westliches“ Denken und hat keine Entsprechung in traditionellem „östlichen“ Denken und dem Streben nach Erleuchtung.
- 15.
Zugriff 27.08.2012. Am 7. März 2013 berichtete die Würzburger Main-Post auf S. 16 über die Umbauten und Erweiterungen des Meditationszentrums „Benediktushof“, dessen 91-jährige Besitzerin Gertraud Gruber eine vermögende Kosmetikunternehmerin und spirituelle Schülerin von Willigis Jäger ist. Zum Zweck des Zentrums wird Jäger mit den Worten zitiert: „ Wir eröffnen hier einen Übungsweg, der versucht zu deuten, wer ich bin in diesem Universum mit Milliarden von Galaxien, welchen Sinn die paar Jahrzehnte meines Lebens haben auf diesem Staubkorn am Rande des Universums.“
- 16.
Dabei bekennen die einen ihren Glauben so direkt wie in [65], andere so dialektisch wie in [66].
- 17.
Synonym: Unbestimmtheitsrelationen.
- 18.
Hier tut sich besonders ein Evolutionsbiologe hervor, dessen Bestseller zum „Gotteswahn“ anscheinend ernst genommen wird.
- 19.
Unter seinen Fachkollegen ist diese Interpretation schon aus methodischen Gründen umstritten.
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Kümmel, R. (2015). Gott. In: Die Vierte Dimension der Schöpfung. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55350-9_2
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