Zusammenfassung
Der Begriff „grenzsituation“ ist durch Jaspers [8] in die Philosophie eingeführt worden. In bildnerischer Vorstellung bietet sich eine Situation „als Lage der Dinge zueinander in raumtopographischer Anordnung“. Situation heißt dabei „eine nicht nur naturgesetzliche, vielmehr eine sinnbezogene Wirklichkeit, die weder psychisch noch physisch, sondern beides zugleich als die konkrete Wirklichkeit ist, die für mein Dasein Vorteil oder Schaden, Chance oder Schranke bedeutet“. Situationen sind im Augenlick zwingend, in der Folge wandelbar und von Menschen absichtlich herzustellen. Situationen, wie die, „daß ich immer in Situationen bin, daß ich nicht ohne Kampf oder Leid leben kann, daß ich unvermeidlich Schuld auf mich nehme, daß ich sterben muß“, nennt Jaspers „grenzsituationen“. Es handelt sich dabei um „letzte Situationen, die unumgänglich das Ganze des Lebens bestimmen“. Diese wandeln sich nicht, sondern nur in ihrer Erscheinung und sind, auf unser Dasein bezogen, endgültig. In diesen unüberschreitbaren, unwandelbaren Situationen des Daseins, an denen es „erwacht zur Existenz und als Dasein scheitert“, wird offenbar, was der Mensch eigentlich ist. Die Erhellung dieser Grenzen und dessen, was der Mensch an ihnen werden kann, wenn er sich ihnen öffnet, oder wenn er sie sich verbirgt, wird u. a. deutlich bei unseren körperlich Schwerstkranken in der Reanimation und artefiziellen Lebensverlängerung, wie sie auf Grund des raschen Fortschrittes der pharmazeutisch-technischen Medizin und ihrer Hilfsmittel möglich geworden sind. Diese Erhellung betrifft aber nicht nur unsere Kranken, sondern auch deren Ärzte, die mehr und mehr aus der vorwiegend sachlich bezogenen Haltung heraustreten müssen, um Schicksalsgefährten ihrer Patienten zu werden im Sinne einer „echten Partnerschaft in der Bewältigung des Fortschritts“ (Buchborn [2]).
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Literatur
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Lohmann, R. (1969). Der Begriff der Grenzsituation und seine Anwendung im Rahmen der inneren Medizin. Psychopathologische Beobachtungen und psychotherapeutische Erfahrungen in einem Dialysezentrum. In: Schlegel, B. (eds) FÜnfundsiebzigster Kongress. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft Für Innere Medizin, vol 75. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47085-1_200
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