Zusammenfassung
Laut Pflegethermometer 2007 sind im Zeitraum von 1995 bis 2007 circa 50 000 Pflegestellen trotz steigender Anzahl Pflegebedürftiger abgebaut worden. Dies hat Folgen für die Bedürftigen: thematisiert werden Mängel in der elementaren Versorgung mit Blick auf körperliche Bedürftigkeit – die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit oder die ausreichende Hilfe beim Wechsel der Körperhaltung, um Wundliegen zu verhindern, sind beispielsweise nicht immer gewährleistet. Aber auch mit Blick auf seelische Bedürfnisse werden Defizite sichtbar: „Wenn zum Reden keine Zeit mehr bleibt“ (FAZ 13.10.2007), so oder ähnlich lauten Überschriften von Berichten aus der Praxis. Wir haben uns mit der Frage befasst, ob und wie sich ein christliches Ethos der Nächstenliebe auch unter heutigen Rahmenbedingungen in der Pflegepraxis diakonischer Einrichtungen entfalten lässt. Die Befunde unserer Untersuchung zum Ethos fürsorglicher Praxis weisen daraufhin, dass das in Zeitungsberichten und in der Studie zu den Sozialen Menschenrechten älterer Personen in Pflege (Aichele & Schneider 2006) identifizierte Qualitätsproblem im Kern mit der Anwendung der herrschenden Zeitökonomie auf die Pflegesituation zusammenhängt, die deren Eigenzeiten widerspricht und damit das Umsetzen eines Ethos fürsorglicher Praxis erschwert. Denn die Natur menschlicher Wachstumsprozesse, menschlicher Heilungsprozesse und ganz besonders der langsamen Prozesse abnehmender Lebenskraft am Ende des Lebens, kann im Rahmen von Effizienzkalkülen für aufgewendete Zeit zur Pflege kaum berücksichtigt werden.
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Kumbruck, C. (2010). Menschenwürdige Gestaltung von Pflege als Interaktionsarbeit. In: Becke, G., Bleses, P., Ritter, W., Schmidt, S. (eds) ‚Decent Work‘. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92572-1_11
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