Zusammenfassung
Psychosoziale Arbeit und Justiz – das scheinen zwei Welten zu sein, deren Bewohnerinnen und Bewohner sich nicht immer gut verstehen: Aus der forensischen Forschung wissen wir, dass insbesondere jüngere Kinder, aber auch Erwachsene mit schweren psychischen Beeinträchtigungen sehr suggestibel sein können. Die grundsätzliche Angst der Justiz vor der Beeinflussung von Zeuginnen- oder Zeugenaussagen ist m.E. durchaus berechtigt. Ihre zurückhaltende Begeisterung gegenüber der Zeug(inn)en- und Prozessbegleitung mag aber auch damit zu tun haben, dass sowohl Denksysteme als auch Sprachgewohnheiten und Arbeitsbedingungen von juristischen, polizeilichen und psychosozialen Fachkräften weit auseinander liegen. Letztere sollten sich eines bewusst machen: Das prozessuale Regelwerk der Justiz – und letztendlich auch der Polizei – zur korrekten Durchführung eines Strafverfahrens umfasst allein 495 Paragrafen ohne materielles Strafrecht, ohne Richtlinien für das Straf- und Bußgeldverfahren (RiStBV), Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) und andere Nebengesetze. Von der Sitzordnung über die Reihenfolge bei der Befragung der Prozessbeteiligten bis hin zur Kleiderordnung ist alles detailliert in Vorschriften geregelt.
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Literatur
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Fastie, F. (2010). Professionelle Prozessbegleitung für Kinder und Jugendliche im Strafverfahren bei (sexualisierten) Gewalttaten im sozialen Nahraum – von Österreich lernen. In: Hartmann, J. (eds) Perspektiven professioneller Opferhilfe. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92431-1_13
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