Zusammenfassung
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Entwicklung des (Leistungs-)Sports eng mit den Medien verbunden, zunächst mit der Presse und seit den 1950er-Jahren mit dem Fernsehen. Zugleich sind Sport und Medien in die gesellschaftliche Entwicklung eingebunden. Das Leistungsprinzip und die Normierung menschlicher Tätigkeiten, die kennzeichnend für die moderne Industriegesellschaft sind, stehen auch im Mittelpunkt sportlicher Aktivitäten. Allerdings ist hier nicht von einer einfachen Entsprechung zwischen Leistung im Sport und Leistung im Arbeitsprozess auszugehen, sondern mit der Entwicklung der Gesellschaft und den dadurch bedingten Veränderungen der Lebenszusammenhänge der Menschen haben auch Veränderungen in der Struktur des Sports stattgefunden (vgl. Rowe 1999: 13ff.). Die Industriegesellschaft fand ihren sportlichen Ausdruck am deutlichsten in den Olympischen Spielen, die das Leistungsprinzip zum olympischen Prinzip erhoben und mit dem olympischen Gedanken die Integration der Gemeinschaft von Leistenden propagierten. Die Entwicklung im 20. Jahrhundert hat diese „simple Idee“ (Real 1998) im Zuge der Professionalisierung des Sports an Bedeutung verlieren lassen. In der post-oder spätmodernen Gesellschaft, auch als reflexive Moderne bezeichnet (vgl. Beck/Giddens/Lash 1996), mit der Pluralisierung von Lebensformen und der Durchdringung von Alltag und Medien ist eine Entwicklung von der Professionalisierung zur Kommerzialisierung des Sports zu verzeichnen, die globale Züge trägt (vgl. Maguire 1999; Miller 2007; Miller u.a. 2001). Dabei spielen gerade die Medien eine bedeutsame Rolle, sind sie es doch, die den profitorientierten Institutionen (Sportartikelindustrie, Mannschaften, Verbänden, Werbeindustrie usw.) eine möglichst große Zahl von Konsumenten sichern. In diesem Sinn ist es angemessen, vom Sport/Medien-Komplex (vgl. Jhally 1989) zu sprechen, denn es ist „nahezu unmöglich […], Sport und Medien voneinander zu trennen“ (Schwier 2000: 96).
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Literatur
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Mikos, L. (2010). Sportjournalismus. In: Schicha, C., Brosda, C. (eds) Handbuch Medienethik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92248-5_31
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