Zusammenfassung
Im Jahr 1913 wurde das „ius sanguinis“ (ein Staatsbürgerrecht, das auf ethnischer Abstammung beruht) im Deutschen Reich eingeführt. Zuvor herrschte, wie auch heute überwiegend in Europa, das „ius soli“, wonach ein auf dem Territorium eines Staats geborenes Kind unabhängig von der Staatszugehörigkeit seiner Eltern automatisch die Staatsbürgerschaft dieses Territoriums erlangt. Erst mit dem 1. Januar 2000 hat Deutschland in einer Annäherung an den europäischen Gebrauch Elemente des „ius soli“ wieder eingeführt, aber nicht im vollem Umfang. Nach wie vor gibt es keine automatische Erteilung der deutschen Staatsangehörigkeit für alle in Deutschland Geborenen. Kinder von Eltern mit ausländischer Staatsbürgerschaft müssen sich nun spätestens bei Erreichen der Volljährigkeit entscheiden, ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft oder die ihrer Eltern annehmen. Somit hat auch diese Reform wenig an den komplizierten Verhältnissen geändert, die das deutsche Staatsbürgerrecht schafft. Es gibt neben Deutschen, die im Inland geboren wurden und deutsche Eltern haben, auch Deutsche, die im Ausland geboren wurden, dort aufgewachsen sind und die Staatsbürgerschaft ihres Geburtslandes besitzen. Allein der Nachweis, dass sie „deutschstämmige“ Eltern haben, verschafft ihnen jedoch einen privilegierten Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft. Es bedurfte und bedarf meist nur der Immigration. Auf der anderen Seite gibt es in Deutschland geborene und aufgewachsene Nachkommen ausländischer Eltern, die – wenn sie sich nicht formell um Einbürgerung bemühen – Ausländer bleiben. Erst die Reform des Staatsbürgerrechts im Jahr 2000 bietet ihnen beim Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft gewisse Privilegien gegenüber Ausländern, die im Ausland von nicht-deutschstämmigen Eltern geboren wurden und eingewandert sind oder als Ehegatten oder Kinder auf dem Wege der Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen sind und hier leben.
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Marbach, J.H. (2008). Personen mit und ohne Migrationshintergrund – Fragen der Integration im Licht des DJI-Familiensurveys. In: Bien, W., Marbach, J.H. (eds) Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91980-5_9
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