Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird der Übergang von der Qualifikations- zur Kompetenzdiskussion nachgezeichnet, der mit einem Wechsel der Perspektive von den Institutionen des Bildungs- und Beschäftigungssystems hin zur lernenden und lehrenden Person einhergeht. Kompetenz gilt als Vorbedingung für die in komplexen organisatorischen Entscheidungssystemen erforderliche Zusammenarbeit sowie als Basis für den pädagogischen Umgang mit einer vorher nicht eindeutig antizipierbaren Teilnehmer- oder Arbeitsgruppe unter den Bedingungen von Ungewissheit, Offenheit und Mehrdeutigkeit. Betont wird, dass der lernende Umgang mit sozialen Kompetenzen eher in Bildungsprozessen stattfindet, in denen es nicht um die Aneignung konkreter Handlungsmuster in impliziten Bildungsprozessen geht, sondern um den Erwerb von Strukturen bzw. um den Erwerb der Kenntnis der Regeln sozialkompetenten Handelns. Ihre Vermittlung ist über explizite Formen des Lernens und Trainierens nur unvollständig möglich. Die These dieses Beitrages besagt, dass vor dem Hintergrund von Arbeitsmarktentwicklungen, die sowohl durch eine Entkopplung von Qualifikation und Berufstätigkeit, als auch von Identität und Arbeit die Idee einer ganzheitlichen sozialen Kompetenzbildung als Zitat im Zeitalter ihrer Unmöglichkeit wiederkehrt.
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Dewe, B. (2010). Begriffskonjunkturen und der Wandel vom Qualifikationszum Kompetenzjargon. In: Kurtz, T., Pfadenhauer, M. (eds) Soziologie der Kompetenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91951-5_6
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