Auszug
Die Jugend — deren Gewalttätigkeit — in der Großstadt. Eine bekannte Trias, mit der seit Jahrzehnten — in der Reihenfolge je nach Intention unterschiedlich konfiguriert — medien- und damit öffentlichkeitswirksam gearbeitet wird. Die kausalen Bezugsketten wechseln dabei; zum einen die Großstadt als „Sündenpfuhl“ mit ihren dramatischen Auswirkungen auf „die Jugend“ oder auch, empirisch vermeintlich nahe liegender und wissenschaftlich prononcierter, Jugendgewalt im ubiquitären Verständnis unter großstädtischen Bedingungen des Aufwachsens und der dortigen Gegeben- und Gelegenheiten betrachtet; die Stadt zum anderen ein Impulsator und ein beschleunigendes Umfeld. Es bleibt in diesen Bezugsetzungen häufig unbestimmt, was genau das „Großstädtische“ ausmacht: sind es die kumulierten problematischen Lebensverhältnisse, das „gehäufte Elend“, das die Großstadt offenbart, von denen man annimmt, dass diese eher mit gewaltaffinem Verhalten korrespondieren? Ist es die gebaute Umwelt selbst, die Jugendliche zur Gewalttätigkeit treibt? Oder sind es deren Möglichkeiten, in der Stadt einerseits freier und dabei gleichzeitig anonymer agieren zu können, sprich: die fehlende soziale Kontrolle? Ist es der Drang zu dramatisieren oder ist es einfach die höhere Wahrscheinlichkeit, dort mit dem Gewaltphänomen in Berührung zu kommen? Führt nicht umgekehrt allein die höhere Kontrolldichte zu höheren Indikationsziffern? Oder ist es die Abgestumpftheit des großstädtischen Lebens, die Gewalttätigkeit gewissermaßen herausfordert, um sich als einzelner überhaupt noch thematisieren zu können?
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2009). Einleitung. In: Jugendgewalt im städtischen Raum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91432-9_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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