Auszug
Ein Vierteljahrhundert nach diesem Resümee zur Arbeitszeit in der industriellen Epoche des Kapitalismus ist eine an Gleichmäßigkeit orientierte Normierung der Arbeitszeit weitgehend obsolet. In der postindustriellen säkularisierten Gesellschaft sind kulturelle oder religiöse Traditionen (wie die Einhaltung von Feiertagen) und ‚eingelebte‘ institutionelle Zeitordnungen brüchig geworden. Mit den neuen Organisationsstrukturen der Unternehmen und im Zuge der Vervielfältigung der Erwerbsformen und Lebensweisen entstrukturieren sich die betrieblicherwerbsbezogenen wie auch die alltäglichen und biographischen Zeitmuster, die die Industriegesellschaft hervor gebracht hat. Auch der scheinbar geradlinige Pfad der Verkürzung der Arbeitszeit wurde verlassen.
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Geissler, B. (2008). Zeitsouveränität: die paradoxe Suche nach Selbstbestimmung. In: Wagner, G., Hessinger, P. (eds) Ein neuer Geist des Kapitalismus?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91074-1_10
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