Auszug
Dem Vergleich kommt in der Politikwissenschaft eine prominentere Rolle zu als in den meisten anderen Sozialwissenschaften (von Beyme 1988). Ohne Übertreibung kann festgehalten werden, dass der Vergleich „als die Methode betrachtet werden kann, die der Politikwissenschaft in besonderem Maße eigen ist“ (Nohlen 1994: 507). Dies gilt auch für die empirisch-analytisch ausgerichtete politikwissenschaftliche Wohlfahrtsstaatsforschung. In den seltensten Fällen können in der Politikwissenschaft im Allgemeinen und in der zur Policy-Analyse zu zählenden vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung experimentelle Versuchsanordnungen unter Laborbedingungen arrangiert werden. Empirisch-analytische Politikforschung greift daher auf alternative methodische Verfahren zurück — von manchen Sozialwissenschaftlern gerne als „quasi-experimentelle“ Methoden bezeichnet. In der komparativen Wohlfahrtsstaatsforschung kommt dabei — ebenso wie in anderen Teilbereichen der empirischen Politikforschung und der Policy-Forschung — dem historischen und internationalen Vergleich große Bedeutung zu. Ein häufiges Problem vergleichender politikwissenschaftlicher Forschung ist das Missverhältnis zwischen einer großen Zahl an alternativen theoretischen Erklärungsansätzen und daraus ableitbaren „erklärenden“ Variablen auf der einen Seite und einer meist geringen Zahl von Untersuchungsobjekten („Fällen“) auf der anderen Seite. Dieses Problem schränkt die Möglichkeit, auf Basis empirischer Beobachtungen kausale Beziehungen zu überprüfen, häufig stark ein.
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Literatur
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Siegel, N.A. (2007). Methoden der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung. In: Schmidt, M.G., Ostheim, T., Siegel, N.A., Zohlnhöfer, R. (eds) Der Wohlfahrtsstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90708-6_8
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