Auszug
Seit der Perestrojka hat noch jede neue Amtszeit eines russischen Präsidenten für den Westen überraschende Entwicklungen gebracht, welche eine mittel- und langfristige Prognose der zu erwartenden Wirtschaftspolitik Russlands für an Kooperationen sowie Investitionen interessierte westliche potenzielle Partner problematisch machten. Der Amtsantritt Gorbatschows brachte nicht nur einen im Westen nahezu unbekannten Mann an die Spitze der sowjetischen Partei- und Staatshierarchie, sondern mit ihm das Programm der Perestrojka mit seinen zentralen Zielsetzungen „Glasnost’/Offenheit“ und „Uskorenie/Beschleunigung“. Dies bewirkte zwar in politischen Bereichen ein „neues Denken“, wirtschaftliche Reformmaßnahmen aber wurden nur halbherzig und inkonsequent eingeleitet, was schließlich zur Zerrüttung der sowjetischen Wirtschaft gegen Ende der Amtszeit Gorbatschows führte. Die deutsche Öffentlichkeit, die sich noch mehr als andere Länder in eine personenbezogene „Gorbimanie“ gesteigert hatte — nicht zuletzt auch wegen der Verdienste Gorbatschows um die deutsche Wiedervereinigung — wurde durch seinen Abgang ebenso überascht wie viele euphorische Firmen und insbesondere Banken mit Milliardenaußenständen. Bis heute wurde im Westen und vornehmlich in Deutschland nicht nüchtern zur Kenntnis genommen, dass während der Perestrojkaperiode in Russland das westliche Modell von Marktwirtschaft und Demokratie nie verwirklicht und auch überwiegend gar nicht angestrebt worden war.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Lebahn, A. (2007). Wirtschaftspolitische Entwicklungen Russlands in der zweiten Amtszeit Putins und ihre Konsequenzen für westliche Kooperationen. In: Buhbe, M., Gorzka, G. (eds) Russland heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90491-7_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90491-7_11
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Online ISBN: 978-3-531-90491-7
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