Auszug
Sowohl die funktionale Bestimmung des Alters als auch der Definitionsansatz haben nur sehr oberflächlich auf empirische Darstellungen zu Alternsprozessen zurückgegriffen. Die qualitative Bestimmung dessen, was Alter charakterisiert, erfolgte dort über die Unterstellung gesamtgesellschaftlicher Gesetzmäßigkeiten und fragte nicht so sehr nach individuellen Ausprägungen. Mit der Lebenslaufforschung in der Soziologie und der Biographieforschung in der Psychologie hat sich in den 80er Jahren1 das Interesse vom eher statischen Modell des hohen Alters dem des lebenslangen Alterns zugewandt. Die Überlegung, dass das Erleben z.B. des Ruhestandes von vorangegangenen Erfahrungen geprägt ist, verspricht neue Erklärungen für die Beobachtung einer zunehmenden Differenzierung von Alternsverläufen. Unter dem Titel „Identität im Alter“ werden deshalb in diesem Kapitel Alternstheorien vorgestellt, die den Fokus von gesellschaftlicher Einheit auf die Einheit des individuellen Lebensentwurfs umstellen. Im Anschluss daran wird diese Argumentation über aktuelle biographietheoretische Forschungen weiterentwickelt. Der Blick richtet sich nun systematisch auf den Exklusionsbereich.
Wenn — wie im Folgenden — unter Biographieforschung die Arbeiten Ursula Lehrs gefasst werden, wird dies unter Soziologen wie Psychologen sicherlich Erstaunen hervorrufen. Lehrs Forschungen stehen in der Tradition der Bonner Schule und werden dementsprechend einer entwicklungspsychologisch orientierten kognitiven Psychologie zugeordnet. Im Rahmen dieser Studie werden jedoch Erklärungsmodelle zu Alter und Altern unterschieden und so lässt sich auch eine Profilierung von Lehrs Forschungsarbeiten über eines ihrer bekanntesten Werke rechtfertigen: „Zur Situation der älterwerdenden Frau“ (Lehr 1987). Wie schon in ihrer Studie zur „Frau im Beruf“ (Lehr 1969), konzentriert sich Lehrs darin auf die Nachzeichnung unterschiedlicher biographischer Verläufe mit entsprechenden Verarbeitungsmustern.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Das Alter und seine Identität. In: Die Konstruktion des Alters. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90280-7_4
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