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„Es war vorherbestimmt, was aus mir werden sollte“

Nachfolge in Familienunternehmen zwischen Tradition und Veränderung

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Familientraditionen und Familienkulturen

Zusammenfassung

Folgende Aspekte des Zitates aus Thomas Manns „Buddenbrooks“ sind für diesen Beitrag von zentraler Bedeutung: Zunächst ist die Familie kein ausschließlich gegenwärtiges Phänomen, sondern wird als intergenerativer Zusammenhang aus mehreren Generationen gedacht. Weiterhin wird das hierarchische Verhältnis zwischen individuellen und familiären Bedürfnissen deutlich. Der/die Einzelne bezieht seine/ihre Existenzberechtigung daraus, Teil eines größeren Ganzen zu sein, dem er/sie sich vollständig unterordnet. Drittens geht mit diesem Familienkonzept eine Aufhebung der Trennung zwischen dem privaten und unternehmerischen Lebensbereich einher. Selbst die Wahl des Ehepartners ist primär eine unternehmerische und weniger eine private Entscheidung. Zum Schluss kann man sich vorstellen, dass die Aufforderung, diesem Arbeits- und Lebenskonzept auch weiterhin zu folgen, zentrales Ziel der Erziehungs- und Sozialisationspraxis der Elterngeneration gewesen ist.

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Notes

  1. 1.

    Diese ist entstanden im Rahmen meiner Dissertation. Thema der Dissertation ist die Tradierung von Beziehungs- und Arbeitspraxen in Familienunternehmen. In diesem Kontext wurden über 20 leitfadengestützte Interviews mit Nachfolgerinnen und Nachfolgern in kleinen bis mittelständischen Familienunternehmen bundesweit geführt. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und codiert (vgl. Mayring 2007). Für die Fragestellung zentrale Interviewpassagen wurden zudem mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet, um zugrundeliegende Handlungsorientierungen aufzudecken (vgl. Nohl 2006 und Bohnsack 2003).

  2. 2.

    Die Zahlen sind unterschiedlich je nach Definition, was unter einem Familienunternehmen verstanden wird: „Der Anteil von nominellen Familienunternehmen, d. h. von Unternehmen, die einen Familiennamen im Firmennamen tragen, an allen deutschen Unternehmen (ohne öffentliche Unternehmen) beträgt 78 %. Familienkontrollierte Unternehmen, bei denen maximal drei natürliche Personen mindestens 50 % der Unternehmensanteile besitzen, haben einen Anteil von 92 %. Der Anteil von eigentümergeführten Familienunternehmen, die familienkontrolliert sind und zusätzlich vom Eigentümer geleitet werden, beträgt 90 %.“ Vgl. http://www.familienunternehmen.de/media/puplic/pdf/studien/volkswirtschafl_bed_ Jan_2012_gekuertzte_fassung.pdf. Das Institut für Mittelstandsforschung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Nach seinen Berechnungen sind für das Jahr 2006 95,3 % aller deutschen Unternehmen Familienunternehmen. Auf sie entfallen 41,1 % aller Umsätze und 61,2 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. vgl. http://www.ifm-bonn.org/index.php?id = 905.

  3. 3.

    Vgl. http://www.familienunternehmen.de/media/public/pdf/studien/volkswirtschaftl_bed Jan_2012_gekuerzte_fassung.pdf.

  4. 4.

    Es waren jedoch nicht nur die eigenen Kinder, auch andere Verwandte wurden in die Familienunternehmen integriert, weshalb von Saldern von Familien- und Verwandten-Netzwerken spricht (vgl. Adelheid von Saldern 2008: 151-174).

  5. 5.

    Ich verstehe den Begriff der Anrufung, wie ihn Althusser in seinem Buch „Ideologie und ideologische Staatsapparate“ definiert hat. In diesem Verfahren ruft der ideologische Staatsapparat durch seine entsprechenden Repräsentanten (z. B. Pfarrer, Lehrer, Polizisten) ein Individuum an, wodurch das Individuum in ein Subjekt mit einer entsprechenden Subjektposition transformiert wird (vgl. Althusser 1977: 144).

  6. 6.

    Obwohl die Aufwertung von Familie sich geschlechtsspezifisch unterschiedlich darstellt, ist dennoch in der Tendenz diese Veränderung sowohl bei Männern als auch bei Frauen festzustellen.

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Rahn, C. (2013). „Es war vorherbestimmt, was aus mir werden sollte“. In: Baader, M., Götte, P., Groppe, C. (eds) Familientraditionen und Familienkulturen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19064-8_8

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