Jean-Marie Leclair L’Aîné

Zusammenfassung

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jh.s gewann für die Etablierung einer eigenständigen Instrumentalmusik in Frankreich mehr und mehr das Konzertleben in den Adels- und Bürgerhäusern an Bedeutung. Neben Konzertunternehmen wie dem ›Concert des Amateurs‹, dem ›Concert des Amis‹ oder dem berühmten ›Concert Spirituel‹, dessen Programm einer detaillierten Reglementierung unterlag (in Konkurrenz zur Pariser Oper waren nur Instrumentalmusik und sakrale Vokalwerke mit lateinischem Text erlaubt), waren es insbesondere Konzerte im Kreise des Adels (Prince de Carignan) oder wohlhabender Bürger (La Pouplinière), die die Pariser Musikliebhaber mit neuen Gattungen und einem neuen Stil in Berührung brachten. Unter allen musikalischen Neuerungen, mit denen das konservative, von der Beharrlichkeit und den Attitüden des absolutistischen Systems gestützte Pariser Musikleben konfrontiert wurde, zogen vor allem die beiden Gattungen Kantate und Sonate heftige Diskussionen über den Wert nationaler Stile nach sich — eine Debatte, die letztendlich über mehrere Generationen fortdauern sollte und Mitte des 18. Jh.s im ›Buffonistenstreit‹ einen ersten Höhepunkt erreichte.