Zusammenfassung
Im Lager der deutschen Literatur herrscht stets geschäftiges Treiben. Ein Programm verdrängt das andere, jedes Schlagwort heischt eine Gasse. Bald künden Herolde in bunten Gewändern den Aufbruch zum Ritt in’s „alte romantische Land“, bald wird der Naturalismus als die allein würdige Form proklamiert, in der man sich bethätigen dürfe, dann baut man dem Realismus einen Tempel. — Ob man nun der einen oder anderen Richtung anhängt und manche Phase für keinen sonderlichen Fortschritt in der Reife des Kulturlebens betrachtet, immerhin ist diese Beweglichkeit, dieses heiße Ringen vorteilhafter, als wenn es ganz still wäre im deutschen Dichterwalde. Die kampflosen Jahre unserer Literatur sind selten die erfolgreichsten gewesen. Jede Bewegung hat im letzten Grunde einen gewissen Nutzen geschaffen, und wäre es auch nur der, daß man an ihr die Größe von dichterischen Persönlichkeiten schätzen lernte, die für ihre Zeit nichts bedeuteten, weil man sie nicht verstand! Man mag von den Bewegungen, die ich vorhin genannt habe, als von „literarischen Moden“ sprechen. Wenn sie auch wirklich nichts anderes wären, so wirken sie doch durch sich selbst klärend. Denn bekanntlich ist die eine literarische Mode die stärkste Gegnerin der anderen, das Übermaß von Lob seitens der einen Partei wird dadurch von der anderen auf das richtige Maß zurückgeführt. Nur das wirklich Große bewährt sich über die herrschende Mode hinaus.
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Ferdinand Avenarius (1856–1923), Herausgeber des „Kunstwarts“ und Gründer des Dürerbundes. Über sein Verhältnis zur Heimatkunst vgl. LMN S. 105.
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Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Ferdinand Gruner »Heimatkunst«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_77
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