Zusammenfassung
Wer mit dem späten Schopenhauer (dem der Paralipomena) unterwegs ist, wird sich keine schlaflosen Nächte einhandeln beim Anblick von dauerhaft sich krümmenden Fragezeichen und anderen Löchern im Flickenteppich unserer Alltagskausalität. Jedenfalls plaudert Schopenhauer im Kapitel 1, § 1 seiner »Vereinzelte[n], jedoch systematisch geordnete[n] Gedanken über vielerlei Gegenstände« furchtlos aus, was von begründungsvernarrten Berufslogikern gern als kausalrenitente Erklärungsrestsumme mit Grenzwert 0 abortiert wird, nämlich: »Der Grund und Boden, auf dem alle unsere Erkenntnisse und Wissenschaften ruhen, ist das Unerklärliche.« Alle Erklärungen führen, sofern man sie mit wenigen Mittelgliedern aufdröselt, doch immer zum Unerklärlichen. Wer also auf die Frage, Weshalb schnurren Katzen?, etwa das intrinsisch supponierte Wohlbefinden der Katze als zureichenden Grund für das Geschnurre gelten machen wollte, hätte aus erkenntnistheoretischer Sicht schon verloren. 1 : 0 für die weiterhin sibyllinisch schnurrende Katze. Wir aber stehen da und werden (mit oder ohne Thomas Nagel) niemals wissen, What is it like to be a bat?, ob (und weshalb) unser Liebster uns wirklich liebt und weshalb der birmesischer Herzenskater Rinaldo d’Anouchat schnurrt, während wir auf die Tastatur hauen.
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Jauch, U.P. (2015). Wohlbefinden Weshalb schnurren Katzen?. In: Kaube, J., Laakmann, J. (eds) Das Lexikon der offenen Fragen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05468-5_87
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05468-5_87
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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