Zusammenfassung
Dass biographisches Schreiben seit einiger Zeit (wieder) als wissenschaftliches Verfahren in den Blick genommen werden kann, steht im Zusammenhang mit der methodischen Öffnung in der Geschichtswissenschaft seit den 1970er Jahren,1 wäre aber nicht denkbar ohne die seit einigen Jahren stetig wachsenden Bemühungen um eine Theoretisierung des Genres. Inzwischen gilt nur noch eingeschränkt, was die Literaturwissenschaftlerin und Biographin Deirdre Bair 2001 als eigene Erfahrung unter dem pointierten Titel: »Die Biografie ist akademischer Selbstmord«2 zusammenfasste. Und auch die ein Jahr später von Peter-André Alt, selbst Verfasser literaturwissenschaftlicher Biographien, getroffene Feststellung, dass »in der akademischen Welt die Tendenz zur programmatischen Ablehnung einer Gattung [regiere], die als methodisch restaurativ oder (schlimmer noch) theoretisch naiv eingestuft wird«,3 muss relativiert werden: Biographische Verfahren erleben in verschiedenen historischen Fachdisziplinen eine »überraschende Renaissance« (Bödeker 2003b, 12); mit der methodischen Erneuerung der Biographik wird die Hoffnung auf innovative, die Fach- und Disziplinengrenzen sprengende wissenschaftliche Darstellungsmöglichkeiten verbunden4 — wenn nicht sogar auf grundlegende wissenschaftliche Selbsterneuerung im Sinne einer »den kruden Wissenschaftsobjektivismus überwinden wollenden ›Wen dung zum Konkret-Besonderen‹« (ebd., 17).5
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Literatur
Bödeker, Hans Erich (Hg.): Biographie schreiben. Göttingen 2003a.
Ders.: »Biographie. Annäherungen an den gegenwärtigen Forschungs- und Diskussionsstand«. In: Hans Erich Bödeker (Hg.): Biographie schreiben. Göttingen 2003b, S. 9–63.
Fetz, Bernhard/Schweiger, Hannes (Hg.): Spiegel und Maske. Konstruktionen biographischer Wahrheit. Wien 2006.
Klein, Christian (Hg.): Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens. Stuttgart/Weimar 2002.
Röckelein, Hedwig (Hg.): Biographie als Geschichte. Tübingen 1993.
Schaser, Angelika: »Bedeutende Männer und wahre Frauen. Biographien in der Geschichtswissenschaft«. In: Irmela von der Lühe/Anita Runge: Biographisches Erzählen. Stuttgart/Weimar 2001, S. 137–152.
Scheuer, Helmut: Biographie. Studien zur Funktion und zum Wandel einer literarischen Gattung vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Stuttgart 1979.
Zimmermann, Christian von: Biographische Anthropologie. Menschenbilder in lebensgeschichtlicher Darstellung (1830–1940). Berlin/New York 2006.
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Runge, A. (2009). Wissenschaftliche Biographik. In: Klein, C. (eds) Handbuch Biographie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05229-2_17
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