Zusammenfassung
Wer möglichst umfassend und verbindlich die Frage beantworten wollte, wie Komponisten des späteren 18. und des 19. Jahrhunderts ihre Werke in Gedanken, am Instrument und auf dem Papier bis hin zum Druck ausarbeiteten, klingend erprobten und an die Öffentlichkeit gaben, würde einem Phantom nachjagen. Er hinge der Illusion nach, die Schaffensprozesse von Komponisten wie Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Wagner, Brahms oder Tschaikowsky seien in eine verbindende und verbindliche Ordnung zu bringen, die mehr als nur banale Fakten und Übereinstimmungen festhielte. Das Bild vom Liebling der Götter, der nur niederzuschreiben brauchte, was der Himmel ihm eingab, wird für jeden hinfällig, der die Skizzen und Arbeitspartituren eines Beethoven oder Schumann gesehen hat. Und selbst für Mozart und Schubert finden sich Skizzen und frühe Niederschriften bestimmter Werke, die belegen, dass diese Musik in vielen Fällen das Ergebnis intensiver Arbeit war.
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Literatur
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—: Johannes Brahms, das Metronom und die Wiedergabe seiner Musik. Aspekte einer gestörten Beziehung, in: Festschrift Otto Biba zum 60. Geburtstag, hg. von Ingrid Fuchs, Tutzing 2006, 447–470.
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Herzlich danke ich Dr. Katrin Eich für freundliche Anregung und fruchtbare Diskussion sowie Dr. Johannes Behr für hilfreiche ergänzende Auskünfte zu Korrektur- und Vorabzügen.
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Struck, M. (2009). Vom Einfall zum Werk — Produktionsprozesse, Notate, Werkgestalt(en). In: Sandberger, W. (eds) Brahms Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05220-9_14
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