Zusammenfassung
Seit dem Aufstieg des Liberalismus zur treibenden kulturellen Kraft sind „Werte“ zum Inbegriff des Erfolgs geworden: persönliche Integrität und beruflich-finanzieller Aufstieg werden dabei oft als Gegensatz verstanden. In welcher Weise sich ethische und materielle Werte stattdessen gegenseitig bedingen, ist in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg deutlich geworden, als Menschen über den Zusammenbruch eines moralischen Wertesystems klagten und zugleich ihre Ersparnisse in der durch Kriegsanleihen und Wirtschaftskrise ausgelösten Hyperinflation schwinden sahen. Eine Kulturgeschichte der Werte hat dabei die Widersprüche zu berücksichtigen, mit denen der Homo oeconomicus leben muss: Prosperität auf der einen, Unsicherheit und begründete Abstiegsängste durch Selbstverantwortung auf der anderen Seite. Der von vielen Kulturschaffenden durch das 19. Jahrhundert hindurch beschriebene Gegensatz von Geist und Geld bestätigt die Abhängigkeit beider Bereiche voneinander. In knapper Form und anhand historischer Beispiele veranschaulicht Kap. 2 die Dialektik des Wertbegriffs.
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Zeller, C. (2019). Kleine Kulturgeschichte der Werte. In: Werte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04835-6_2
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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