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Unters Joch – Die Samnitenkriege

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Roma victa

Part of the book series: Schriften zur Alten Geschichte ((SCHAGE))

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Zusammenfassung

Roms Samnitenkriege gehören zu den bedeutendsten Etappen der Geschichte der römischen Republik. Die Niederlagen jener Jahrzehnte stehen in der Erinnerung späterer Generationen jedoch hinter denen an die Verluste gegen Kelten und Karthager zurück. Eine Ausnahmestellung nimmt indes die Niederlage von Caudium ein, die die Römer nach Livius' Bericht als göttliche Strafe ereilte, aus der die Römer indes auch die angemessenen Lehren zogen.

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Notes

  1. 1.

    Grossmann 2009, 1.

  2. 2.

    Vgl. Grossmann 2009, 1. Siehe jedoch die Beiträge in Jones (Hg.) 2004.

  3. 3.

    Umfangreichere Untersuchungen finden sich bei Salmon 1967, 187–292; Cornell 1995, 352–363; 2004; Forsythe 2005, 281–288, 292–311. Vgl. auch die knappe Übersicht bei Cornell 2017. Darstellungen der Samnitenkriege als Teil einer Gesamtgeschichte der Republik u. a. bei Bleicken 2004, 32–34; Sommer 2013, 124–132; Blösel 2015, 67, 71–74.

  4. 4.

    Relevant sind in diesem Zusammenhang außerdem wohl auch antike wie moderne historiografische Narrative, die die punischen Kriege und mehr noch die römischen Eroberungen im Osten jeweils als mehr oder weniger unmittelbares Präludium für die so bedeutsamen letzten Generationen der Republik darstellen.

  5. 5.

    Grossmann 2009, 1 (Zitat). Vgl. ebd., auch zum Folgenden.

  6. 6.

    Salmon 1967, 214 („[…][I]t was the most decisive of all the wars in its ultimate results, since it paved the way for Roman supremacy in peninsular Italy.“) Vgl. zuletzt Beard 2015, 159 („Almost fifty years later, the decades of Samnite Wars ended, with more than half the peninsula under Rome’s thumb in various ways, from treaties of ‚friendship‘ to direct control. Roman writers presented these wars as if they were a struggle between two states for Italian supremacy. They were certainly not that, but the scale of the conflict was something new and set the stage for the future.“). Dass die Römer in diesem Konflikt tatsächlich mit den Samniten um die Oberherrschaft in Italien rangen, ist hiermit noch nicht gesagt (auch wenn Salmon 1967, 214 diese Ansicht zu vertreten scheint). Denn soweit sich dies erkennen lässt, verfolgten die Samniten keine Expansionspolitik, die wesentlich über den Horizont von Samnium und den angrenzenden Regionen hinausgegangen wäre. Cornell 2004, 123–129 kann überzeugend darlegen, dass sehr wahrscheinlich weder Römer noch Samniten ihren Konflikt als Kampf um die Herrschaft über Italien betrachtet haben. Die Samniten waren angesichts ihrer Organisation, die eher lockere Bündnisse beinhaltete, wohl auch gar nicht zu weiter ausgreifenden, von langer Hand geplanten Expansionsunternehmungen in der Lage. Inwieweit in Rom im späten vierten Jahrhundert bereits Expansionspläne, die über einzelne Feldzugsjahre hinausgegangen wären, existierten, bleibt unsicher. Vielleicht wurden solche Gedanken auch erst im Zuge der Kriege gegen die Samniten entwickelt. Parallel zu diesen Entwicklungen nach außen und auf vielfältige Weise mit diesen verbunden, fallen in diese Jahre zudem wichtige Prozesse im Inneren. So formierte sich die (neue) römische Nobilität aus Patriziern und Plebejern, aus der sich zu einem großen Teil die Politiker und Feldherren rekrutierten, die die Republik in den folgenden Generationen zur Hegemonie über den Mittelmeerraum führten. Dies wurde begleitet von zahlreichen (Weiter-)Entwicklungen und Neuschöpfungen kultureller Ausdrucksformen, etwa auf dem Gebiet der römischen Repräsentationskunst, die eng mit der außen- und innenpolitischen Geschichte verbunden waren. Siehe hierzu wiederum Grossmann 2009, 1. Zur Formierung der Nobilität im späten vierten und frühen dritten Jahrhundert siehe bereits Salmon 1967, 217 und grundlegend Hölkeskamp 1987/2011 (dort nun in den Addenda zur ersten Auflage mit zahlreichen Hinweisen zur neueren Forschung). Die Anfänge der römischen Repräsentationskunst, die ganz wesentlich durch die Beute aus den Samnitenkriegen angeregt wurden, hat Tonio Hölscher in einer Reihe von Beiträgen untersucht. Siehe vor allem Hölscher 1978; 1980.

  7. 7.

    Vgl. Cornell 1995, 356 („living past“); 2004, 119; 2017, 472 f.; Forsythe 2005, 294 f.

  8. 8.

    Nach einer Vermutung von Cornell geht diese Einteilung möglicherweise auf Niebuhr zurück (Cornell 2004, 121–123). Dies ist ein auffälliger Unterschied etwa zur Zählung der römisch-karthagischen Kriege, die sich bereits auf antike Zeugnisse stützen kann. Vgl. zuletzt auch Cornell 2017, 469.

  9. 9.

    Siehe Cornell 2004, 126 f.

  10. 10.

    Dies ist auch der Zeitraum, den Grossmann in seiner neueren Arbeit zu „Roms Samnitenkriegen“ gewählt hat (Grossmann 2009).

  11. 11.

    Siehe hierzu ausführlich u. a. Nissen 1870; Oakley 1997, 13–20.

  12. 12.

    Für Hinweise zur Datierung von Fabius Pictors Werk siehe oben Abschn. 2.2.

  13. 13.

    Siehe bes. Vansina 1985, 23 f. und vgl. hierzu J. Assmann 62007, 48–50 und oben Abschn. 2.2. Für die Situation in Rom siehe etwa Ungern-Sternberg 1988; Timpe 1988; Walter 2004a, 42–83.

  14. 14.

    Vgl. Cornell 1995, 356 („living past“); 2004, 119; Forsythe 2005, 294 f.

  15. 15.

    Vgl. J. Assmann 62007, 50 f.

  16. 16.

    Vgl. nur Badian 1966, bes. 11; Timpe 1972; Beck 2007.

  17. 17.

    Siehe hierzu u. a. Walter 2004b mit weiterer Literatur und siehe oben Abschn. 2.2.

  18. 18.

    Denn zum einen berichtet Livius von Varianten, die ihm zu einzelnen Ereignissen vorgelegen hätten. Zum anderen scheinen die Erinnerungen an die Reaktionen auf die Niederlage von Caudium in der Diskussion um den Umgang mit dem besiegten Feldherrn von Numantia im Jahr 137, C. Hostilius Mancinus, ob der angeblichen Ähnlichkeit beider Ereignisse eine Rolle gespielt zu haben. Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, würde dies bedeuten, dass wenigstens den Zeitgenossen des Mancinus eine Tradition zu Caudium bekannt war – wie auch immer diese im Einzelnen aussah (vgl. oben Abschn. 3.2). Auf diesen Aspekt wird im Folgenden im Rahmen der Untersuchung der Darstellung und Deutung der Niederlagen der Samnitenkriege bei T. Livius zurückgekommen werden (Siehe unten Abschn. 4.3).

  19. 19.

    RRC 234. Siehe hierzu Crawford 1973, 4–6. Die Hauptquelle zu Roms Niederlage bei Caudium ist Liv. 9,1,1–16,19. Siehe außerdem einige Fragmente, die aus dem Werk des Claudius Quadrigarius erhalten sind (FRH 14 F 18–21 = FRHist 24 F 13–16), sowie weitere Berichte und Erwähnungen bei anderen Autoren: Cic. off. 3,109; Cato 41; inv. 91–92; Dion. Hal. 16,1,-2,4; Flor. epit. 1,11,9–12; App. Samn. 4,1–12; Cass. Dio frg. 36,8–22M; Zon. 7,26,10–16. Zur Forschung siehe u. a. Einträge in Brouhgton 1951, 150 f.; Salmon 1967, 224–229; Cornell 1995, 353; 2004; 2017, 474 f.; Forsythe 2005, 298–301; Oakley 2005, 25–38; Grossmann 2009. Siehe ferner die Abschnitte in den Überblicksdarstellungen zur Geschichte der römischen Republik bei Bleicken 2004, 33; Sommer 2013, 127 f.; Blösel 2015, 71 f.

  20. 20.

    Siehe RRC, 234 (Kommentar); Crawford 1973, 4–6; Oakley 2005, 650.

  21. 21.

    So u. a. bereits Mommsen 1860, 556; Badian 1968, 34 f.; Crawford 1973, 5. Rawson 1991, 597 lehnt diese Deutung hingegen ab. Diese Annahme basiert vor allem auf dem Namen des Münzmeisters, in dem man einen Nachfahren eines der beiden Konsuln von Caudium sieht. Außerdem wurde in diesem Zusammenhang angeführt, dass einer der beiden Krieger auf dem Revers offensichtlich einen Angehörigen eines barbarischen Volkes darstellen solle, worunter die Samniten aus römischer Sicht ja durchaus fielen (vgl. besonders Crawford 1973, 5).

  22. 22.

    Crawford 1973, 5 f.

  23. 23.

    Siehe Crawford 1973, 5 („Some have objected that the foedus of the Caudine Forks would not be portrayed on a coin because of its disgraceful nature. But there is no a priori reason to suppose that a Veturius thought his ancestor’s action disgraceful; the story of the Caudine Forks was perhaps to him a story of an agreement honourably made and kept.“).

  24. 24.

    Crawford 1973, 4. Mattingly 2004, 216 tritt mit plausiblen Argumenten dafür ein, die Prägung der Münze in das Jahr 136 zu datieren, schließt sich der Deutung Crawford indes grundsätzlich an. Ebenso Molinari 2016, 84 f.

  25. 25.

    Vgl. Crawford 1973, 4–6.

  26. 26.

    Siehe hierzu die Hinweise zur Forschung in Anm. 19.

  27. 27.

    Crawford 1973, 6.

  28. 28.

    Oakley 2005, 649 f.

  29. 29.

    Oakley 2005, 650 („No Roman noble would spontaneously wish to remind the public that his ancestor was responsible for one of the greatest Roman disasters.“). Vgl. bereits Loreto 1989/90, 658 f.; Rawson 1991, 597. Anders jedoch Crawford 1973, 5. Zudem erlauben die literarischen Quellen des ersten Jahrhunderts die Vermutung, dass eine Version der Ereignisse von Caudium , in der die Römer das Abkommen zurückgewiesen hatten, bereits gegen Mitte des zweiten Jahrhunderts existierte (siehe unten Abschn. 4.2 und 4.3).

  30. 30.

    Vgl. Schütz 1913, 69; Oakley 2005, 10; Grossmann 2009, 65.

  31. 31.

    Cic. Cato 41 (haec cum C. Pontio Samnite, patre eius a quo Caudino proelio Sp. Postumius T. Veturius consules superati sunt); off. 3,109 (At uero T. Veturius et Sp. Postumius cum iterum consules essent quia cum male pugnatum apud Caudium esset legionibus nostris sub iugum missis pacem cum Samnitibus fecerant dediti sunt iis iniussu enim populi senatusque fecerant. eodemque tempore Ti. Numicius Q. Maelius qui tum tribuni pl. erant quod eorum auctoritate pax erat facta dediti sunt ut pax Samnitium repudiaretur. atque huius deditionis ipse Postumius qui dedebatur suasor et auctor fuit.); inv. 2,91 (in eo foedere, quod factum est quondam cum Samnitibus, quidam adulescens nobilis porcum sustinuit iussu imperatoris. foedere autem ab senatu inprobato et imperatore Samnitibus dedito quidam in senatu eum quoque dicit, qui porcum tenuerit, dedi oportere.). Vgl. ferner eine Erwähnung des C. Pontius, die zwar nicht in einem direkten Zusammenhang mit den Ereignissen bei Caudium steht – jedenfalls ist ein solcher nicht zu erkennen – , dafür aber zeigt, dass Cicero anscheinend noch weitere Informationen zu dem samnitischen Feldherrn hatte, Cic. off. 2,75.

  32. 32.

    Vgl. hierzu die knappe Analyse bei Oakley 2005, 10 f.

  33. 33.

    Siehe bes. Cic. Cato 41 (Caudino proelio); off. 3,109: (cum male pugnatum apud Caudium esset). Vgl. Liv. 9,2,9–3,4.

  34. 34.

    Cic. off. 3,109.

  35. 35.

    Cic. inv. 2,91. Siehe unten Abschn. 4.3.

  36. 36.

    Direkt nach der Erwähnung des Schicksals des Postumius nach Caudium geht Cicero zum Beispiel des Mancinus bei Numantia über (Cic. off. 3,109: atque huius deditionis ipse Postumius qui dedebatur suasor et auctor fuit. quod idem multis annis post C. Mancinus qui ut Numantinis quibus cum sine senatus auctoritate foedus fecerat dederetur rogationem suasit eam quam L. Furius Sex. Atilius ex senatus consulto ferebant qua accepta est hostibus deditus.). Zu M. Atilius Regulus siehe unten Abschn. 5.1. Zu Q. Pompeius siehe oben Abschn. 3.2.

  37. 37.

    Cicero verfasste De officiis in beachtlicher Geschwindigkeit (nämlich von Oktober bis Dezember 44, vgl. von Albrecht 1994, 427), weshalb durchaus naheliegt, dass er in vielen Fällen wohl selbst keine intensiven historischen Forschungen betrieb, sondern auf Informationen zurückgriff, die er entweder in seiner Rhetorikausbildung aufgenommen hatte oder bei seinen Recherchen im Exil bzw. im erzwungenen Ruhestand während Caesars Diktatur in anderen Werken gefunden hatte. Die vorliegende Passage erweckt den Eindruck, dass hier verschiedene historische exempla, die jeweils unterschiedliche Aspekte eines ähnlichen Sachverhaltes beleuchten, bereits vorformuliert vorlagen, weshalb Cicero auch ohne weitere Kontextualisierung der Beispiele auskommt.

  38. 38.

    FRH 14 F 18 = FRHist 24 F *13 (=Liv. 9,5,1–5).

  39. 39.

    Vgl. den Kommentar in FRHist III, 306 f. (mit weiteren Hinweisen). Vgl. außerdem Crawford 1973, 3.

  40. 40.

    FRH 14 F 19 = FRHist 24 F 14 (=Gell. 2,19,8: Item Quadrigarius in eodem libro in re tristi et inopinata verbo isto ita utitur: Id ubi rescierunt propinqui obsidum, quos Pontio traditos supra demonstravimus, eorum parentes cum propinquis capillo passo in viam provolarunt.). Gemeint (eodem libro) ist offenbar das erste Buch (siehe Gell. 2,19,7). Siehe hierzu die Anmerkungen in FRHist III, 307, wo das Fragment ebenfalls dem Kontext der Reaktionen von Angehörigen der 600 römischen Geiseln, die den Samniten übergeben worden waren, zugeordnet wird. (vgl. ebd.: „Claudius perhaps had a version in which the relatives of the hostages learned that rejection of the agreement was likely, and reacted as described in the fragment.“). Siehe zudem FRH 14 F 20 = FRHist 24 F 15 (=Gell. 17,2,21).

  41. 41.

    FRH 14 F 21 = FRHist 24 F 16 (=Gell. 1,25,6). Die entsprechende Passage bei Livius ist Liv. 9,15,3. Siehe für Argumente für diese Zuordnung FRHist III, 308, wo auch eine Zuweisung in den Kontext der Verhandlungen der Römer mit den Tarentinern, die sich als Vermittler zwischen Samniten und Römern betätigen wollten, erwogen wird (Liv. 9,14,6–7). Beide Zusammenhänge sind denkbar, in beiden Fällen wäre die römische Eroberung Lucerias bei Q. Claudius Quadrigarius enthalten gewesen.

  42. 42.

    Dass die Römer beide Kämpfe verloren, ist für die Schlacht bei Lautulae klar zu erkennen, für das Gefecht des Bubulcus im Jahr 311 zumindest sehr wahrscheinlich, auch wenn Livius jeweils etwas anderes berichtet. Zu Lautulae siehe u. a. Diod. 19,72,3–9; Liv. 9,23,1–6. Vgl. (mit weiteren Hinweisen) Grossmann 2009, 92–96. Zum Feldzug des C. Iunius Bubulcus Liv. 9,31,2–16; Zon. 8,1,1. Siehe hierzu u. a. Salmon 1967, 244; Grossmann 2009, 105. Vgl. auch Oakley 2005, 404. Cornell 1995, 354 ist unentschieden, ob es zu einer römischen Niederlage kam.

  43. 43.

    Liv. 9,23,1–6; 9,31,2–16.

  44. 44.

    Siehe zum Folgenden ausführlich Bruckmann 1936, 3; Oakley 2005, 3–6, 11–13.

  45. 45.

    Liv. 9,1,2–15,8. Vgl. Oakley 2005, 3, 11–13.

  46. 46.

    Die knappe Form der Darstellung fügt sich jedenfalls gut zu Rekonstruktionen, die, auf der Basis von Bemerkungen antiker Gewährsleute, hinsichtlich der kompositionellen Anordnung des Werkes des Q. Fabius Pictor vorgelegt worden sind. Der grundlegende Beitrag zur Rekonstruktion des Aufbaus von Pictors Werk ist nach wie vor Timpe 1972. Siehe zudem die Einführungen in den neueren Ausgaben der Fragmente (Beck/Walter 22005, 55–61; Bispham/Cornell 2013a) und siehe oben die Hinweise in Abschn. 2.2. Nach Dionysios von Halikarnassos bestand Pictors Werk aus drei Großabschnitten, nämlich zunächst einem detaillierten Bericht über die Gründungsphase Roms, der vermutlich auch noch die ersten Jahre der Republik einschloss, einem knapp gehaltenen Mittelteil von der Mitte des fünften Jahrhunderts bis etwa zum Beginn des Ersten Punischen Krieges sowie schließlich einer wieder ausführlicheren Schilderung der Zeitgeschichte, womit im Falle Pictors wohl in etwa die Jahrzehnte von ca. 260–210 zu verstehen sind (Dion. Hal. 1,6,2). Bekanntlich entspricht dies recht genau solchen Schemata, die sich für Vergangenheitskenntnisse in Gesellschaften mit einer mündlich tradierten Überlieferung als typisch herausgestellt haben. Überlegungen zu möglicher mündlicher Tradierung der Samnitenkriege im dritten Jahrhundert haben wir ja bereits zu Beginn dieses Kapitels angestellt. Siehe allgemein bes. Vansina 1985, 23 f. und vgl. hierzu J. Assmann 62007, 48–50. Für die Situation in Rom siehe etwa Ungern-Sternberg 1988; Timpe 1988; Cornell 2004, 115 f.; Walter 2004a, 42–83 und die Hinweise oben in Abschn. 2.2. Der Zweite Samnitenkrieg fiel also wohl in jenen Mittelteil und wird daher auch bei Pictor vermutlich recht knapp dargestellt worden sein, was sich in gewisser Weise noch Generationen später im Bericht des Livius über jene Zeit niedergeschlagen zu haben scheint. Denn auch wenn in Ab Urbe Condita eine ganz Reihe von Ereignissen aus der Zeit der Samnitenkriege durchaus in umfangreicherer Form geschildert werden, lässt sich doch festhalten, dass Livius’ Darstellung zu vielen Jahren sehr kurz ist und daher auch lediglich relativ dürre Informationen enthält. Siehe jedoch auch Cornell 2004, 116–118, der betont, dass bereits einige von Livius’ Quellen durchaus umfangreicher gewesen sein könnten, als die jeweils erhaltenen Fragmente vermuten lassen können.

  47. 47.

    Hierauf deuten ja bereits die Unterschiede zwischen den Versionen des Geschehens bei Livius und anderen Autoren, wie Cicero, Q. Claudius Quadrigarius und anderen Autoren hin, die im vorherigen Kapitel in Hinsicht auf die Frage nach dem Charakter der Aufeinandertreffens (Kampf oder kampflose Kapitulation) und die Beschaffenheit des Abkommens mit den Samniten (foedus oder sponsio) diskutiert worden sind (siehe oben Abschn. 4.2).

  48. 48.

    Oakley 2005, 11.

  49. 49.

    Liv. 9,1,2–11.

  50. 50.

    Liv. 9,2,1–10,2. Vgl. Oakley 2005, 11, der die Konsulwahlen für das Jahr 320 als kompositorischen Mittelpunkt ansieht. Siehe außerdem Chaplin 2000, 33.

  51. 51.

    Liv. 9,10,3–16,10. Vgl. Chaplin 2000, 34.

  52. 52.

    Vgl. Oakley 2005, 11 f. Zu Livius’ Darstellung der ‚Gallischen Katastrophe‘ siehe oben Abschn. 3.1.5. Dieser Eindruck wird noch dadurch unterstützt, dass Livius kaum Angaben zu der Zeit macht, die zwischen den einzelnen Ereignissen jeweils vergangen ist. Siehe für diesen Hinweis bereits Oakley 2005, 12. Vgl. Bruckmann 1936, 5. Diese Anlage der Darstellung ist durchaus ungewöhnlich, wenn man als Vergleich etwa die Schilderungen der Einnahme Roms durch die Gallier oder Hannibals Feldzug in Italien während des Zweiten Punischen Krieges heranzieht, wo Livius jeweils immer wieder Hinweise zu zeitlichen Abständen zwischen einzelnen Ereignissen gibt.

  53. 53.

    Liv. 9,1,2–11.

  54. 54.

    Liv. 8,38,1–39,15.

  55. 55.

    Diese Gedanken äußert Pontius besonders in Liv. 9,1,9–11.

  56. 56.

    Liv. 9,2,1 (Haec non laeta magis quam vera vaticinatus exercitu educto circa Caudium castra quam potest occultissime locat […]). Vgl. u. a. Bruckmann 1936, 5; Pausch 2011, 180 („Dieser Interpretation der Geschehnisse und der damit einhergehenden Kritik an Roms Außenpolitik widerspricht der Erzählers [sic] nicht, sondern stimmt ihm bei der Schilderung der Reaktion des internen Publikums ausdrücklich zu, wenn er festhält, daß Pontius dies nicht nur zur Freude seiner Zuhörer, sondern auch in Übereinstimmung mit der Wahrheit vorausgesagt hat.“).

  57. 57.

    Liv. 9,2,4–5. Die eigentliche Entscheidung, den Weg durch die Caudinischen Pässe einzuschlagen, lässt Livius allerdings aus. Nach der Beschreibung der beiden möglichen Wege nach Luceria setzt die Handlung unmittelbar an dem Punkt an, an dem die Konsuln das Heer in das Tal bei Caudium führen (Liv. 9,2,9). Vgl. Grossmann 2009, 63.

  58. 58.

    Liv. 9,2,10 (sistunt inde gradum sine ullius imperio, stuporque omnium animos ac velut torpor quidam insolitus membra tenet, […]). Vgl. zu dieser Stelle Oakley 2005, 62.

  59. 59.

    Der Verzicht auf diese körperlichen Bedürfnisse kann von Livius und anderen Autoren durchaus auch als positiv, da Zeichen charakterlicher Stärke, geschildert werden. Siehe etwa Livius’ Charakterisierung des Hannibal (Liv. 21,4,3–9) oder diejenigen, die Sallust zu Iugurtha bietet (Sall. Iug. 6,1). In diesen Fällen handelt es sich jedoch jeweils um einen bewussten Verzicht und nicht – wie im Fall der Römer bei Caudium – um das Resultat geistiger Verwirrung. Vgl. zu den beiden genannten Stellen die Überlegungen unten in Abschn. 5.2.5.1.

  60. 60.

    Liv. 9,3,1–4. Eigentlich gilt die Nacht in der antiken Überlieferung als die passende Zeit zum Schmieden eines Planes (vgl. die Beispiele in Oakley 2005, 64 (dort: „traditionally the time for making plans“). Dass den Römern dies hier nicht gelingt, sondern sie die Zeit mehr mit Jammern verbringen (querentes magis quam consultantes), scheint ein weiterer Hinweis darauf zu sein, wie sehr die ungewohnte Situation sowie die eigentümliche Umgebung im Tal zum gänzlich ungewohnten Verhalten der Römer beiträgt (vgl. bereits ähnlich Oakley 2005, 64).

  61. 61.

    So auch bereits Nissen 1870, 42 f.; Bruckmann 1936, 4 f.; Lipovsky 1984, 144; Levene 1993, 226 f.; Forsythe 1999, 70; Chaplin 2000, 34 f.; Oakley 2005, 13 f. (u. a. 13 :„[…] his primary explanation for Rome’s troubles is that she has lost the favour of the gods“); Grossmann 2009, 63 f.

  62. 62.

    So in Liv. 9,1,9.

  63. 63.

    Liv. 9,9,10 (nihil ad Caudium , patres conscripti, humanis consiliis gestum est: di inmortales et vestris et hostium imperatoribus mentem ademerunt.). Vgl. Bruckmann 1936, 25.

  64. 64.

    Liv. 9,9,11–13.

  65. 65.

    Liv. 9,2,11. Vgl. Oakley 2005, 16.

  66. 66.

    Vgl. bereits Bruckmann 1936, 7 f.

  67. 67.

    Liv. 9,3,4. Vgl. Lipovsky 1984, 145.

  68. 68.

    Lipovsky 1984, 143–145. Vgl. zustimmend Oakley 2005, 16 und siehe bereits Bruckmann 1936, 6–8.

  69. 69.

    Liv. 9,6,3 (ita traducti sub iugum et quod paene gravius erat, per hostium oculos, cum e saltu evasissent, etsi velut ab inferis extracti tum primum lucem aspicere visi sunt, tamen ipsa lux ita deforme intuentibus agmen omni morte tristior fuit.). Vgl. Morello 2003, 295.

  70. 70.

    Liv. 9,6,3–13.

  71. 71.

    Auf dem Weg dorthin muss allerdings noch das Problem des Abkommens angegangen werden, dessen Deutung bei Livius weiter unten einem näheren Blick unterzogen werden wird.

  72. 72.

    Trotz jahrzehntelanger Bemühungen konnte im Gebiet rund um Caudium kein Ort gefunden werden, der vollständig auf die Beschreibung des augusteischen Historiografen passt. Zur Frage der Lokalisierung der Schlacht und der Topografie vor Ort siehe Nissen 1870, 10–18; Salmon 1967, 225 f.; Oakley 2005, 52–60; Grossmann 2009, 61–63; Cornell 2017, 475.

  73. 73.

    Liv. 9,2,8. Hier dürfte es, wie bereits erwähnt, den Samniten kaum möglich gewesen sein, eine Sperre zu errichten, die von den Römern als unüberwindlich angesehen wurde, da für einen solchen Bau keine Zeit gewesen sein dürfte. Vgl. Grossmann 2009, 61 f.

  74. 74.

    Siehe in diesem Sinne bereits Lipovsky 1984, 142; Oakley 2005, 16 („L.’s description of the terrain of the Caudine Forks is imaginary […]. However, he has exaggerated its difficulties in such a way as to help absolve the Romans from their defeat.“). Vgl. Grossmann 2009, 64.

  75. 75.

    Bruckmann 1936, 6, Anm. 6 („Die Adjektiva (alti, silvosi, angusti, perpetui) sind nicht geeignet, eine bestimmte Gegend zu umreißen, sondern reizen alle die Phantasie des Lesers an und geben das Bild einer auf den Menschen drückenden Landschaft.“). Vgl. Morello 2003, 291 f.

  76. 76.

    Morello 2003, bes. 293 f.: „This mismatch between the soldiers and their environment functions on other levels too. A soldier is usually a destructive alien in the pastoral world of otium and peaceful husbandry and the soldiering profession banishes men […] from the pastures. The locus amoenus is intrinsically hostile to the natural functioning of the Roman military unit.“. Zu den Charakteristika des locus amoenus in der klassischen Literatur siehe allgemein Haß 1998, bes. 98 f.). Besondere Aufmerksamkeit verdiene in diesem Zusammenhang die Beschreibung des Talkessels selbst, der nach Livius ein weites Feld, „reich an Gras und Wasser“, durch dessen Mitte ein Weg führe, umfasse. Siehe Liv. 9,2,7 (iacet inter eos satis patens clausus in medio campus herbidus aquosusque, per quem medium iter est) und vgl. Morello 2003, 292. Auch die hohen und in düsteren Farben gemalten Berge rund um das Tal stünden dieser Deutung des Schauplatzes nicht im Wege. Vielmehr weise der Weg durch die Felsschlucht, durch die die Römer in das Tal gelangt seien – die sich wiederum, wie oben bereits gesehen, in der realen Topografie von Caudium nicht finden lässt – auf eine „pastoral ambience“ hin, die sich sehr gut zur Interpretation des Schauplatzes als einer Form des klassischen locus amoenus anfügen lasse (Liv. 9,2,9: cava rupem). Vgl. Morello 2003, 292. An diese Beobachtungen ließen sich, nach Morello, wiederum mehrere Deutungen anschließen. Zum einen ist der locus amoenus in der klassischen Literatur ein gerne gewählter Schauplatz für Hirtenszenen. Dies korrespondiere, so Morello, in gewisser Weise mit der List der Samniten, die die Römer als Hirten verkleidet in den Hinterhalt im Tal locken. Es ließe sich darüber hinaus erwägen, ob sich hier noch eine weitere Anspielung auf den, zwar kaum den historisch-authentischen Umständen entsprechenden, von römischer Seite ihnen aber mitunter gerne zugeschriebenen, Charakter der Samniten als wenig zivilisiertes Berg- und Hirtenvolk verbirgt. Vgl. zur Stelle Morello 2003, 294. So etwa bei Liv. 9,14,3. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass das Bild, das sich Römer und Griechen in der Antike von den Samniten machten, nicht nur negativ ausgelegt wird, sondern, bei Livius und anderen Autoren, auch positive Elemente, wie eine ursprüngliche Tapferkeit und persönlichen Mut, enthält. Vgl. hierzu sowie zu antiken (und modernen) Vorstellungen von den Samniten u. a. Oakley, 2005, 18; Grossmann 2009, 15–18; Bernard 2015, 45. Zum anderen finde sich nach Morello hier eine Parallele zu anderen Werken, in der die Schönheit eines Ortes und die dort verborgene Gefahr oftmals einen Kontrast bilden (Morello 2003, 293 f.: „The challenge to the Romans is a struggle against the landscape itself, a terrain which by its nature prevents them from showing who they really are and what they can do.“, 294).

  77. 77.

    In jedem Fall gelingt es wenigstens einigen Römern, wie dem altgedienten Legaten und Konsular L. Lentulus (siehe unten) auch in dieser Umgebung Entschlossenheit und Hingabe an die res publica an den Tag zu legen. Die Rede des Lentulus bei Liv. 9,4,7–16. Vgl. in diesem Sinne Oakley 2005, 79 f.

  78. 78.

    Morello 2003, 294 („separated from the real world“).

  79. 79.

    Liv. 9,6,3. S. hierzu Morello 2003, 294 f. Ohne Zweifel stellt die literarisch stilisierte Bearbeitung der Beschreibung der Topografie der caudinischen Pässe einen Grund dafür da, warum die zahlreichen forschenden Reisenden der Neuzeit erfolglos geblieben sind, die sich, mit dem Text des Livius in der Hand, auf die Suche nach einem Tal gemacht hatten, das den dort gegebenen Schilderungen genau entspricht. Vgl. Oakley 2005, 52 („The precise site of the Caudine Forks must have been well known in antiquity, but has been much debated by modern scholars. The main reason for this is that L.’s narrative, which provides our only description of the area, satisfies deeply as literature but hardly at all as a piece of topographical description; modern researchers have been quite wrong to use it as though it were a tourist-guide bought from nearby Benevento.“). Siehe allgemein außerdem Östenberg 2018, 243 zum schematischen Charakter von Schlachtfeldbeschreibungen in der römischen Überlieferung.

  80. 80.

    Vgl. bereits ähnlich Chaplin 2000, 35 („But the episode’s moralistic colour is not limited to the god’s involvement. Livy’s human agents also invite a consideration of the moral issues to be found in history.“); Oakley 2005, 14 („The gods may be the prime movers in the downfall of the Romans, but the action still has to be worked out on the human level.“).

  81. 81.

    Siehe hierzu bereits Oakley 2005, 14–16.

  82. 82.

    Vgl. Oakley 2005, 20.

  83. 83.

    Liv. 9,2,15.

  84. 84.

    Direkt im Anschluss an die Rede des Lentulus berichtet Livius, dass sich die beiden Konsuln zu Pontius begeben hätten. Zu Lentulus siehe unten.

  85. 85.

    Liv. 9,1,5.

  86. 86.

    Vgl. Chaplin 2000, 35; Grossmann 2009, 60 („Livius ist aber bemüht, das folgende Geschehen zu erklären und die römischen Feldherren zumindest teilweise von ihrer Schuld zu entlasten, indem er sie aus moralischer Verpflichtung heraus die Fehler begehen lässt, die zum folgenden Desaster führen werden.“).

  87. 87.

    Das wird so zwar nicht explizit gesagt, aber darf angenommen werden, da ja erwähnt wird, dass der Weg, den die Römer schließlich wählen, der kürzere gewesen sei (Liv. 9,2,6).

  88. 88.

    Liv. 9,4,7–16. Vgl. hierzu Oakley 2005, 77–85.

  89. 89.

    Liv. 9,4,6. Vgl. Bruckmann 1936, 12.

  90. 90.

    Liv. 5,49,1–7. Siehe ausführlich oben Abschn. 3.1.5.

  91. 91.

    Dieser Verweis ist insofern bemerkenswert, als dass Livius in der Darstellung in Buch 5 den Vater des Lentulus überhaupt nicht erwähnt. Möglicherweise tauchte er in anderen Versionen der Geschichte auf, die heute verloren gegangen sind, auf die Livius sich aber noch beziehen konnte, auch wenn er sie nicht selbst in seine Darstellung eingebunden hatte. Es ist jedoch auch durchaus denkbar, dass Livius den Vater des Lentulus schlicht erfunden hat. Vgl. in diesem Sinne bereits Luce 1993, 87, Anm. 44, der zudem auf den sehr hohen zeitlichen Abstand zwischen beiden Ereignissen verweist, der es unplausibel erscheinen lässt, dass der Vater im Zuge der Belagerung des Kapitols, der Sohn bei Caudium jeweils eine tragende Rolle gespielt haben sollen („Note the seventy year gap.“); Oakley 2005, 80. Im Kontext der Rede des Lentulus scheint jedoch relevanter, dass der Legat (und durch ihn Livius) durch den Vergleich auf die Verteidiger des Kapitols, deren Mut und Opferbereitschaft zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt wird, darlegen kann, weshalb eine Kapitulation bei Caudium zu vertreten sei. Vgl. in diesem Sinne auch Chaplin 2000, 40 („Livy’s aim here, however, is not to reproduce his own narrative, but to explain why the Romans decided to accede to the Samnite demands.“).

  92. 92.

    Liv. 9,4,9–14.

  93. 93.

    Liv. 9,4,15–16.

  94. 94.

    Morello 2003, 294.

  95. 95.

    Vgl. in diesem Sinne bereits Chaplin 2000, 36; Oakley 2005, 16, Anm. 4., und siehe Grossmann 2009, 69, der die Passage ebenfalls dahin gehend deutet, dass Livius danach gestrebt habe, jedwede Zweifel am Charakter des Lentulus und damit auch an seiner Argumentation zu zerstreuen.

  96. 96.

    Liv. 9,4,7 (tum L. Lentulus, qui princeps legatorum virtute atque honoribus erat). Offenbar war Lentulus im Jahr 327 Konsul und kämpfte in Kampanien gegen die Samniten (siehe Broughton 1951, 145 mit den Quellen). Ein hohes Alter und politische wie militärische Erfahrung deuten im livianischen Text auch an anderen Stellen allgemein eher darauf hin, dass den Argumenten des jeweiligen Sprechers recht hohes Gewicht beizumessen ist. Vgl. zur Wertschätzung des Alters in der römischen Gesellschaft generell Walter 2004a, 14 f. Im Rahmen der Caudium -Episode gilt dies in besonderem Maße, da hier gleich mehrere erfahrene Redner auftreten, denen zunächst niemand Glauben schenkt, deren Voraussagen sich jedoch erfüllen. Hierauf wird weiter unten noch eingegangen werden (siehe die folgenden Bemerkungen zu den „warning figures“ Herennius Pontius und A. Calavius ).

  97. 97.

    Siehe hierzu u. a. Walter 2004b mit einer Reihe von Beispielen.

  98. 98.

    Vgl. Bruckmann 1936, 13 („Die Rede des Lentulus erzwingt in besonderem Maße die Billigung des römischen Verhaltens durch den Leser, da es auf diesen nicht ohne Eindruck bleiben kann, daß gerade Lentulus sich für die Annahme des Vertrages einsetzt, obwohl er von seinem Vater her gewissermaßen für Widerstand prädestiniert ist.“).

  99. 99.

    Vgl. Oakley 2005, 16, Anm. 4.

  100. 100.

    Liv. 9,3,12–13; 9,7,2–5. Vgl. generell Lipovsky 1984, 145 f.; Chaplin 2000, 37–39; Oakley 2005, 19 f.

  101. 101.

    Lipovsky 1984, 145; Oakley 2005, 19 („[…] L. presents us with two foreign warning-figures, who take a longer-term view of the Roman character and see the true consequences of the Caudine Forks for the Samnites.“).

  102. 102.

    Etwa in Liv. 22,37,3 (Hieron II. von Syrakus , ein ehemaliger Gegner Roms, unterstreicht dessen besondere Fähigkeit, aus Niederlagen gestärkt wieder hervorzugehen); 23,12,8–13,5 (der Karthager Hanno warnt im karthagischen ‚Senat‘ vor dem Wiedererstarken der Römer). Siehe zur Verwendung von solchen „Warnern“ in der antiken, besonders in der griechischen, Literatur u. a. Lipovsky 1984, 119, Anm. 1; Oakley 2005, 68–70 (mit zahlreichen Beispielen und weiterführenden Hinweisen). Siehe zudem Caldwell 2018, 341 f. zu Warnungen an die Adresse der Sassaniden nach der Gefangenname Valerians in der Schlacht von Edessa (260 n. Chr.).

  103. 103.

    Schließlich haben sie ja bereits selbst die römische Macht und das Potenzial zur Bewältigung von Rückschlägen erfahren und sehen dieses als typische Charaktereigenschaft der Römer an. Auch das hohe Alter und die damit verbundene Erfahrung der Sprecher sind dazu geeignet, ihren Worten hohes Gewicht zu verleihen. Die Verbindung von hohem Alter mit physischer und mentaler Vitalität geht besonders aus Liv. 9,3,5 hervor (in corpore tamen adfecto vigebat vis animi consiliique). Vgl. Oakley 2005, 70 („a commonplace of classical literature“). Siehe in diesem Sinne bereits Bruckmann 1936, 9, 19 f. Chaplin 2000, 34 weist zudem in Hinsicht auf die vermeintlich widersprüchlichen Anweisungen des Herennius Pontius darauf hin, dass Livius anmerkt, diese seien den Samniten erschienen als stammten sie von einem „zweideutigen Orakel“ (Liv. 9,3,8: velut ex ancipiti oraculo). Der einzige Samnite, der die Situation adäquat einzuschätzen weiß, wird demnach „associated with divine knowledge that is incomprehensible to other mortals“).

  104. 104.

    Vgl. Oakley 2005, 20 („As one suspects when they speak, Herennius and Calavius are proved to be right and the Romans do indeed show their true character in the second half of the story.“). Bruckmann 1936, 10 bringt als weiteres Motiv des Erzählers für den Einbau solcher „warning-figures“ aufseiten der Feinde ins Spiel, dass mit deren Einsatz die „ganze historische Situation […] für die Römer erträglich gemacht“ werde. Es handele sich um einen „Lichtblick, der in das Dunkel der römischen Stimmung fällt“.

  105. 105.

    Liv. 9,5,1–6. Vgl. Bruckmann 1936, 13–16; Levene 1993, 227 f.; Forsythe 1999, 70 f.

  106. 106.

    Vgl. Oakley 2005, 17 f. Zur historischen Rekonstruktion des Abkommens von Caudium siehe u. a. Salmon 226–233; Cornell 1995, 353; Oakley 2005, 31–38; Grossmann 2009, 72–81.

  107. 107.

    Liv. 9,7,15 (Is consules creavit Q. Publilium Philonem et L. Papirium Cursorem iterum haud dubio consensu civitatis, quod nulli ea tempestate duces clariores essent.).

  108. 108.

    Vgl. bereits Oakley 2005, 114 („although this statement may be true, it is quite as likely to be an annalistic or Livian invention; for L. had a romantic view of his warrior-heroes and liked to believe that their appointment was uncontroversial“). Zu Livius’ Wertschätzung der concordia und ihrer Bedeutung für seine historiografische Darstellung und Konzeption siehe u. a. Mineo 2015 und unten Abschn. 5.2.5.1.

  109. 109.

    Liv. 9,8,1. Vgl. Bruckmann 1936, 22.

  110. 110.

    Liv. 9,8,3–10 (erste Rede); 9,9,1–19 (zweite Rede). Postumius gibt an, auf eine Verteidigung seiner selbst verzichten zu wollen, jedoch möchte er seine Sicht auf das Geschehene darlegen.

  111. 111.

    Liv. 9,8,4–6 (ego tamen, quando neque de noxa nostra neque de poena rettulistis, omissa defensione, quae non difficillima esset apud haud ignaros fortunarum humanarum necessitatiumque, sententiam de eo, de quo rettulistis, paucis peragam; quae sententia testis erit, mihine an legionibus vestris pepercerim, cum me seu turpi seu necessaria sponsione obstrinxi, qua tamen, quando iniussu populi facta est, non tenetur populus Romanus, nec quicquam ex ea praeterquam corpora nostra debentur Samnitibus. dedamur per fetiales nudi vinctique; exsolvamus religione populum, si qua obligavimus, ne quid divini humanive obstet, quo minus iustum piumque de integro ineatur bellum.).

  112. 112.

    Seine erste Rede schließt Postumius mit einer Bitte an die Götter, sich mit der bereits geleisteten Bestrafung seiner selbst, seines Kollegen und seiner Soldaten zufriedenzugeben und den neuen Konsuln und ihrem Heer einen erfolgreichen Feldzug gegen die Samniten zu gewähren. Liv. 9,8,7–10.

  113. 113.

    Liv. 9,9,1–19.

  114. 114.

    Liv. 9,9,3–8; 9,9,14–18. Vgl. Oakley 2005, 18.

  115. 115.

    Liv. 9,9,11–12. Vgl. Bruckmann 1936, 25; Lipovsky 1984, 148.

  116. 116.

    Liv. 9,9,19.

  117. 117.

    Vgl. hierzu Bruckmann 1936, 25 f.; Lipovsky 1984, 148 f.

  118. 118.

    Gleichsetzung des Postumius mit P. Decius Mus : Liv. 9,10,3–4 (3 : Postumius in ore erat, eum laudibus ad caelum ferebant, devotioni P. Deci consulis, aliis claris facinoribus aequabant…). Vgl. Oakley 2005, 131 („Postumius was compared to Decius because his action could be viewed as a substitutionary sacrifice on behalf of the state“), der zudem darauf hinweist, dass diese Anerkennung bereits in der Rede des Lentulus angedeutet worden war (nämlich in Liv. 9,4,10: equidem mortem pro patria praeclaram esse fateor et me vel devovere pro populo Romano legionibusque vel in medios [me] inmittere hostes paratus sum…).

  119. 119.

    Mit der Notwendigkeit einer Schonung der Soldaten hatte bereits Lentulus für die Annahme des samnitischen Angebotes argumentiert (Liv. 9,4,14: hic omnes spes opesque sunt, quas servando patriam servamus, dedendo ad necem patriam deserimus ac prodimus.). Den Charakter des Abkommens als sponsio hatte wiederum Livius selbst in einem knappen Kommentar unterstrichen und auf diese Weise die Argumentation des Postumius im Voraus bestätigt. Eine Deutung des Geschehens als Folge eines Eingreifens der Götter bei Caudium , durch das weder Römer noch Samniten Herren über ihre Aktionen waren, sondern wie in einem Raum außerhalb der wirklichen Welt agierten, war bereits zum einen durch den Samniten Pontius geliefert worden, zum anderen durch die Schilderung des Tals bei Caudium und des römischen Verhaltens dort nahelegt worden.

  120. 120.

    Liv. 9,15,6–8. Vgl. Lipovsky 1984, 150 f.; Levene 1993, 228–230; Chaplin 2000, 34 („complete reversal of fortune“).

  121. 121.

    Liv. 9,31,7–16. Bereits in Liv. 9,27,1 kehren die Heere von Römern und Samniten in die Nähe der Caudinischen Pässe zurück. Allerdings nutzt Livius diese Gelegenheit noch nicht dazu, die neue Einsicht und Überlegenheit der Römer zu demonstrieren. Vgl. jedoch Oakley 2005, 22.

  122. 122.

    Liv. 9,31,13.

  123. 123.

    Liv. 9,31,14–16. Vgl. Kraus 1998, 268.

  124. 124.

    Liv. 9,35,7–36,14.

  125. 125.

    Liv. 9,36,1 (Silva erat Ciminia magis tum invia atque horrenda, quam nuper fuere Germanici saltus, nulli, ad eam diem ne mercatorum quidem adita.). Vgl. zur stilistischen Gestaltung und zum Sprachgebrauch in dieser Passage Lipovsky 1984, 154, Anm. 2; Nenninger 2001, 33. Sowohl die Unberührtheit der Wildnis des Ciminianischen Waldes als auch seine Ausdehnung werden von Livius hier mit Sicherheit in übertriebener Weise dargestellt, wenn auch anzunehmen ist, dass der Wald Ende des vierten Jahrhunderts noch größer war als in Livius’ Zeit, was dieser ja auch selbst anzeigt (tum). Siehe hierzu und zu weiteren Hinweisen zu diesem Gebiet Oakley 2005, 467 f.

  126. 126.

    Liv. 9,36,1 (eam intrare haud fere quisquam praeter ducem ipsum audebat; aliis omnibus cladis Caudinae nondum memoria aboleverat.).

  127. 127.

    Liv. 9,36,9–11.

  128. 128.

    Vgl. Kraus 1998, 268; Chaplin 2000, 41 f.

  129. 129.

    Liv. 9,38,4–5. Vgl. Chaplin 2000, 42; Oakley 2005, 22.

  130. 130.

    Chaplin 2000, 42 („So here, equipped with the same experience, the Romans modify their behaviour while the Samnites assume the Romans will repeat the mistake. They have not taken into account the Roman ability to interpret the lessons of history.“). Die Samniten hatten sich ja auch bereits schon gegenüber dem Rat des weisen Herennius als uneinsichtig gezeigt, zunächst hatten sie diesen noch nicht einmal verstanden (Liv. 9,3,4–13. Vgl. Chaplin 2000, 38). Noch im Jahr 193 soll die Erinnerung an Caudium die Soldaten des Q. Minucius Thermus erschreckt haben, als dieser einen Feldzug in das Gebiet der Ligurer unternahm und dabei durch einen engen Pass zog (Liv. 35,11,1–3). Auch hier bewahrt der Feldherr jedoch Umsicht und sendet numidische Hilfstruppen aus, um ligurische Dörfer in der Umgebung in Brand zu setzen, woraufhin sich die Ligurer vom Pass zurückziehen, was den Römern den Sieg bringt (Liv. 35,11,4–13. Vgl. Chaplin 2000, 46 f.).

  131. 131.

    Kraus 1998, 268 („These passages underscore a recurring tension between memory and forgetting: to move ahead the Romans have to forget, to delete their memory; but only preserving the knowledge of what happened before allows them to change.“). Vgl. zustimmend Oakley 2005, 22 f. Die Erinnerung an Niederlagen durch die Römer hebt Livius auch an anderer Stelle als wichtigen Bestandteil der Bewältigung der Folgen von militärischen Misserfolgen hervor. Vgl. unten Abschn. 5.2.5.1.

  132. 132.

    Siehe bes. Liv. praef. 10. (hoc illud est praecipue in cognitione rerum salubre ac frugiferum, omnis te exempli documenta in inlustri posita monumento intueri: inde tibi tuaeque rei publicae quod imitere capias, inde foedum inceptu, foedum exitu, quod vites.).

  133. 133.

    Liv. 9,16,19.

  134. 134.

    Liv. 9,17,1–2.

  135. 135.

    Liv. 9,17,3–19,17. Vgl. dazu Oakley 2005, 184–261.

  136. 136.

    Liv. 9,19,9 (Uno proelio victus Alexander bello victu esset; Romanum, quem Caudium , quem Cannae non fregerunt, quae fregisset acies?).

  137. 137.

    Lucil. 613–614 M. = 683–684 K. = 591–592 C./G. und 615–616 M. = 685–686 K. = 593–594 C./G. („ut Romanus populus victus vi et superatus proeliis/saepe est multis, bello vero numquam, in quo sunt omnia“, und, „contra flagitium nescire, bello vinci barbaro/Viriato, Annibale“).

  138. 138.

    So zuletzt u. a. Oakley 2005, 254 („This way of viewing the Roman character was formed perhaps in the third century, under the influence of Roman successes in the Pyrrhic und Hannibalic Wars.“), und ausführlich Clark 2014b, 50–93.

  139. 139.

    Die Aneinanderreihung „quem Caudium , quem Cannae könnte dabei lediglich die chronologische Reihenfolge wiedergeben. Möglich ist jedoch auch sie als Steigerung zu lesen.

  140. 140.

    Liv. 9,19,12–17.

  141. 141.

    Liv. 9,19,15–16 (absit invidia verbo et civilia bella sileant: [numquam ab equite hoste] numquam a pedite, numquam aperta acie, numquam aequis, utique numquam nostris locis laboravimus; equitem sagittas, saltus inpeditos avia commeatibus loca gravis armis miles timere potest.).

  142. 142.

    Liv. 9,19,17 (mille acies graviores quam Macedonum atque Alexandri avertit avertetque, modo sit perpetuus huius, qua vivimus, pacis amor et civilis cura concordiae.). Vgl. hierzu die weiterführenden Bemerkungen bei Oakley 2005, 261.

  143. 143.

    Vgl. Bruckmann 1936, 3.

  144. 144.

    Um die Ausweglosigkeit der eigenen Situation zu unterstreichen, verweist er auf eine mündliche Überlieferung, die er von seinem Vater erhalten haben will und die oben bereits erwähnt wurde. Der Vater des Lentulus sei demnach der einzige gewesen, der gegen einen Freikauf der von den Galliern Eingeschlossenen plädiert habe. Siehe Liv. 9,4,8. Vgl. hierzu Oakley 2005, 80.

  145. 145.

    Liv. 9,38,15. Siehe hierzu Rosenstein 1990a, 70 f.; Levene 1993, 232; Chaplin 2000, 42 f.; Oakley 2005, 14, Anm. 1.

  146. 146.

    Tatsächlich weist Livius darauf hin, dass Licinius Macer berichtet habe, dass die curia Faucia auch vor der Niederlage an der Cremera als erste abgestimmt habe. Siehe Liv. 9,38,16 (Macer Licinius tertia etiam clade, quae ad Cremeram accepta est, abominandam eam curiam facit.) = FRH 17 F 18 = FRHist 27 F 23. Da Livius die Version Macers an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, kann man wohl davon ausgehen, dass die Verbindung zur Cremera tatsächlich auch nur bei Macer auftauchte, er diese Variante also exklusiv hatte. Vgl. ähnlich bereits den Kommentar in FRHist III, 444 f. Zum Tagessynchronismus der Daten der Kämpfe an der Cremera und an der Allia siehe oben Abschn. 3.1.1.

  147. 147.

    Vgl. Rosenstein 1990a, 70 f.; Stewart 1998, 43–46.

  148. 148.

    Siehe oben Abschn. 3.2.

  149. 149.

    Siehe etwa Cic. off. 3,109; Vell. 2,1,5; Plut. Tib. Gracchus 7,2; Flor. epit. 1,34,7; Tac. ann. 15,13,2; App. Ib. 83,360. Vgl. hierzu Oakley 2005, 27.

  150. 150.

    Bereits erkannt von Nissen 1870, 50–65; Crawford 1973, 2; Oakley 2005, 27–31. Da Buch 55 des Livius verloren gegangen ist, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen, ob und ggf. wie bei ihm eine mögliche Beziehung zwischen beiden Niederlagen gezogen worden war (vgl. oben Abschn. 3.2). In seinem umfangreichen Kommentar zu Buch 9 hat Oakley jedoch eine Reihe von Stellen in anderen Werken gesammelt, die auf die Existenz von Parallelen in der Darstellung und Deutung hinweisen oder diese sogar belegen. Oakley 2005, 27–29. So klagen Mancinus wie auch Postumius vor dem Senat darüber, dass die Niederlage unausweichlich gewesen sei, da sie durch das Fehlverhalten von Vorgängern (bei Mancinus Q. Pompeius , der 139 mit den Feinden ein Abkommen ausgehandelt, dieses jedoch später zurückgewiesen habe) in eine extrem schlechte taktische Situation geraten seien (App. Ib. 83,360). Im Fall von Caudium hatte die Verfehlung der Römer erst das Eingreifen der Götter auf den Plan gerufen, während einige Autoren davon berichten, dass der Aufbruch des Mancinus nach Spanien von schlechten Vorzeichen begleitet gewesen sei, was übrigens Dionysios von Halikarnassos auch für das Jahr 321 im Vorfeld der Niederlage von Caudium berichtet. Siehe Liv. per. 55; Val. Max. 1,6,7; Oros. 5,4,19–20. Schlechte Omen (Blitzeinschlag) vor Caudium: Dion. Hal. 16,1,1–3. Livius dürfte diese Überlieferung ebenfalls bekannt gewesen sein, doch passte sie wohl nicht ausreichend in die Konzeption seiner Darstellung, in der er ja gerade den menschlichen Fehler der Römer, aus Maßlosigkeit das Angebot der Samniten abzulehnen, betonen möchte. Ähnlich bereits Engels 2007, 393, Anm. 119. Levene 1993, 227 zieht als Möglichkeit in Betracht, dass Livius die römische impietas vor der Schlacht nicht zu sehr betonen wollte, weshalb er dann diesen Vorzeichenbericht aus seiner Darstellung herausstrich. Beide Feldherren seien den jeweiligen Berichten nach durch gezielt gelegte falsche Gerüchte in die Falle gelockt worden. Siehe Liv. 9,2,1–5 (Caudium) und App. Ib. 80,346 (Numantia ). In beiden Fällen habe dies dazu geführt, dass die Römer in einer Art Engpass eingeschlossen worden seien, aus dem sie sich allein durch ein Abkommen hätten befreien können (Liv. 9,2,9–3,4 (Caudium); Plut. Tib. 5,2; App. Ib. 80,346–347 (Numantia)). Senat und Volk von Rom hätten die Bedingungen, die von den Feldherren hingenommen worden waren, abgelehnt und die Verantwortlichen, hier Postumius, dort Mancinus, hätten sich daraufhin dazu angeboten, sich selbst an die Feinde ausliefern zu lassen. Siehe hierzu Liv. 9,8,1–10,1 (Caudium); Plut. Tib. 7,1–4; App. Ib. 83,358–360; Cass. Dio frg. 79 sowie Liv. per. 56; Cic. rep. 3,28; off. 3,109 (Numantia). Die Variante, dass Mancinus seine Auslieferung selbst angeboten hätte, findet sich vor allem bei Cicero. Siehe hierzu ausführlich (mit Nachweisen und Literatur) oben Abschn. 3.2. Beiden Feldherren sei hierdurch später Anerkennung zuteil geworden, da sie sich für ihr Vaterland geopfert hätten. Zudem sollen, wie oben erwähnt, die Senatoren, die im Jahr 136 auf eine Aufhebung des Vertrages und eine Auslieferung des Mancinus drängten, explizit das Beispiel Caudium herangezogen haben und dabei auf das Schicksal des Postumius verwiesen haben.

  151. 151.

    Oakley 2005, 29–31.

  152. 152.

    In diesem Fall lägen hier also zwei Konstellationen vor, die sich sehr stark geähnelt hätten, was dann schon den Zeitgenossen des Mancinus sicher aufgefallen wäre, die sich dann vermutlich tatsächlich als Teil einer eigentümlichen „re-enactment“-Aufführung betrachtet haben müssen. Oakley 2005, 29 („If one believes either that the story of the repudiation of an agreement with the Samnites is true or that it was invented before 137 […], one may argue that it influenced both events at Numantia (which may have seemed like a curious re-enactment of a familiar story).“).

  153. 153.

    Cornell 1989, 370 f.; Loreto 1989/90, 654.

  154. 154.

    Oakley 2005, 30.

  155. 155.

    Sollte jedoch die Darstellung der Ereignisse von Caudium bei Q. Claudius Quadrigarius, aus der zugebenermaßen lediglich dürre und inhaltlich wenig aussagekräftige Fragmente vorliegen, tatsächlich, wie von Forsythe vermutet, auf einer früheren Schilderung des C. Acilius aufbauen, könnte dies wohl bedeuten, dass die Zurückweisung des Friedens bereits bei ihm, also vermutlich schon vor 137/6, berichtet wurde. Siehe hierzu Forsythe 1999, 71, der allerdings der Ansicht ist, dass weder Quadrigarius noch Acilius von einer Zurückweisung des foedus berichteten. Dies muss freilich unklar bleiben. Vgl. Oakley 2005, 30, Anm. 1.

  156. 156.

    Oakley 2005, 28 f. Eine Auslieferung eines römischen Feldherrn an Feinde, um ein auf dem Feldzug eingegangenes Abkommen zurückweisen zu können, war in der römischen Geschichte zudem auch nicht ohne Beispiel, wie der Fall des M. Claudius Clineas zeigt, der im Jahr 236 an die Bewohner von Korsika ausgeliefert worden war. Val. Max. 6,3,3a.; Cass. Dio. frg. 45; Zon. 8,18,7–8. Die Korsen scheinen, wie einhundert Jahre später die Numantiner, die Auslieferung des römischen Legaten nicht akzeptiert zu haben, weshalb sich Clineas ins Exil begeben musste. Siehe hierzu Kuhnert 2013, 113 f. Vielleicht bildete dieser vermutlich historisch authentische Fall für die Ausgestaltung der Aufhebung des Abkommens von Caudium eine frühe Vorlage.

    Für ein Vorhandensein einer früheren Variante der Geschichte spricht vielleicht ebenfalls, dass die Überlieferung um die Figur des Herennius Pontius offenbar deutlich vor das späte zweite Jahrhundert zurückgeht. Siehe hierzu ausführlich Oakley 2005, 40 f. Abgesehen von seiner Rolle in den Ereignissen um Caudium wird Herennius Pontius nur in einem anderen Zusammenhang explizit genannt. Nach Cic. Cat. 41 soll Herennius einst mit Platon in Tarent zusammengetroffen und ein philosophisches Gespräch geführt haben. Das klingt in der Tat nach einer apokryphen Legende, was wiederum den Schluss nahelegt, dass es sich hierbei nicht um die einzige Geschichte dieser Art handelte, die über Herennius Pontius in Süditalien kursierte. Siehe in diesem Sinne bereits Oakley 2005, 41 („Herennius must have been a legendary figure in southern Italy“).

  157. 157.

    Siehe im Einzelnen Liv. 9,23,1–6 (Schlacht bei Lautulae ; Livius kennt Überlieferung einer Niederlage, die er jedoch nicht übernimmt, siehe Liv. 9,23,5: invenio apud quosdam adversam eam pugnam Romanis fuisse atque in ea cecidisse Q. Aulium magistrum equitum. Vgl. Lipovsky 1984, 152); 9,31,6–16 (Kampf des C. Iunius Bubulcus ; Überlieferung einer Niederlage bei Zonaras, die von Livius nicht erwähnt wird: Zon. 8,1,1); 9,38,7–8 (Schlacht unter Kommando des C. Marcius Rutilus , die wahrscheinlich in einer Niederlage endete, wobei Livius einen unentschiedenen Ausgang annimmt, den erst die fama und die Verwundung des Konsuls in der Wahrnehmung der Römer zu einer Niederlage gemacht habe (Liv. 9,38,8)). Vielleicht trug die sehr erfolgreiche weitere Karriere des C. Marcius Rutilus, der gleichzeitig Pontifex und Augur und zudem in den Jahren 294 und sogar noch 265 Zensor gewesen sein soll, dazu bei, dass mögliche frühere Niederlagen von eher kleinerem Ausmaß weitgehend aus der Überlieferung verschwanden. Zu den Karrieredaten des Marcius siehe nur C. Müller, DNP 7 (1999), 862, s. v. Marcius [I 26] Rutilius Censorinus, C.).

  158. 158.

    Vgl. hierzu bereits Lipovsky 1984, 149 („When once the Romans have regained their traditional character and the gods’ favor, Caudium – the result exclusively of special favors – can have no lingering effects upon the war. The battle emerges from Livy’s narrative not so much as a Samnite victory as a prolegomenon to massive Samnite defeats […].“). Siehe zudem Levene 1993, 230.

  159. 159.

    Siehe nur Liv. 5,49,1–7; 39,30–31. Zu diesem Erzählschema siehe auch ausführlich Forsythe 2005, 298 f.; Clark 2014b, 94–133. Zu der verlorenen Schlacht bei Camerinum hatte Livius offenbar mehrere Überlieferungsvarianten vorliegen, von denen er sich für eine entschied, in der die Niederlage nicht dem Konsul Q. Fabius Maximus Rullianus sondern dem L. Cornelius Scipio Barbatus angelastet wurde, dem Fabius angeblich das Kommando übertragen haben soll, da er selbst wegen nicht näher genannter Amtsgeschäfte nach Rom gerufen worden war. Es ist durchaus denkbar, dass der später gefeierte Sieger von Sentinum auf diese Weise von einer direkten Beteiligung am vorangegangenen Misserfolg freigesprochen werden sollte (siehe hierzu ausführlich oben Abschn. 3.2). Ähnliches lässt sich mit aller Vorsicht, die schon daher geboten sein sollte, weil die entsprechende Passage aus dem elften Buch von Ab Urbe Condita durch den Verlust der zweiten Dekade nicht erhalten ist, auch für Livius’ Darstellung der Niederlage des Q. Fabius Gurges im Jahr 292 vermuten. So Grossmann 2009, 156–161. Wahrscheinlich begleitete den Konsul sein Vater Q. Fabius Maximus Rullianus , der Sieger von Sentinum, als Legat zunächst auf dem Feldzug (so jedenfalls Zon. 8,1,10–11). In den Periochae sowie in dem Bericht des Orosius, der auf Livius’ Schilderung zurückgehen könnte, tritt Rullianus allerdings erst nach der Niederlage seines Sohnes in Erscheinung. Er verspricht diesem nun als Begleiter und Ratgeber zur Seite zu stehen, womit er negative Folgen der Niederlage für seinen Sohn habe abwenden können, den der Senat vom Heer abberufen wollte (Liv. per. 11; Oros. 3,22,6–7). Wie schon im Fall der Schlacht bei Camerinum scheint Rullianus auch hier im Zuge einer Traditionsbildung, in der er in zunehmendem Maße zu einem der überragenden Helden der Samnitenkriege stilisiert wurde, von einer direkten Beteiligung an der Niederlage freigesprochen worden zu sein. Da sein Sohn Konsul war, war dieser auch eindeutig der formal Verantwortliche für die Niederlage. Bereits eine Beteiligung des Rullianus an der Niederlage als Legat scheinen einige Autoren bereits als unpassend empfunden zu haben. Vgl. Grossmann 2009, 160 f.

  160. 160.

    Degrassi FCap. 44–45.

  161. 161.

    Vgl. Oakley 2005, 11.

  162. 162.

    InscrIt. 13,1,107 („scilicet posteriores Postumii cladem a gentili suo acceptam decori uertere studuerunt.“). Es wäre zudem durchaus denkbar, dass der Eintrag erst eine Folge der Darstellung des Postumius in späteren Quellen, etwa bei Livius, war, wo er – wie gesehen – letztlich durchaus in einem günstigen Licht erscheint. Vgl. bereits Oakley 2005, 11, Anm. 1 („However, the heroic role of Postumius in the Caudine story could have been invented by others apart from later Postumii.“).

  163. 163.

    Val. Max. 5,1,ext. 5; 7,2,ext. 17. Eine indirekte Anspielung auf die Niederlage von Caudium findet sich zudem in Val. Max. 6,1,9, wo es um das Schicksal des T. Veturius, des Sohnes des gleichnamigen Konsuls von Caudium geht, der offenbar in große finanzielle Not geraten war (vgl. hierzu Nissen 1870, 63). Auf Ereignisse aus den Samnitenkriegen nimmt Valerius zudem an folgenden Stellen Bezug, ohne dass die römischen Niederlagen dabei erwähnt werden: Val. Max. 2,7,8; 3,2,9; 4,3,5a.

  164. 164.

    Val. Max. 5,1,ext. 5.

  165. 165.

    Val. Max. 7,2,ext. 17.

  166. 166.

    Siehe Liv. 9,3,4–13.

  167. 167.

    Wie oben gesehen, waren die Römer, jedenfalls nach Livius, zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf dem Wege der moralischen Läuterung. Vgl. oben Abschn. 4.3.

  168. 168.

    Lucan. 2,134–138 (iam quot apud Sacri cecidere cadavera Portum/aut Collina tulit stratas quot porta catervas,/tum cum paene caput mundi rerumque potestas/mutavit translata locum, Romanaque Samnis/ultra Caudinas speravit vulnera Furcas!). Vgl. Nissen 1870, 58.

  169. 169.

    Die vorliegende Stelle bei Lucan bietet hierfür wiederum indes keinen direkten Beleg.

  170. 170.

    Vgl. oben Abschn. 3.1.6 und 3.1.7.

  171. 171.

    Tac. ann. 15,13,1–3.

  172. 172.

    Dass Tacitus eine Kapitulation auch in einer taktisch aussichtslosen Lage offenbar für erklärungsbedürftig ansah, lässt sich wohl auch an seiner Schilderung der, letztlich vergeblichen, Verteidigung von Vetera ablesen, als die Verteidiger nach einem langen und äußerst entbehrungsreichen Kampf schließlich aufgeben, anstatt sich weiter aushungern zu lassen, und Tacitus sich enttäuscht über diesen Entschluss zeigt. Tac. hist. 4,60.

  173. 173.

    Dies lässt sich schon dadurch gut erklären, dass dieser Misserfolg bereits in den (spät-)republikanischen Quellen, die oben besprochen worden sind, eindeutig im Vordergrund stand. Siehe oben Abschn. 4.2 und 4.3.

  174. 174.

    Rut. Nam. 1,126. Konkret heißt es dort: Samnis servitio foedera saeva luit. Hiermit kann eigentlich nur Caudium gemeint sein. Vgl. auch den Kommentar von Doblhofer 1977, 76.

  175. 175.

    Eutr. 2,9. Nochmals aufgegriffen in 10,17. L. Ampelius führt Sp. Postumius – neben Horatius Cocles , M. Atilius Regulus und anderen – als Beispiele für Männer der Vergangenheit auf, qui pro salute se optulerunt. Siehe Ampelius 20,10 (Spurius Postumius qui a Pontio Telesino Samnitum duce sub iugum missus cum exercitu auctor fuit rumpendi foederis seque hostibus censuit esse dedendum.).

  176. 176.

    Vgl. zu den Folgen der Schlacht von Lautulae bereits Salmon 1967, 235.

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Lentzsch, S. (2019). Unters Joch – Die Samnitenkriege. In: Roma victa. Schriften zur Alten Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04831-8_4

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