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Zusammenfassung

Wenn Goethe von seinem Briefwechsel mit Schiller sagte, er versande am Ende wie der Rhein1, so gilt fiir den Briefwechsel mit Zelter das genaue Gegenteil. Aus kleinen Anfängen2 entstanden, nimmt die Korrespondenz die ersten Jahre ihren bescheidenen Lauf3, und kaum etwas läßt die Potentiale erahnen, die sich dann über Jahrzehnte entfalten werden, um sie am Ende zum wichtigsten Gefäß der Mitteilungen Goethes und Zelters zu machen. Zelters Verbindung nach Weimar hatte sich über seine Liedkompositionen ergeben, die Goethe bekanntgeworden waren4. Gelegentliche Vertonungen bestimmen die ersten Jahre der Korrespondenz, die durch einen Briefwechsel Zelters mit Schiller ergänzt wird. Frühe Literaturdiskurse5 tragen dazu bei, das gegenseitige Vertrauen in eine gemeinsame Basis zu verfestigen, auf der aufgebaut werden kann. Dieses grundlegende Vertrauen wird auch bei gelegentlichen Irritationen nicht irreparabel erschüttert, obwohl der frühe Briefwechsel wohl zumindest einmal vor der Beinahe-Katastrophe, einem frühen klanglosen Ende steht6. Der Tod Schillers ist auch für den Briefwechsel ein Wendepunkt 7: Eine Epoche hat ihr Ende gefunden, von nun an wächst für Goethe die Bedeutung Zelters und der Korrespondenz mit ihm. Nach dem Selbstmord des Zelter-Stiefsohns redet Goethe dem Freund mit “Du” an 8 und gibt so der Entwicklung Ausdruck, die Zelter zum wichtigsten Vertrauten der Altersjahre macht. Die Bedeutung vor allem der Literaturdiskurse für Goethe hängt mit Intensität, Qualität und Sensibilität von Zelters Lektüre zusammen, die hier im Vordergrund der Betrachtung stehen sollen.

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Notizen

  1. “Es war ein freundlicher, aber keineswegs reger Gedankenaustausch” (Peter Boerner. 1989, S. 128; Ebd., S. 127ff. zur Entwicklung des Briefwechsels).

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  2. [Jürgen Behrens]. in: Freies deutsches Hochstift, Jahresbericht. in: Jb. FDH 1989, S. 345ff.; hier: S. 375.

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  3. Ebd., S. 374.

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  4. Ebd., S. 375.

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  5. Vgl. z. B. die Vorlesung der “Iphigenie” 1792 im Kreise Jacobis (geschildert in der “Campagne in Frankreich”), Goethes Vorträge über die “Farbenlehre” vor einer Weimarer Damengesellschaft 1806, seine Lesungen der “Elegie” oder aus dem zweiten Teil des “Faust”.

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  6. Vgl. z. B.: Günther H. Wahnes (Hrsg.). Freundliches Begegnen. Goethe, Minchen Herzlieb und das Frommannsche Haus. Stuttgart / Jena, 1927.

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  7. Zum Goethe-Zelterschen Briefwechsel. Hrsg. von Ludwig Geiger. in: Goethe-Jahrbuch 22 (1901), S. 91–109.

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  8. Zelters Beziehungen zu den Komponisten seiner Zeit. in: Jb. der Sammlung Kippenberg 8 (1929/30), S. 134–248. Carl Friedrich Zelters Darstellungen seines Lebens. Weimar, 1931 (Schriften der Goethe-Gesellschaft 44). Die angekündigte sechsbändige “Jubiläumsausgabe” der Werke Zelters wurde dagegen nie verwirldicht (vgl. dazu auch Thomas Richter in: Jahrbuch für Volksliedforschung 1995). Diese Arbeiten sind nach wie vor wertvoll, weil nach der “Umpflügung der deutschen Bibliotheks- und Archivlandschaft” im Zweiten Weltkrieg erhebliches Material nicht mehr aufzufmden ist; z. B. die Familienarchive der Zelters, in denen sich fast das gesamte handschriftliche Material befunden hat, das Schottländer seiner Publikation von 1931 zugrunde legen konnte.

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  9. Eine Ausnahme bildet: Comelia Schröder (Hrsg.). Carl Friedrich Zelter und die Akademie. Dokumente und Briefe zur Entstehung der Musiksektion in der Preußischen Akademie der Künste. Berlin, 1959.

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  10. Hans-Heinrich Reuter. ‘Die Weihe der Kraft’. Ein Dialog zwischen Goethe und Zeltet und seine Wiederaufnahme bei Fontane. in: Studien zur Goethezeit. Festschrift Lieselotte Blumenthal. Hrsg. von Helmut Holtzhauer u. a. Weimar, 1968, S. 357–375.

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  11. Peter Boerner. Musikalisches, märkische Rübchen und sehr ernste Betrachtungen über das Leben. Goethe korrespondiert mit Carl Friedrich Zelter. in: Jb. FDH 1989, S. 127–146. Vgl. auch: Ders. Goethes Briefwechsel mit Zelter; Ders. Rauhes Berlin und stilles Weimar.

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  12. Ebd., S. 137.

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  13. Ebd., S. 145 und S. 130.

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  14. Vgl.: E. Jenisch. ‘Das Klassische nennne ich das Gesunde, und das Romantische das Kranke’. in: GJb. 19 (1957), S. 50–79.

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Richter, T. (2000). Einleitung — “Die Einzelnheiten sind eigentlich das Leben”. In: Die Dialoge über Literatur im Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04322-1_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04322-1_1

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-04322-1

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