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Hören, Archivieren, Messen. Zur Modernität der musikethnologischen Praxis bei Carl Stumpf und Erich M. von Hornbostel

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Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?
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Zusammenfassung

Der Philosoph Helmuth Plessner, dessen Buch Die verspätete Nation der Titel dieses Sammelbands entlehnt ist, war in den späten 1920er Jahren mit Erich M. von Hornbostel (1877–1935) bekannt geworden. Plessner war Herausgeber des Philosophischen Anzeigers und in dieser Eigenschaft auf den vielseitig interessierten Hornbostel sowie auf dessen Freund und Kollegen, den Gestaltpsychologen Max Wertheimer, gestoßen1. Anläßlich eines Melos-Heftes im Jahre 1925 beschäftigten sich Plessner und Hornbostel mit einer für die musikalische Wahrnehmung geeigneten Sinnesanthropologie. Plessner hatte kurz zuvor Die Einheit der Sinne veröffentlicht2, die offenbar von Hornbostel geschätzt wurde, da er für seinen Essay in Melos diesen Titel übernahm.

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  1. Vgl. Monika Plessner, Argonauten auf Long Island. Begegnungen mit Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Gershom Scholem und anderen, Berlin: Rowohlt 1995, S. 80–81.

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  11. Das Projekt trägt den Arbeitstitel Gehörspsychologie, Archivierung, interkultureller Vergleich — zur ambivalenten Modernität der Musikwissenschaft (1860–1933) zwischen der Suche nach Universalien und einer kulturspezifischen Musikgeschichte (Hermann von Helmholtz, Carl Stumpf Erich M. von Hornbostel). Im Jahre 1995 hatte ein Hornbostel-Workshop am Musikwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin Gelegenheit zu einer ersten interdisziplinären Verständigung nach den Publikationen von Hornbostels Schriften geboten; vgl. [Erich Moritz von] Hornbostel, Opera Omnia, hrsg. Klaus P. Wachsmann, Dieter Christensen und Hans-Peter Reinecke, Band I, Den Haag: Nijhoff 1975 [mehr bisher nicht erschienen]; Hornbostel, Tonart und Ethos (wie Anm. 6). Die Beiträge liegen nun vor als: »Vom tönenden Wirbel menschlichen Tuns«. Erich M. von Hornbostel als Gestaltpsychologe, Archivar und Musikwissenschaftler. Studien und Dokumente, hrsg. Sebastian Klotz, Berlin/Milow: Schibri 1998.

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  12. Damit setzt der vorliegende Aufsatz andere Akzente als die jüngsten einschlägigen Darstellungen zur Fachgeschichte der Berliner Ethnomusikologie; vgl. Dieter Christensen, On object and methodology in music research: concepts of music and paths of inquiry in »historical« and »comparative« musicology, in: Ethnomusikologie und historische Musikwissenschaft — Gemeinsame Ziele, gleiche Methoden?/Ethnomusicology and historical musicology: common goals, shared methodologies? Erich Stockmann zum 70. Geburtstag. Bericht der Tagung am Musikwissenschaftlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 21. 3.–23. 3. 1991 (Mainzer Studien zur Musikwissenschaft, 36), hrsg. Christoph-Hellmut Mahling und Stephan Münch, Tutzing: Schneider 1997, S. 44–50; Josef Kuckertz, Mündliche Überlieferung und historisches Bewußtsein, ebd., S. 69–74; Artur Simon, Quo vadis (Ethno-)Musikologie? Einige Überlegungen zu Zielen und Methoden sowie ihren Implikationen für eine moderne Musikwissenschaft, ebd., S. 128–138. Diese Ansätze gehen ideen- und methodengeschichtlich vor, gehen jedoch nicht auf Phänomene ein, die für die Berliner Schule der Vergleichenden Musikwissenschaft prägend waren, wie die Wahrnehmung unter dem Diktat der Apparate, die Organisationsform der Wissenschaft oder die Kultur der Messung und der Beschreibung.

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Klotz, S. (2000). Hören, Archivieren, Messen. Zur Modernität der musikethnologischen Praxis bei Carl Stumpf und Erich M. von Hornbostel. In: Gerhard, A. (eds) Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03772-5_11

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