Zusammenfassung
»Das erste Bild, das ich von meiner Kindheit habe, stammt aus dem Jahre 1933. Ich schlief. Dann hörte ich Lärm aus dem nächsten Zimmer und sah durch das Schlüsselloch, daß Männer meinen Vater schlugen. Sie verhafteten ihn. Die SA, die Nazis haben ihn verhaftet. Ich ging wieder ins Bett und stellte mich schlafend. Dann ging die Tür auf. Mein Vater stand in der Tür. Die beiden Männer neben ihm waren viel größer als er. Er war ein sehr kleiner Mann. Dann schaute er herein und sagte: Er schläft. Dann nahmen sie ihn mit. Das ist meine Schuld. Ich habe mich schlafend gestellt. Das ist die erste Szene meines Theaters.« Der Vater als KZ-Häftling, den der Junge mit seiner Mutter besucht; als Entlassener, der seinen Sohn zur Anpassung an das herrschende System ermuntert, als Anti-Stalinist, der Ende der 40er Jahre mit der SED Schwierigkeiten bekommt und in den Westen geht — das alles sind in der Erinnerung des Sohnes Bilder eines »Verlierers«, aber auch eines Mannes, der sich nicht zum Heroismus verpflichtet fühlt. M. wurde als Sohn eines Angestellten und einer Arbeiterin im Geist eines passiven Antifaschimus erzogen. Das Ende des Nationalsozialismus erlebt er als 16jähriger beim »Volkssturm«, Hitlers letztem Aufgebot. Bei Kriegsende bricht er aus einem amerikanischen Gefangenenlager aus, wird von Sowjets aufgegriffen und wieder freigelassen, durchquert tagelang das zerstörte Land.
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Literatur
Raddatz, Frank: Dämonen unterm Roten Stern. Stuttgart 1991
Gruber, Bettina: Mythen in den Dramen Heiner Müllers. Zu ihrem Funktionswandel in den Jahren 1958 bis 1982. Essen 1989
Eke, Norbert Otto: Heiner Müller. Apokalypse und Utopie. Paderborn 1989
Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Heiner Müller. Text + Kritik. München 1982
Schulz, Genia: Heiner Müller. Stuttgart 1980.
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Schulz, G. (1997). Müller, Heiner. In: Lutz, B. (eds) Metzler Autoren Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03720-6_303
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