Zusammenfassung
Spenden sind freiwillige Zuwendungen für Personen oder Organisationen, denen keine direkten Gegenleistungen gegenüberstehen. Ob Spenden im Bereich der Religion ohne Hoffnung auf Gegenleistung erfolgen, ist fraglich, zumal wenn sich diese Hoffnung erst in einem Dasein nach dem Tode realisieren wird. Typisch für Spenden ist das Moment der Freiwilligkeit und das der fehlenden Äquivalenz. In der Anfangsphase neu entstehender Religionen wird häufig auf die Praxis des Spendens zurückgegriffen. Beispiele dafür sind der frühe Buddhismus mit der Vorschrift, daß der Mönch sich durch Nahrungsmittelspenden der Laien ernähren muß, die ersten christlichen Gemeinden, die wohl auf freiwilligen Gaben basierten, aber auch Reformbewegungen, wie die Bettelorden (Franziskaner und Dominikaner), die zunächst kein Eigentum kannten. Organisationen, die sich auf Spenden stützen, sind von Mitgliedern bzw. Unterstützern abhängig, die ihrerseits im Erwerbsleben verankert bleiben. Dies führt zu einer scharfen Trennung von asketisch lebenden Spezialisten und nur mäßig engagierten Laien. Im Laufe der Zeit kommt es fast immer zu einer Routinisierung der Spendenpraxis, die auf eine Art von Abgabesystem hinausläuft. Verbunden ist diese Entwicklung mit der Möglichkeit der Organisation, ihrerseits Eigentum zu besitzen, das heißt das Armutsgebot gilt nur noch für den einzelnen Spezialisten, nicht mehr für die soziale Einheit. — Die Spendenpraxis unter gegenwärtigen Verhältnissen (Spenden für mildtätige, wissenschaftliche, kulturelle, religiöse und gemeinnützige Zwecke) dient überwiegend der unterstützenden Zusatzfinanzierung vom Staate anerkannter Einrichtungen und wird entsprechend steuerrechtlich honoriert.
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Kehrer, G. (2000). Spenden. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_98
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_98
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Online ISBN: 978-3-476-03704-6
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