Zusammenfassung
1. Der Begriff Rezeption leitet sich vom lateinischen recipere, »erhalten«, »empfangen«, »aufnehmen«, ab. Er wird in den Wissenschaften in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. In den Kulturwissenschaften fand er nach seiner Übernahme aus der literaturwissenschaftlichen Rezeptionstheorie der Konstanzer Schule breite Anwendung. Im Bereich der Ethnologie und Religionswissenschaft bezeichnet er allgemein die Orientierung einer kulturellen oder religiösen Strömung auf eine Tradition hin, die in sozialer oder kultureller Herkunft von derjenigen ihrer Träger verschieden ist. Religiöse Rezeptionen werden entsprechend Formen von Religion genannt, die nach ihrem eigenen Selbstverständnis für rituelle oder glaubensinhaltliche Inhalte auf Elemente zurückgreifen, die, im Unterschied zur →Tradition, außerhalb des legitimierten oder üblichen Kanons kultureller Elemente des sozialen Rahmens ihrer Träger liegen.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Ben-Amos, Dan/Weissberg, Liliane: Cultural memory and the construction of identity, Wayne State University Press 1999;
Bochinger, Christoph: »New Age« und moderne Religion. Religionswissenschaftliche Analysen, Gütersloh 1994;
Ehringhaus, Sibylle: Germanenmythos und deutsche Identität. Die Frühmittelalter-Rezeption in Deutschland 1842–1933, 1996;
Exotische Welten — Europäische Phantasien, Kat. Stuttgart 1987;
Kramer, Fritz: Verkehrte Welten. Zur imaginären Ethnographie des 19. Jhds., Frankfurt/M. 1977;
Schama, Simon: Der Traum von der Wildnis. Natur als Imagination, München 1996.
Zu einzelnen Rezeptionsprozessen:
Antikerezeption: Cancik, Hubert: Nietzsches Antike, Stuttgart 1995;
Faber, Richard/Schlesier, Renate (Hgg.): Die Restauration der Götter. Antike Religion und Neo-Paganismus, Würzburg 1986;
Schlesier, Renate: Kulte, Mythen und Gelehrte. Anthropologie der Antike seit 1800, Frankfurt/M. 1994 (Wissenschaftsgeschichte);
Wol-bert, Klaus: Die Nackten und die Toten des »Dritten Reiches«. Folgen einer politischen Geschichte des Körpers in der Plastik des deutschen Faschismus, Gießen 1982.
— Lexikon: Der Neue Pauly, Bd. 13–15: Rezeptions- und Wirkungsgeschichte, hg. v. Manfred Landfester, 1999 ff.
— Zeitschriften: Antike und Abendland; Journal for the Classical Tradition.
Germanenrezeption: Schnurbein, Stefanie v.: Göttertrost in Wendezeiten. Neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus, München 1993;
Storch, Wolfgang (Hg.): Die Nibelungen. Bilder von Liebe, Verrat und Untergang, München 1997 (Bildmaterial).
Keltenrezeption: s. Art. »Kelten«.
Indianerrezeption: Rodenberg, Hans-Peter: Der imaginierte Indianer. Zur Dynamik von Kulturkonflikt und Vergesellschaftung des Fremden, Frankfurt/M. 1994.
Vorderer Orient/Islam: s. Art. »Feindbild«, »Islam«, »Orientalismus«.
Indische Religionen: Meyer, Urs Walter: Europäische Rezeption indischer Philosophie und Religion, dargestellt am Beispiel von Arthur Schopenhauer, Bern 1994. — Weiteres s. Art. »Guru«, »Hare Krishna«, »Osho-Bewegung«, »Tantra«.
Buddhismus: Baumann, Martin: Deutsche Buddhisten. Geschichte und Gemeinschaften, Marburg 21995;
Ders.: »Importierte« Religionen: das Beispiel Buddhismus, in: Kerbs, Diethart/Reulecke, Jürgen (Hgg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880–1933, Wuppertal 1998, 513–522;
Dodin, Thierry/Räther, Heinz (Hgg.): Mythos Tibet. Wahrnehmungen, Projektionen, Phantasien, Köln 1997.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Hehn, G. (2000). Rezeption. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_59
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_59
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01553-2
Online ISBN: 978-3-476-03704-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)