Zusammenfassung
1. Der heute dominierende Begriff Reinkarnation ist eine Neubildung des 19. Jahrhunderts: Er entstand innerhalb der spiritistischen Bewegung (→ Spiritismus) im Rückgriff auf den Terminus Inkarnation, mit dem die »Fleischwerdung« Christi in der christlichen Theologie bezeichnet wurde. Mit Reinkarnation wird die Wiederkehr eines seelischen oder geistigen Aspekts in einem anderen Menschen, seltener in einem Tier oder einer Pflanze, bezeichnet. Im europäischen Denken steht für diesen Aspekt über Jahrhunderte die →Seele. Erst im 19. Jahrhundert treten weitere Begriffe hinzu, unter anderem →Geist, Ich oder Entelechie. Im Deutschen übersetzte man den antiken griechischen Begriff Metempsychose seit dem 17. Jahrhundert mit »Seelenwanderung«. Wiedergeburt bedeutet in der christlichen Tradition die spirituelle Neugeburt, wurde aber im 19. Jahrhundert auch für hinduistische und buddhistische Reinkarnationsvorstellungen verwendet. Die Funktion der Vergeltung bzw. Anrechnung von Schuld oder Verdienst wird, in Anlehnung an die indische Tradition, auch in Europa seit dem 19. Jahrhundert als karma bezeichnet.
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Literatur
Kochanek, Hermann (Hg.): Auferstehung oder Reinkarnation. Konsequenzen für das Leben, Freiburg/B. 1992;
Sachau, Rüdiger: Westliche Reinkarnationsvorstellun-gen. Zur Religion in der Moderne, Gütersloh 1996;
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Zander, H. (2000). Reinkarnation. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_47
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