Zusammenfassung
1. Der Begriff Wahnsinn existiert in den neuesten internationalen psychiatrischen Klassifikationssystemen nicht mehr, hingegen der Begriff des Wahns, der entweder (a) als wahnhafte Störung (sogenannte Paranoia) oder (b) bei Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises auftreten kann, ferner (c) als organische wahnhafte Störung bei Gehirnerkrankungen (Tumor, Entzündung des Gehirns) oder (d) als eine durch psychotrope Substanzen (z.B. nach LSD-, Meskalin-Einnahme) induzierte psychotische Störung. Formen des Wahnerlebens sind Wahnvorstellungen, die sich erstens als Beziehungswahn äußern können (Verfolgungs-, Liebes- oder Eifersuchtswahn) oder zweitens als Wahnwahrnehmungen in Form von Halluzinationen (Sinnestäuschungen, Trugwahrnehmungen). Dabei können Halluzinationen auf alle Sinnesgebiete bezogen sein. Vom Wahnerleben sollte man erst dann sprechen, wenn in der Entwicklung des Kindes das magischmystische Stadium des Kindergarten- und Vorschulkindes durchlaufen ist, wenn also die Dominanz einer gemeinsamen Realität gegenüber einer kind-lich-phantasierten ›Nebenrealität‹ hergestellt ist. Von einer induzierten wahnhaften Störung spricht man dann, wenn Wahnvorstellungen von anderen, meist abhängigen Personen, übernommen werden (z. B. Folie à deux, Folie en famille).
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Klosinski, G. (2000). Wahnsinn. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_174
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_174
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