Zusammenfassung
1. Richard Wagner (1813 in Dresden — 1883 in Venedig) ist einer der musikalisch einflußreichsten Komponisten des 19. Jahrhunderts, und sicherlich der umstrittenste. Seine Wirkung rührt nicht nur von seinen Innovationen innerhalb der Gattung ›Oper‹ her, die er zum »Musikdrama« umschuf; als Mythenproduzent (Nibelungen; Parsifal) und Erbauer eines Kultorts der modernen →Kunstreligion in Bayreuth ist er auch von religionshistorischer Bedeutung. Die Revolutionsjahre 1848/49, als er aufgrund politischer Aktivitäten seine Kapellmeisterstelle in Dresden verlassen muß und sich nach einer längeren Flucht in Tribschen am Vierwaldstätter See niederläßt, geben Wagner erste Anregungen für ein noch von Feuerbach und dem russischen →Anarchismus eines Michail Bakunin geprägtes Weltbild. In den vier Schriften Die Kunst und die Revolution, Das Kunstwerk der Zukunft (beide 1849), Das Judentum in der Musik (1850) sowie Oper und Drama (1851) legt er den vorläufigen musiktheoretischen und weltanschaulichen Grund für sein weiteres Werk. Seine Konzepte setzt er — ohne vorläufige Aussicht auf mögliche Aufführungen — mit der Komposition der ersten »Musikdramen« (Rheingold bereits 1853/4) um. Für seinen weiteren Lebensweg wird die Begegnung mit drei Personen besonders wichtig: mit Cosima v. Bülow geb. Liszt (1837–1930), die er in zweiter Ehe heiratet, mit Friedrich →Nietzsche, der sich zunächst mit der Schrift Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) bejahend mit Wagners Ideen auseinandersetzt, sich jedoch später in seinen Erwartungen an den ›revolutionären‹ Wagner enttäuscht fühlt und ein scharfzüngiger Kritiker des Wagnerschen Werks wird (Der Fall Wagner. Ein Musikanten-Problem; Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen, beides 1888), und mit König Ludwig II.
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Literatur
Quellen: Wagner, Richard: Sämtliche Schriften und Dichtungen, 10 Bde., Leipzig 1871–1883;
Ders.: Mein Leben, hg. v. Martin Gregor-Dellin, 1963;
Ders.: Sämtliche Briefe, hg. v. Gertrud Strobel und Werner Wolf, Leipzig 1967 ff.
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Bernbach, Udo (Hg.): In den Trümmern der eigenen Welt. Richard Wagners Ring der Nibelungen, Berlin 1989;
Borchmeyer, Dieter (Hg.): Wege des Mythos in der Moderne, München 1987;
Gebhardt, Winfried/Zingerle, Arnold: »Pilgerfahrt ins Ich«. Die Bayreuther Richard Wagner-Festspiele und ihr Publikum. Eine kultursoziologische Studie, Konstanz 1998;
Müller, Ulrich u.a. (Hgg.): Richard Wagner 1883–1983. Die Rezeption im 19. und 20 Jhd., Stuttgart 1984;
Müller, Ulrich/Wapnewski, Peter (Hgg.): Richard Wagner Handbuch, Stuttgart 1986;
Schüler, Winfried: Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära. Wagnerkult und Kulturreform im Geiste völkischer Weltanschauung, Münster 1971.
Internet: Wagner-Archiv im Internet etwa unter http://users.utu.fi/hansalmi/wagner.spml; die offizielle Homepage der Festspiele findet sich unter http://www.festspiele.de/mt/index.html
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Imhof, A. (2000). Wagner, Richard. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_173
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