Trobairitz ↗ Comtessa de Dia / Trotzig, Birgitta

Zusammenfassung

Mit ihrer im Zeichen eines apokalyptischen Denkens stehenden Dichtung gehört T. heute zu den bedeutenden Vertreterinnen der modernistischen Gegenwartsliteratur. Schon als Gymnasiastin fand sie Zutritt zu einem Kreis von Schülern um Artur Lundkvist (1906–1991), der sie als renommierter Vermittler internationaler Dichtung frühzeitig mit den Strömungen des Modernismus und Surrealismus bekannt machte. Die Orientierung an Dostoevskij, an verschiedenen Dichtern der Romantik und der Bibel weisen sie andererseits als eine der Tradition verbundene Dichterin aus. So fand sie z. B. in den traditionellen, volkstümlichen Überlieferungen Erzählformen, die sie zu eigenen Sprachexperimenten anregten. 1957 gab sie mit De utsatta (Die Ausgesetzten, 1967) eine »Legende« heraus, und 1975 erschien ihre »Märchensammlung« I kejsarens tid (In der Zeit des Kaisers). Schreiben bedeutet fur T. Wirklichkeitserforschung und zugleich die immerwährende Suche nach der im »Regenbogen der Bilder verborgenen anima mundi«, ein Topos, auf den der Titel des schmalen Prosabandes Anima (1982) hinweist. Dabei richtet sie ihr Augenmerk nicht gerade auf die lichten Erscheinungen der Welt. Ihre sozialrealistischen, meist in einen historischen Kontext gestellten Romane sind eindringliche Auseinandersetzungen mit den dunkelsten, aus dem Bewußtsein der Gesellschaft verdrängten Seiten der Wirklichkeit.