Zusammenfassung
Es zählt zu den Paradoxa der Literaturgeschichte, daß das heutzutage bekannteste und meist diskutierte Werk in lateinischer Sprache nicht von einem alten Römer stammt, sondern von einem Londoner Sheriff, geschrieben nicht unter Caesar oder Augustus, sondern unter Heinrich VIII., zehn Jahre nach dem Tode des Columbus. Paradox auch, daß allein diese eine Schrift des Autors Beachtung findet, während seine zahlreichen anderen literarischen Leistungen nur der Fachwelt bekannt sind. Der begabte Knabe studierte eine Zeitlang in Oxford, wurde seit ihrer ersten Begegnung 1497 enger Freund des Erasmus, später auch Holbeins; er erreichte früh ansehnliche Stellungen, wurde schließlich Sprecher des Parlaments (1523) und Kanzler (1529). Der König gab sich als sein Freund, besuchte ihn unangemeldet in seinem Wohnsitz in Chelsea. Doch M. blieb all solchen Erfolgen und Erhöhungen gegenüber gelassen. Seit seiner Jugend fühlte er sich zu einem asketischen Leben hingezogen, widmete sich strengen Bußübungen und führte, obschon verheiratet und Familienvater, im Grunde ein mönchisches Leben.
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Kytzler, B. (1995). Morus, Thomas (d.i. Thomas More). In: Lutz, B. (eds) Metzler Philosophen Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03642-1_197
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Online ISBN: 978-3-476-03642-1
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