Zusammenfassung
Platon ließ seinen Lehrer Sokrates im Dialog Kratylos sagen, H. lehre den Spruch: »alles fließt« (»pánta rheí«). Er konnte nicht ahnen, daß er mit dieser mißdeutenden Erklärung die Rezeption des Ephesiers für zwei Jahrtausende festlegte. Noch Hölderlin und Hegel gewannen den Fragmenten H.s vorzugsweise jene Denkfiguren ab, die sich im Sinne einer Lehre vom ›Werden und Vergehen‹ deuten lassen. Und Nietzsche, der sich nicht nur seiner Geisteseinsamkeit wegen dem ionischen Philosophen verwandt fühlte, erblickte in der »Bejahung des Vergehens« den Kern von H.s Denken. Erst die neuere philologische Forschung seit der Jahrhundertwende wies die vermeintliche Generalformel des H.schen Denkens als problematische Interpretation Piatons aus und ermöglichte eine kritische Diskussion über Inhalt und Systematik des Werks, von dem in den Fragmenten fast die Hälfte des ursprünglichen Umfangs bewahrt sein könnte. Über das Leben des Philosophen liegen dagegen fast keine Nachrichten vor. Sein Vater stammte aus einer jener aristokratischen Familien, die ihren Herrschaftsanspruch auf die Zeit der Kolonisation Kleinasiens zurückführten. Aus dieser Tradition kam auf H. wohl die Königswürde, die er von sich aus an seinen nächstgeborenen Bruder weitergegeben haben soll.
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Gönner, G. (1995). Heraklit. In: Lutz, B. (eds) Metzler Philosophen Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03642-1_127
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