Zusammenfassung
Schillers hundertjähriger Geburtstag hatte bei allen Verehrern des großen Deutschen den Wunsch einer allgemeinen Gedächtnisfeier angeregt, schreibt der junge Friedrich Nietzsche in seinem Bericht über die mehrtägigen Festveranstaltungen im November 1859 an der Landesschule Pforta.1 Am ersten Tag wurden Szenen aus dem Wallenstein und das durch Romberg vertonte Lied von der Glocke aufgeführt, in abgestimmter Folge von politischer Staatsaktion und bürgerlicher Idylle: dort der durch Habsburgische Ränke zu Fall gebrachte Held der Tragödie, der einem Ziel nachstrebt, das sein Handeln leitet, hier die wechselnden Situationen und Bilder bürgerlichen Lebens. Wir gerieten, so erinnert sich Nietzsche, und ähnlich wird es überall in Deutschland gewesen sein, in Angst bei der Verwirrung der Feuersbrunst, wir trauerten mit bei den ernsten Klagegesängen, wir wurden erschreckt über die wilden Melodien der Revolution, bis sich unsere Gemüter wieder in der Milde der Friedenschöre beruhigten. Den Abschluß der Vorfeier bildete Goethes Epilog zu Schillers Glocke (1815), mit den Zeilen am Schluß:
Wir haben alle segenreich erfahren,
Die Welt verdank’ ihm, was er sie gelehrt;
Schon längst verbreitet sich’s in ganze
Scharen, Das Eigenste, was ihm allein gehört.
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Notizen
vgl. C.P. Janz, Friedrich Nietzsche, sd. 1, München 1981, S. 79f.
Interessante Einblicke finden sich bei R. Unger, Richtungen und Probleme neuerer Schiller-Deutung, in: Zur Dichtungs- und Geistesgeschichte der Goethezeit, Berlin 1944, S. 68–111.
Vgl. W. Paulsen, Friedrich Schiller 1955–1959. Ein Literaturbericht, in: Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesellschaft VI (1962), S. 369–464;
W. Wittkowski, Friedrich Schiller 1962–1965, ebd., Bd. X (1969), S. 414–464;
H. Koopmann, Schiller-Forschung 1970–1980, Marbach a. Neckar 1982.
Vgl. Carl J. Burckhardt, Schillers Mut, und André François Poncet, Friedrich Schiller-Mitbürger, in: Schiller. Reden im Gedenkjahr 1955, Stuttgart 1956, S. 43–96.
So H. Koopmann, Schiller. Eine Einführung, München/Zürich 1988, S. 56.
So formuliert E. Staiger, Friedrich Schiller, Zürich 1967, S. 60.
Diesen Aspekt betont F. Meinecke, Schiller und der Individualitätsgedanke, Leipzig 1937, S. 8f.
Ich folge hier W. Dilthey, Schiller, in: Von deutscher Dichtung und Musik, hrsg. von G. Misch/H. Nohl, Stuttgart/Göttingen 1932, S. 380.
Vgl. M. Kommereil, Schiller als Gestalter des handelnden Menschen, in: Geist und Buchstabe der Dichtung, Frankfurt/M. 19443, S. 144.
Vgl. Th. Schieder, Schiller als Historiker, in: HZ Bd. 190 (1960), S. 39.
Vgl. H.-G. Gadamer, Wahrheit und Methode, Grundzüge der philosophischen Hermeneutik, Tübingen 1986, S. 201.
Den Terminus verwendet G. Kaiser, Von Arkadien nach Elysium, Schiller-Studien, Göttingen 1978, S. 165.
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Riedel, M. (1995). Geschichte und Gegenwart Europa in Schillers Konzept der Universalgeschichte. In: Dann, O., Oellers, N., Osterkamp, E. (eds) Schiller als Historiker. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03619-3_3
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