Zusammenfassung
In den Pariser Tagebüchern Ernst Jüngers findet sich im Oktober 1941 folgende Eintragung: »Mittags im ›Ritz‹ mit Carl Schmitt, der vorgestern einen Vortrag über die völkerrechtliche Bedeutung des Unterschieds von Land und Meer gehalten hat. Dazu Oberst Speidel, Grüninger, Graf Podewils. Gespräch über wissenschaftliche und literarische Kontroverse in dieser Zeit. Carl Schmitt verglich seine Lage mit der des weißen, von schwarzen Sklaven beherrschten Kapitäns in Melvilles ›Benito Cereno‹ und zitierte dazu den Spruch: ›Non possum scribere contra eum, qui potest proscribere‹«1.
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Notizen
Ernst Jünger, Das erste Pariser Tagebuch, 18. Oktober 1941, in: Ders., Sämtliche Werke, Erste Abteilung, Tagebücher II, Bd. 2, Strahlungen I, Stuttgart 1979, S. 265.
Vgl. Waldemar Gurian, Deutsche Briefe 1934–1938. Ein Blatt der katholischen Emigration, Bd. I u.II, bearbeitet von Heinz Hürten, Mainz 1969, Bd. I, S. 404. Der katholische Publizist gehörte nach seiner Emigration in die Schweiz zu den scharfsten Kritikern Schmitts. In den »Deutschen Briefen« rekonstruiert Gurian die Stationen der opportunen Läuterung Schmitts gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern. Von Gurian, der in den zwanziger Jahren mit Schmitt befreundet war, stammt auch die Titulierung Schmitts als »Kronjurist des HI. Reiches.« Vgl. a. a. O., S. 52–54. Vgl. zu Gurian Alfons Söllner, »Kronjurist des Dritten Reiches«. Das Bild Carl Schmitts in den Schriften der Emigranten, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 1, hrsg. v. Wolfgang Benz, Ffm 1992, S. 191–217.
Vgl. Carl Schmitt, Die deutschen Intellektuellen, in: Westdeutscher Beobachter, Nr. 126, 31.5. 1933, S. 2.
Vgl. hierzu Norbert Bolz, »Geist kann man nicht habilitieren«, in: Tumult, Zeitschrift für Verkehrswissenschaft, München 1989, S.5–12.
Vgl. Ex capitate salus — Erfahrungen der Zeit 1945/47, Köln 1950, S. 21: » Benito Cereno, der Held von Herman Melville’s Erzählung, ist in Deutschland zu einem Symbol der Intelligenz in einem Massensystem erhoben worden«. Sowie: S. 75: »Ich bin der letzte, bewußte Vertreter des jus publicum Europaeum, sein letzter Lehrer und Forscher in einem existenziellen Sinne und erfahre sein Ende so, wie Benito Cereno die Fahrt des Piratenschiffs erfuhr. Da ist das Schweigen am Platz und an der Zeit. Wir brauchen uns nicht davor zu furchten. Indem wir schweigen, besinnen wir uns auf uns selbst und auf unsere göttliche Herkunft«. Vgl. hierzu: Richard Faber, »Benito Cereno« oder die Entmythologisierung Euro-Amerikas. Zur Kritik Carl Schmitts und seiner Schule, in: Kultursoziologie — Symptom des Zeitgeistes? hrsg.v. Helmut Berking und Richard Faber, Wiirzburg, 1989 S. 68–88.
Vgl. Jacocb Taubes, Ad Carl Schmitt — Gegenstrebige Fiigung, Berlin 1987, S. 27.
Vgl. Alfons Sõllner, Jenseits von Carl Schmitt. Wissenschaftsgeschichtliche Richtigstel-lungen zur politischen Théorie im Umkreis der «Frankfurter Schule«, in: Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft, 12. Jg. 1986, S. 505.
Vgl. zu Albert Salomon, der politische Soziologie an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin lehrte, Chryssoula Kambas, Walter Benjamin und Gottfried Salomon, Bericht über eine unveröffentlichte Korrespondenz, in: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 1982, H.4, S. 601–621. Zwischen 1922– 1926 korrespondierte Benjamin mit dem Soziologen Gottfried Salomon. Im Zentrum der Korrespondenz stand Benjamins Habilitationsprojekt. Kambas rekonstruiert aus dem Nachlaß Gottfried Salomons, der sowohl mit Albert Salomon als auch mit Carl Schmitt korrespondierte, daß dieser Benjamin auf Schmitts Souveränitätslehre hingewiesen habe. Außerdem habe Benjamin Gottfried Salomon darum gebeten, ihm bei der gezielten Verbreitung des Trauerspielbuches behilflich zu sein (a. a. O., S. 609). Die Vermittlung Albert Salomons könnte demnach Gottfried Salomon veranlaßt haben. Albert Salomon seinerseits gab 1931 einen Sammelband über «Probleme der Demokratie« heraus, in dem auch Carl Schmitt mit dem Aufsatz »Die neutralen Größen im heutigen Verfassungsstaat« vertreten war. Der Band dokumentiert eine Vorlesungsreihe der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin aus dem Sommersemester 1929. Im Nachwort bemerkt Salomon, daß dieser Band das »überraschende Phänomen« dokumentiere, daß ein »großer Teil der Diskussionsredner die schärfste Kritik an dem Regierungssystem der Demokratie ubten«, ganz unabhängig von ihrer verschiedenen »politischen und weltanschaulichen Haltung«. Vgl. Politische Wissenschaft, Schriftenreihe der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin und des Instituts für auswärtige Politik in Hamburg, H. 10, Probleme der demokratie, Nachwort S. 69–72.
Vgl. Gershom Scholem, Walter Benjamin, in: Ders., Judaica, Ffm. 1983, S. 215: »Ich würde […] sagen, daß ich diesen Einfluß Brechts auf die Produktion Benjamins in den dreißiger Jahren für unheilvoll, in manchem auch für katastrophal halte«.
Werner Fuld, Walter Benjamin — Zwischen den Stühlen, Ffm 1981, S. 158.
Fritz J. Raddatz, Sackgasse, nicht Einbahnstraße, in: Merkur, Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 27. Jg., 1973, S. 1065–1075, hier: S. 1069 f.
Vgl. Marcel Reich-Ranicki, Auf der Suche nach dem verlorenen Echo, in: Die Zeit, 24. 11. 1972, Literaturbeilage, S. 8.
Marianne Schuller, Bilder — Schriften zum Gedächtnis. Freud, Warburg, Benjamin — Eine Konstellation, in: Internationale Zeitschrift für Philosophie, hrsg.v. Günter Figal und Enno Rudolph, Heft 1, Stuttgart 1993, S. 73–95, hier: S. 73.
Vgl. zur Einschätzung von Schmitts Rolle im Nationalsozialismus sehr differenziert: Reinhard Mehring, Carl Schmitt zur Einführung, Hamburg 1992, S. 101ff; sowie: Paul Noack, Carl Schmitt — Eine Biographie; Berlin/Ffm, 1993, S.164ff.
Die erste Schmittbiographie erschien 1983 in englischer Sprache. Vgl., Joseph W. Bendersky, Carl Schmitt, Theorist for the Reich, Princeton 1983. Vgl. ebenso: Paul Noack, a. a. O.
Gertrude Lübbe-Wolf, Von der Unperson zum Klassiker, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. 10. 1986, S. 34.
Vgl. Kurt Sontheimer, Der Macht näher als dem Recht. Zum Tode Carl Schmitts, in: Die Zeit vom 19.4.1985, Nr. 17, S. 7.
Vgl. hierzu, Manfred Gangl, Gérard Raulet (Hg.), Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer Gemengelage, Ffm 1994.
Vgl. Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher, Ffm 1979, S.10.
Ernst Jünger, Vorwort in : Ders., Sämtliche Werke, Erste Abteilung, Tagebücher II, Bd., 2, Strahlungen I, Stuttgart 1979, S. 13.
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Heil, S. (1996). Einleitung. In: »Gefährliche Beziehungen«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03600-1_1
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