Zusammenfassung
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde von nicht wenigen europäischen Intellektuellen als erneuter Beweis für die unüberwindbare Krise nicht nur des historischen Materialismus, sondern auch einer jeden »einseitigen naturalistischen Denk- und Fühlweise« (Husserl) angesehen. War das Versagen einer ökonomischen und materialen Erklärung der Welt und ihrer Geschichte nicht offenkundig im Angesicht eines Krieges, der sich vielen Publizisten als ein Kampf entgegengesetzter Ideale und Weltanschauungen, ja sogar als ein Religions- und Glaubenskrieg darstellte?1 Welchen Sinn hatte es, weiterhin von Klassenkampf oder auch nur von materiellen Interessen zu sprechen bei einem Konflikt, der doch jede materielle Dimension zu übersteigen und die Überlegenheit des Geistigen über das Ökonomische zu beweisen schien? Welchen Sinn hatte diese Rede angesichts der Erfahrung einer nationalen Gemeinschaft, wunderbar und aufs innigste vereinigt in der Stunde der Gefahr?
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Anmerkungen
W. Sombart, Händler und Helden. Patriotische Gesinnungen, München/Leipzig 1915, S. 3.
S. Zweig, Die Welt von gestern. Erinnerungen eines Europäers (1944), repr. Nachdr. Frankfurt 1968, S. 207.
M. Weber, Deutschlands weltpolitische Lage (27. Okt. 1916), in Id., Zur Politik im Weltkrieg, Schriften und Reden 1914–1918, hg. von W. J. Mommsen unter Mitarbeit von G. Hübinger, Studienausgabe, Tübingen 1988, S. 341 f.
M. Weber, An der Schwelle des dritten Kriegsjahres (1. August 1916), in Id., Zur Politik im Weltkrieg, zit., S. 334.
Zit. bei Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, Tübingen 1926, S. 527, S. 530, und S. 536.
Ebenda, S. 529.
Ebenda, S. 526.
M. Scheler, Der Genius des Krieges und der deutsche Krieg (1915), in Id., Gesammelte Werke, Bd. 4, Politisch-pädagogische Schriften, hg. v. M. S. Frings, Bern/München 1982, S. 11; vgl. auch H. Hafkesbrink, Unknown Germany. An Inner Chronicle of the First World War Based on Letters and Diaries, New Haven 1948, S. 37.
Der Brief ist jetzt abgedruckt in E. Husserl, Aufsätze und Vorträge (1911–1921), hg. von Th. Nenon und H. R. Sepp, Den Haag 1987 (Husserliana Bd. 25) S. 293.
G. L. Mosse, Le guerre mondiali. Dalla tragedia al mito dei caduti, Rom/Bari 1990, S. 73.
Vgl. A. J. P. Taylor, English History, 1914–1945, Oxford 1965, S. 35 f.
Zitiert bei E. J. Leed, No Man’s Land. Combat & Identity in World War I, Cambridge University Press, London/New York/ Melbourne 1979. S. 44 f.
Marianne Weber, Fichte’s Sozialismus und sein Verhältnis zur Marx’schen Doktrin (1900) jetzt in H. Lindau und Marianne Weber, Schriften zu J. G. Fichtes Sozialphilosophie, hg. von H. M. Baumgartner und W. G. Jacobs, Hildesheim/Zürich/New York 1987, S. 100, S. 113, S.115 und S. 96.
Ebenda, S. 106, Anm. 2.
Th. Mann, Kultur und Sozialismus (1928), in Id., Essays, Bd. 2 (hg. von H. Kurzke) Frankfurt a. M. 1986, S. 96.
Ebenda, S. 99–101.
Vgl. Domenico Losurdo, Hegel und das deutsche Erbe, Köln 1989, XIV Kap. § 9.
B. Croce, Materialismo storico ed economia marxistica (Vorwort zur 3. Aufl. 1917) Bari 1973, S. XII–XIV.
B. Croce, Il partito come giudizio e come pregiudizio (1912) und Fede e programmi (1911) in Id., Cultura e vita morale (1914), Bari 1926, (2. Ausg.) S. 196 und S. 163.
B. Croce, L’Italia dal 1914 al 1918, Pagine sulla guerra, Bari 1950 (3° Aufl.) S. 22.
J. Plenge, 1789 und 1914. Die symbolischen Jahre in der Geschichte des politischen Geistes, Berlin 1916; vgl. D. Losurdo, Hegel und das deutsche Erbe, zit., XIV. Kap. § 9.
B. Croce, Storia d’Italia dal 1871 al 1915 (1927), Bari, 1967, S. 261, S. 263 und S. 268–271.
A. Gramsci, L’idea territoriale (1916) in Id., Cronache torinesi (1913– 1917), hg. von S. Caprioglio, Turin 1980, S. 608.
Ebenda.
G. Gentile, La filosofia della guerra (1914), in Id., Guerra e fede, (3. Aufl.), hg. von H. A. Cavallera (Opere, Bd. 43), Florenz 1989, S. 7 und S. 13.
E. Husserl, Fichtes Menschheitsideal (1917), in Id., Aufsätze und Vorträge (1911–1921), zit., S. 269.
G. Simmel, Der Krieg und die geistigen Entscheidungen, München / Leipzig 1917, S.20.
S. Freud, Zeitgemässes über Leben und Tod, (1915), in Id., Gesammelte Werke, Bd. 10, Frankfurt a. M. 1969 (5. Aufl.), S. 341–43.
Ebenda, S. 354–55.
L. Wittgenstein, Geheime Tagebücher 1914–1916, hg. u. kommentiert von W. Baum, Wien 1991, S. 69.
Ebenda, S. 67.
Ebenda, S. 22.
Ebenda, S. 70.
Ebenda, S. 71.
Th. Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) hg. von H. Helbling, Frankfurt a. M. 1988, S. 452 f.
Ebenda, S. 450.
Weitere Unterhaltungen Clemenceaus mit J. Martet, Berlin 1930, S. 54 f. (zitiert bei K. Löwith, Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht, Stuttgart 1986, S. 141, Anm. 13.)
Brief an die Schwester Hermine vom 12. April 1917, zit. bei M. Nedo und M. Ranchetti (Hg.), Wittgenstein. Sein Leben in Bildern und Texten, Frankfurt a. M. 1983, S. 135; auf diesen Brief hat I. Valent, Invito al pensiero di Ludwig Wittgenstein, Mailand 1989, S. 17 f. hingewiesen.
Diese Definition schließt die Theorie des Romans ab, die zunächst (1916) in einer Zeitschrift, und später (1920) in Buchform erschienen ist. Sich das Buch und die Epoche ins Gedächtnis zurückrufend, bemerkt Lukács weiterhin: »Fichtes Zeitalter der vollendeten Sündhaftigkeit bedeutet, daß Europa aus jener Pseudokonsolidation, in der die Menschen bis 1914 gelebt haben, dorthin gestürzt ist, wo es sich jetzt befindet«; vgl. Id., Gelebtes Denken. Eine Autobiographie im Dialog. Redaktion István Eörsi, Frankfurt a. M. 1981, S. 77.
M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie (1920), Tübingen 1927, S. 548; der Text, der sich in den »Zwischenbetrachtungen« findet, stammt aus dem Jahre 1916; vgl. E. Baumgarten (Hg.), Max Weber. Werk und Person. Dokumente, Tübingen 1968, S. 473 und S.668.
M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, zit. S. 548.
E. Jünger, Feuer und Blut (1925), in Id., Sämtliche Werke, Stuttgart 1978 ff., Bd. 1, S. 444.
E. Jünger, Der Kampf als inneres Erlebnis (1922), in Id., Sämtliche Werke, zit., Bd. 7, S. 36.
Ebenda, S. 54.
Ebenda, S. 85.
Die Herausforderung des Todes ist die »eigentliche Männertaufe«: vgl. E. Jünger, Kriegsausbruch 1914, (1934), in Id., Sämtliche Werke, zit., Bd. 1, S. 544.
Die »Volksgemeinschaft» geht mit der »Opferbereitschaft« einher: vgl. H. Heyse, Idee und Existenz, Hamburg 1935, S. 301.. Was die Figur dieses maßgeblichen Ideologen des Nazismus betrifft, vgl. K. Löwith, Mein Leben…, zit., S. 51, S. 85 f. und S. 142, Anm. 18, und E. Nolte, Philosophie und Nationalsozialismus, in A. Gethmann-Siefert und O. Pöggeler (Hg.), Heidegger und die praktische Philosophie, Frankfurt a. M. 1988, S. 338–56.
Der Ausdruck stammt von Friedrich Georg Jünger (dem Bruder von Ernst): Vgl. Der Aufmarsch des Nationalsozialismus, Leipzig (1926) S. 21, (zitiert bei K. Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, München 1968, S. 57).
So Robert Ley (Anführer der Gewerkschaft des Regimes) zitiert bei L. Poliakov und J. Wulf, Das Dritte Reich und seine Denker (1959) München 1978, S. 17.
Ebenda.
Ebenda, S. 121.
W. Sombart, Deutscher Sozialismus, Berlin 1934, S. 237 f.
J. Goebbels, Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus, Berlin 1934, S. 14 und S. 21.
E. Krieck, Die deutsche Staatsidee (1916), Vorwort zur 2. Aufl., Leipzig 1934, S. 1 und S. 3.
E. Jünger, Der Arbeiter (1932), Stuttgart 1982 (Bibliothek der Moderne), S. 19 und 26 f.
A. Baeumler, Nietzsche, der Philosoph und Politiker, Leipzig 1931, S.65.
Th. Mann, Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft (1930) in Id., Essays, Bd. 2, zit., S. 115.
C. Schmitt, Die Lage der europäischen Rechtswissenschaft, (1943–44), in Id., Verfassungsrechtliche Aufsätze, Berlin 1985 (3. Aufl.), S. 421 und 419.
O. Spengler, Jahre der Entscheidung, München 1933, S. 11 f.
O. Spengler, Der Mensch in der Technik. Beitrag zu einer Philosophie des Lebens (1933), München 1971, S. 24 und S. 40.
Ebenda, S. 26; auch für den Schmitt von 1934 fällt der Zusammenbruch Deutschlands im Ersten Weltkrieg und die Gründung der Weimarer Republik mit dem Sieg des »Bürgers« (der von den Ideen des Feindes durchtränkt, und damit, zumindest objektiv ein Verräter war) über den » Soldaten«, zusammen, vgl. C. Schmitt, Staatsgefüge und Zusammenbruch des zweiten Reiches. Der Sieg des Bürgers über den Soldaten, Hamburg 1934, (besonders S. 42).
O. Spengler, Der Untergang des Abendlandes (1918–1923), München 1980, S. 684 und S. 153 f.
O. Spengler, Urfragen. Fragmente aus dem Nachlaß, hg. von A. M. Koktanek u. M. Schröter, München 1965, S. 346–48.
M. Weber, Die Wissenschaft als Beruf, in Id., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg. von J. Winckelmann, Tübingen 1985 (6. Aufl.), S. 604.
Th. Mann, Gedanken im Kriege (1914), in Id., Essays, zit., Bd. 2, S. 28.
F. Böhm, Anti-Cartesianismus. Deutsche Philosophie im Widerstand, Leipzig 1939, S. 97 f.
Vgl. den bei G. Schneeberger, Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern 1962, S. 225–228 abgedruckten Text.
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Losurdo, D. (1995). Ein »großer und wunderbarer« Krieg. In: Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03593-6_1
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