Boccherini, (Ridolfo) Luigi

Zusammenfassung

»Musikalische Klassik« als Terminus, der Rang- und Stilfragen unauflöslich miteinander verkoppelt und deshalb nur auf die »Wiener Klassik« als Teilphänomen des Zeitalters anzuwenden ist, schließt Komponisten wie Salieri, Cherubini und B. zwar aus, ermöglicht aber die Chance, unabhängig davon die Kontinuität außerklassischer Traditionen ernsthaft zu untersuchen, die, solange sie nur auf die »Wiener Klassik« bezogen wurde, verdeckt blieb. Erst mit einer Betrachtungsweise also, die nicht alle Musik der Zeit an den klassischen Idealen etwa der motiv-thematischen Arbeit, des Sonatenprinzips und der Synthese und Balance mißt (und meistens danach verwirft), kann B.s Bedeutung, wenn auch nicht als Klassiker, so doch als Komponist von klassischem Rang begründet werden. Nachdem das 19. Jahrhundert B. ganz auf das unverbindlich harmlose Galante und auf zwei verhängnisvolle Werke, das Menuett aus dem Streichquintett E-dur op. 13 Nr. 5 (G 275, 1771) und das unerträgliche von Grützmacher kompilierte Violoncellokonzert B-dur reduziert hat, beginnen Musikforschung und -praxis erst allmählich, »den anderen B. zu entdecken: den Generationsgenossen und, in mancher Hinsicht, Gegenspieler Haydns« (Finscher, vgl. Stegemann, 4).