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Zusammenfassung

»Uns muß es schütteln vor Energie, oder wir müssen lautlos sein vor Leere, dann sind wir Komponisten« (Ins eigene Fleisch, 8). Komponieren ist für R. spontane Selbstentäußerung, das Werk klangliches Protokoll der jeweiligen Lebenssituation, in der es entstanden ist. Die musikalische Erfindung gleicht sich ungeordnet fortpflanzenden Prozessen in der Natur, sie ist sinnlicher Ausdruck freiwerdender Energie. Dabei erweisen sich für R. besonders die Krisenmomente des Lebens als fruchtbar: Der Klang entsteht und wächst dort, wo das Innere offenliegt und verletzlich ist. Mit solch rückhaltloser Subjektivität der musikalischen Sprachfindung macht R. Anfang der siebziger Jahre auf sich aufmerksam. Wie auch andere westdeutsche Komponisten seiner Generation (z. B. von Böse, Wolfgang von Schweinitz, Trojahn) löst er sich von ästhetischen Normen und kompositionstechnischen Vorgaben der seriellen und postseriellen Schulbildungen, um seiner Musik ein Höchstmaß an Expressivität zu ermöglichen. Erste Anerkennung bringen zwei auf den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführte Orchesterwerke (Morphonie, 1972; Sub-Kontur, 1974). R., der Studien bei Fortner, Stockhausen und Kl. Huber betrieb und heute Komposition in Karlsruhe lehrt, wird schnell zur auffälligsten Figur der jungen deutschen Komponistengeneration. Sein bisheriges, äußerst umfangreiches Œuvre hat eine weit über Insider-Kreise hinausgehende Resonanz in der Öffentlichkeit. Grundsätzlich auf Kommunikation angelegt, sucht R.s Musik gerade im Ausloten der Innenwelt den Weg nach außen, den gleichsam körperlichen Zugang zum Gegenüber. Es geht R. um die genaue Darstellung komplexer Gefühlszustände, um deren Verständlichkeit willen er eine ebenso komplexe Musik fordert. Die diesem Anspruch gemäße Genauigkeit der musikalischen Formulierung erstrebt R. durch ein Komponieren, das er als »inklusiv« bezeichnet. Hierin verbindet sich die »Öffnung der Musik für Einflüsse von außen«, die »Integration von Heterogenem, Fertigem und Unfertigem« und das »Zulassen von Verletzlichkeit« im Schaffens-prozeß (Der geschockte Komponist, 48). Komponieren versteht sich mehr als Selbstexperiment, denn als experimenteller Umgang mit musikalischem Material.

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Literatur

  • Universal Edition (Wien); einige frühe Werke bei Breitkopf & Härtel (Wiesbaden).

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  • Der geschockte Komponist, in Darmstädter Beiträge 1978, hrsg. von E. Thomas, Mainz 1978, 40–51. Ins eigene Fleisch ..., in NZfM 140 (1979), Heft 1,6–8.

    Google Scholar 

  • Der Komponist W. R., hrsg. von D. Rexroth, Mainz 1985 [mit zahlreichen Quellentexten und Aufsätzen zur Musik R.s]. Klüppelholz, W: W R.: Wölfli-Liederbuch, in Melos 49 (1987), Heft 1, 51 – 63 [mit WV und Bibl.]. Komponistenportrait W R., hrsg. von M. Wilkening, Bln. 1988 [mit Ergänzungen zu WV und Bibl.].

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Horst Weber

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Sommer, U. (1992). Rihm, Wolfgang. In: Weber, H. (eds) Metzler Komponisten Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03421-2_248

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