Zusammenfassung
Im Denken und Schaffen Pf.s macht sich das Bewußtsein geltend, in einer Epoche des Umbruchs zu leben. Die Herausforderung durch Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907) und durch Schönbergs Übergang zur Atonalität führte Pf, dessen Tonsprache um 1900 als neuartig und kühn empfunden wurde, zu einer konservativen Haltung. Diese ist jedoch weit entfernt von der Fixierung auf einen Status quo der Tonsprache oder des Stils. Einer solchen Fixierung, die in den Leerlauf eines epigonalen Sichwiederholens mündete, widerstreitet grundsätzlich die Pf.sche Ästhetik: Die Lehre vom Einfall ist nicht primär so zu lesen, daß Einfall gegen bewußte Formung ausgespielt wird — auch wenn Pf. in der Auseinandersetzung diese Position bezogen hat, sondern daß Einfall die Individualität der jeweiligen Formung meint: das Postulat, sich nicht zu wiederholen, sondern jeweils Neues, Unverwechselbares hervorzubringen. Dieses Postulat war um so wichtiger, als die Bedingungen der Tonalität einen gewissen Wiederholungszwang nahelegten, dem nur durch Besonde-rung — durch Einmaligkeit des Einfalls — zu begegnen war. (Die Auflösung der Tonalität könnte unter diesem Aspekt als ein letzter, von Pf. freilich nicht gebilligter Schritt in die Besonderung des Einfalls gegenüber der wiederholbar allgemeinen Struktur der Tonalität gedeutet werden.) Pf. hat seine traditionsbewahrende Haltung schriftstellerisch verteidigt und sich dabei allerdings einer Diktion bedient, die in einem Konservatismus deutschnationaler und präfaschistischer Art beheimatet ist.
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Literatur
Brockhaus; Fürstner; Leuckart (alle Lpz.); Schott (Mainz); Gesamtausg. der Lieder mit Klavierbegleitung, 2 Bde., hrsg. von H. Rectanus, Mainz 1979–83.
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Nowak, A. (1992). Pfitzner, Hans Erich. In: Weber, H. (eds) Metzler Komponisten Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03421-2_227
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