Zusammenfassung
Die erste Komposition, die G. M. als sechsjähriges Kind zu Papier gebracht haben soll, »war eine Polka, wozu er einen Trauermarsch als Einleitung schrieb« (Erinnerungen, 69). Was auf den ersten Blick wie eine biographische Marginalie anmutet, ist doch mehr: wie in perspektivischer Verkleinerung erscheinen darin wesentliche Züge seines späteren Kompo-nierens. Da ist die frühe »musikalisch umgangssprachliche« (Eggebrecht, 284) Prägung durch die »böhmischen Musikantenkapellen« seiner Kinderwelt, die zwischen »Leichenmusik« und »lustiger Weise« (Erinnerungen, 174) nicht groß zu unterscheiden wußten, die Erfahrung der Wirklichkeit als dis- sonierender »mit ihren schneidenden Kontrasten und der gräßlichen Ironie« (ebd.), und, vor allem, der um stilistische Reinheitsgebote unbekümmerte Impuls, solcherart dissonierende, »rücksichtslose Polyphonie« (ebd.) des Weltlaufs kompositorisch zu artikulieren. M.s kindliche Koppelung von Polka und Trauermarsch deutet auf eine zentrale Eigenart seines entwickelten Komponierens, die unter Begriffen wie Diskontinuität, Heterogenität, Gebrochenheit, Ironie seit jeher- faszinierend wie Anstoß erregend — im Mittelpunkt der Mahler-Diskussion gestanden hat.
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Literatur
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Sponheuer, B. (1992). Mahler, Gustav. In: Weber, H. (eds) Metzler Komponisten Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03421-2_179
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