Zusammenfassung
Tragödien waren bei Frauen kein populäres Genre. Gegenüber ca. 1000 Komödien und Schauspielen konnten in beiden Jahrhunderten nur 86 Tragödien ausfindig gemacht werden. Davon sind 30 historische Tragödien, neun sind Bearbeitungen von Mythologien und Bibelgeschichten, acht verleugnen die Zugehörigkeit zum tragischen Genre unter der Bezeichnung „Drama“ oder „Schauspiel“ (wie Bredens Faustina). Von den 39 übriggebliebenen „reinen“ Tragödien gibt es kaum eine, die sich nicht in ein pseudo-historisches Gewand kleidet, sich auf mehr oder minder obskure Chroniken beruft, oder das Stück als Darstellung einer tatsächlichen Begebenheit bezeichnet. Mit sehr wenigen Ausnahmen spielen alle Tragödien in geographischer oder zeitlicher Hinsicht „weit weg“. Obwohl es also sehr wenige Trauerspiele von Frauen gibt und bei den wenigen, die es gibt, eindeutig der Versuch gemacht wurde, sie durch die Autorität historischer oder realer Begebenheiten zu legitimieren, scheinen Frauen durchaus Geschmack am Tragischen gefunden zu haben: viele Frauen (z. B. Amalie von Sachsen, Luise Gottsched, Elisabeth Kulmann, Catharina Link, Malwine Maltzan, Henriette Montenglaut, Karoline Paulus, Caroline Schlegel-Schelling und Katharina Zitz) übersetzten mit Vorliebe die Tragödien männlicher Dichter; bei einigen (Paulus, Zitz) machte diese Übersetzertätigkeit ihr dramatisches Gesamtwerk aus.
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Kord, S. (1992). Gerechtigkeit erwartet nicht: Tragödien. In: Ein Blick Hinter die Kulissen. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03410-6_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03410-6_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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